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Darling der Woche

Darling der Woche: Katerfilme

Das neue Jahr ist noch keinen ganzen Tag alt und der Kopf brummt? Die Redaktion stellt ihre liebsten Katerfilme vor.

Meinungen
Dazed and Confused / Die nackte Kanone / Ein Fisch namens Wanda
Dazed and Confused / Die nackte Kanone / Ein Fisch namens Wanda

Die nackte Kanone

Vielleicht ist es keine gute Idee, sich diesen Klassiker bei besonders schweren Kopfschmerzen zuzumuten – letztlich ist Lachen aber doch die beste Medizin. Die Gags, die einem in Die nackte Kanone im Sekundentakt um die Ohren fliegen, wärmen mich ganz besonders. Als Kind habe ich den Film bestimmt hundertmal gesehen. Heute ist er wie eine Decke, in die ich mich einhüllen kann, wenn es mir nicht gut geht. Mein Vater fand den Humor immer doof und auch heute gibt es noch Menschen, die dem Film eine Qualität abschreiben: dämlich, doofer Slapstick. Das mag sein. Es gibt Filme, die definitiv feinsinniger sind und nicht jeden Witz mit dem Holzhammer totschlagen müssen. Aber genau dieser Holzhammer macht Die nackte Kanone so unendlich gut. Auch weil sich das Team um Regisseur David Zucker all dieser Mittel bewusst ist: Wir sind hier einfach ohne jede Scham dämlich. 

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Die Story ist vollkommen egal. Irgendein Terrorist plant ein Attentat auf die englische Königin. Doch die Figuren sind einfach hinreißend. Allen voran natürlich Frank Drebin, von Leslie Nielsen mit unverkennbar unernster Ernsthaftigkeit gespielt. Wenn er auf sein eigenes Auto schießt und die umstehenden Menschen nach dem Nummernschild fragt, gesteht, dass er auf Safer-Sex steht und schließlich als Schiedsrichter auf dem Baseballfeld einen Tumult auslöst, dann weiß ich, dass ich zu Hause bin. Bei Kater wende ich mich immer an Frank Drebin. 

Sebastian Seidler 

Ein Fisch namens Wanda

Neben der Nackte-Kanone-Reihe ist auch Charles Crichtons Ein Fisch namens Wanda ein katertauglicher Komödienklassiker. Die perfekt aufgelegten Darsteller:innen geben in ihren verschrobenen Rollen Dialoge zum Besten, die an schwarzem, trocken-britischem Humor kaum zu überbieten sind; hinzu kommen wilde Action-Einlagen und eine amüsante Gaga-Geschichte.

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Im Mittelpunkt steht zum einen der Engländer Archie (John Cleese), der als Anwalt  den Ganoven George (Tom Georgeson) vertritt. Dieser wurde von seinen Kompliz:innen Otto und Wanda (Kevin Kline und Jamie Lee Curtis) verraten; denn das Gangster-Pärchen will sich mit den gemeinsam erbeuteten Diamanten davonmachen. Die beiden müssen jedoch feststellen, dass George die Beute versteckt hat. Wanda versucht daher, den ungelenken Archie zu verführen, um an Informationen zu gelangen.

Jamie Lee Curtis ist eine hinreißend fiese Femme fatale; der großartige Kevin Kline erhielt für die Verkörperung des Friedrich-Nietzsche-lesenden Psychos einen Oscar. Dieser Film macht Spaß — immer wieder.

Andreas Köhnemann

Dazed and Confused

Wer Hangover vorschlägt, wird rückwirkend von der Silvesterparty wieder ausgeladen.

Ein Kater kann emotional herausfordernd sein. Was ist zwischen drei und vier Uhr nachts nochmal passiert? Hoffentlich habe ich nichts Dummes gesagt. Während Körper und Geist rekonvaleszieren, braucht es einen Film, der sich sicher und vertraut anfühlt. Mein erster Einfall: Ich habe keine Komödie häufiger gesehen als Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug. Da die allerdings von den selben Machern stammt wie der von meinem Vorredner bereits gepriesene Die nackte Kanone, fällt die Wahl dieses Jahr auf Dazed and Confused.

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Auch hier kann ich fast jede Zeile mitsprechen. Zwischendurch einzunicken, wäre nicht schlimm. Der Film zeigt einen einzigen Tag, den letzten Schultag einer Gruppe von Teenagern in Austin, Texas im Jahr 1976. Wie sie durch die Gegend fahren, Musik hören, trinken und kiffen. (Hmm, ist vielleicht ein Konterbier angesagt?) Wie sie über die Zukunft sprechen. Er hat eine schwebende Qualität, ist mehr Zeitporträt als handlungsgetrieben, so wie ja Richard Linklaters gesamtes Werk mit der Erzählzeit spielt. Man kann vieles in die Szenen hineinlesen – wie die Ideale der Hippie-Ära in der US-Gesellschaft auseinander brechen, durch mehr und weniger strenge Lehrkräfte und Teenager*innen, denen das Ungewisse psychisch mehr und weniger gut bekommt. Auch melancholische Noten gibt es, die gut zum Katergefühl passen – etwa in der Figur von Matthew McConaughey, die obwohl wesentlich älter immer noch bei Teenagern Bestätigung sucht. Man kann sich aber auch einfach in den Film hineinlegen und die Gedanken schweifen lassen.

Schon wieder ist ein Scheißjahr vergangen. Draußen hinter den noch geschlossenen Rolladen ist es vermutlich winterlich-kalt. Der Sommer 1976 dagegen ist in Dazed and Confused eingefroren, bleibt immer gleich. Wie beruhigend.

Mathis Raabe

Eine total, total verrückte Welt

Wer wahlweise aus dem Fenster oder in die allgemeine Nachrichtenlage schaut und dieses Meisterwerk des filmischen Nonsens nicht kennt, der mag sich nun vielleicht denken, dass der Autor dieser Zeilen womöglich jetzt schon einen gewaltigen Kater hat oder sonstwie den Verstand verloren hat, die aktuelle Weltlage dergestalt in ein harmloses Sammelsurium von Filmempfehlungen zu schmuggeln, doch weit gefehlt. Stanley Kramers epische Schnitzeljagd- und Schatzsuchposse, die mit 192 Minuten Laufzeit zudem genau die richtige Dauer für ein ausgedehntes Katerschläfchen hat (eine selbstbewusste Laufzeit, die sich sonst nur Marvel-Epen, Alterswerke verdienter Groß-Regisseure oder fürchterlich komplexe Arthouse-Festivalhits sich erlauben), ist genau das Richtige, um am Neujahrstag auf der heimischen Couch dem nachlassenden Kopfschmerz entgegenzudösen und die telefonischen Neujahrsgrüße der lieben Verwandtschaft allesamt zu verpassen. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag

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Die eigentliche Story ist schnell erzählt: Ein Gauner namens Smiler Grogan (Jimmy Durante) auf der Flucht vor der Polizei verunglückt auf einer kurvenreiche Strecke in Kalifornien und liegt im Sterben, als eine Gruppe zufällig anwesender Menschen vorbeikommt, um erste Hilfe zu leisten. In seinen letzten Atemzügen vertraut Smiler diesen Leutchen an, dass die Beute aus einem großen Raubzug in einem Küstenstädtchen namens Santa Rosita versteckt sei — und zwar „unter einem großen W“. Anfangs versuchen die Anwesenden noch so zu tun, als interessiere sie die Aussicht auf das Geld nicht, doch schnell fallen die Masken und damit auch die Hemmungen und es beginnt ein wildes Wettrennen, in das sich auch der kurz vor seiner Pensionierung stehende Polizeichef von Santa Rosita Captain T. G. Culpeper (Spencer Tracey) einmischt.

Kramers knallbunte und mit skurrilen Charakteren proppenvolle Komödie zieht die menschliche Gier und Hemmungslosigkeit ganz normaler Spießbürger*innen genüsslich durch den Kakao und gibt neuen Stars wie Peter Falk, aber auch Stummfilmgrößen wie ZaSu Pitts und Buster Keaton(!) und Komikern wie Jerry Lewis und The Three Stooges eine breite Bühne, um albernen Quatsch oder Orgien der Zerstörung abzubrennen. Das Ergebnis ist ein herrliches Feuerwerk (wie passend) mit stylish gestaltetem Vorspann vom Großmeister Saul Bass persönlich und eine der wohl lustigsten Tanzszenen überhaupt. Party on!

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Joachim Kurz

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