Vor etwa zwei Jahren wurde der Begriff „Nepo Baby“ ein virales Internet-Phänomen und ist seitdem weithin bekannt. Gemeint sind die Kinder berühmter Eltern, die ihre Karriere in der Öffentlichkeit womöglich nicht allein ihrem Talent zu verdanken haben. Was man freilich nicht automatisch problematisch finden muss. Ohne die familiären Connections in die Unterhaltungsindustrie wären wir womöglich nie in den Genuss des Schauspiels von Laura Dern gekommen, oder des Gesangs von Miley Cyrus, und das kann ja auch niemand wollen. Und obwohl es einem widerstrebt, mit allzu reichen Menschen allzu viel Mitleid zu empfinden, ist es vermutlich auch nicht immer leicht sein, in große Fußstapfen und vorgefertigte Erwartungshaltungen zu treten.

Chiara Mastroianni ist die Tochter von Catherine Deneuve und des bereits verstorbenen italienischen Schauspielers Marcello Mastroianni. Den Film Marcello Mio scheint ihr Christophe Honoré auf den Leib geschrieben zu haben. Im Trailer kündigt sich eine verspielte Autofiktion an: Chiara Mastroianni geht es, trotz erfolgreicher Schauspielkarriere, nicht gut. Sie beginnt daraufhin, sich zu kleiden wie ihr Vater – der hatte ein ikonisch-elegantes Auftreten. Bald aber beginnen Leute, sie tatsächlich mit dem Verstorbenen zu verwechseln und mit „Marcello“ anzusprechen.

Marcello Mio verspricht einen etwas anderen Blick auf berühmte Abstammungen als ihn TikTok-Videos vermitteln, und auch eine Verwischung von Gender. Der Film wird in wenigen Tagen in Cannes im Wettbewerb um die Goldene Palme antreten.