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Streaming-Tipps

Der Streaming - Tipp des Tages: Climax

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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Filmstill zu Climax (2018)
Climax (2018) von Gaspar Noé

Eine Tanzgruppe. Aufgestauter Frust und Aggressionen. Und eine massive Dosis Acid. Willkommen bei Gaspar Noés intensivem Todestanz. Unter der Leitung von Selva (Sofia Boutella) hat eine Gruppe aus Tänzer_Innen intensiv an einem neuen Stück gearbeitet. Am letzten Abend soll nun gefeiert werden. Leider hat jemand Acid in die Bowle gemischt und aus der Party wird ein abgefahrener Ritt in die Hölle.

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Für Noé-Verhältnisse – der Regisseur testet gerne die Grenzen des Ertragbaren aus – ist Climax ziemlich konsumierbar. Ein Spaziergang ist dieser Film allerdings nicht. Beinahe unmerklich zieht der französische Regisseur die Schraube an, steigert die Beats per Minute, bis der Atem stockt. Die Tanzszenen sind unbeschreiblich schön, weil die Kamera selbst tanzt, die Bilder zum Tanzen bringt. Das liegt natürlich auch an Kameramann Benoît Debie, mit dem Noé seit Irreversible all seine Filme gedreht hat: Die Linse ist selbst eine Protagonistin, die kippt und taumelt, stolpert und flirrt. 

Gleichzeitig verhandelt der Film eine gesellschaftliche Konstellation. Man kann – die französische Flagge ziert sehr prominent den Hintergrund der DJ-Bühne – den Film durchaus als eine Abhandlung über Gesellschaft als Druckkammer verstehen: Wie entstehen Panik, Wut und Gewalt? Das Erstaunliche dabei ist, dass Noé sich nicht so sehr für den Geist und die Seele, sondern einzig für den Körper interessiert. Alle tanzen sie weiter, so als würde der Körper wie ein Zombie die Kontrolle übernehmen. Besser kann man Strukturalismus nicht verfilmen. 

Climax gibt es bei MUBI im Stream.

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