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Darling der Woche

Das Karlsruher Dokumentarfestival dokKa

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Vom 25. bis 29. Mai 2022 präsentiert das Karlsruher Dokumentarfestival dokKa in seiner neunten Ausgabe insgesamt 17 Dokumentarfilme und Hördokumentationen in zwei Kinos.

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Kinosaal während des dokKa

Es ist wieder was los in Karlsruhe: Die dokKa ist in der Stadt und gefeiert wird die dokumentarische Form. Neben der Kinemathek in der Kaiserpassage, die erneut als zentraler Veranstaltungsort dient, finden erstmals Vorführungen in der Schauburg in der Südweststadt statt.

Eröffnet wird das Festival am Mittwochabend mit Anima – Die Kleider meines Vaters, in Anwesenheit der Regisseurin Uli Decker. Und schon mit der Wahl dieses Auftaktfilms wird deutlich, dass sich auch das diesjährige dokKa-Programm durch Werke auszeichnet, die wichtige Fragen stellen und mit Denk- und Darstellungsklischees brechen. Decker erzählt in Anima in animierten und dokumentarischen Bildern ihre eigene Familiengeschichte, die mit Geheimnissen und einem Hinterfragen von Geschlechterrollen verbunden ist. Während sich Decker als Kind mit ihrer Weigerung, sich gängigen Gender-Stereotypen zu unterwerfen, noch als Außenseiterin der Familie fühlte, musste sie Jahre nach dem Tod ihres Vaters all ihre Erinnerungen ganz neu bewerten. Denn ihr Vater vererbte ihr eine Kiste mit hochhackigen Schuhen, künstlichen Fingernägeln, Make-up, einer Echthaarperücke – und somit einen Einblick in einen Teil seines Lebens, der ihr bis dato völlig unbekannt war.

Anima
Bild aus Anima – Die Kleider meines Vaters von Uli Decker; Copyright: Flare Film/Falk Schuster

Ein weiteres Programm-Highlight ist Serpil Turhans Köy. Darin hat die Filmemacherin drei Jahre lang die drei Kurdinnen Neno, Saniye und Hêvîn aus drei Generationen begleitet und intensive Gespräche mit ihnen geführt. Das Werk befasst sich vor dem Hintergrund der politischen Veränderungen in der Türkei mit der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Heimat und Geborgenheit – sowie nach der Freiheit eines selbstbestimmten Lebens.

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Überdies kann das Publikum etwa den dokumentarischen Essay Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod von Cem Kaya, das spannende Experiment Mutzenbacher von der Österreicherin Ruth Beckermann und Marco Kugels Die Karte der Schönheit, eine Auseinandersetzung mit dem sehr aktuellen Thema alternative Energiegewinnung, erleben.

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Neben dem umfangreichen Filmprogramm bietet das dokKa seinen Besucher:innen auch ein eindrückliches Rahmenprogramm. Das von Nils Menrad gegründete Festival war deutschlandweit das erste seiner Art, das neben Filmen auch Hörproduktionen und Kunstinstallationen mit einschließt. Gespannt sein dürfen wir etwa auf die Hördokumentation Der kommunistische Autor Ronald M. Schernikau – Die Schönheit von Johanna Tirnthal und Richard Pfützenreuter. Zum 30. Todestag des Schriftstellers, der sich stets als „schwule Diva“ gab, begibt sich das Regie-Duo auf dessen Spuren, spricht mit alten Weggefährt:innen und entdeckt verloren geglaubte Tonbänder. Auch Teresa Schomburgs Hördokumentation There Will Be Blood – Eine Menstruations-Utopie, angekündigt als „eine wilde, humorvolle, ironische und ungemein informative Achterbahnfahrt zu dem Thema Menstruation“, klingt nach einem interessanten und aufschlussreichen Must-Hear.

Eine der vielen Möglichkeiten, sich im Rahmen des Festivals zu vernetzen, bietet das dokKa Frühstück, zu dem am 26. und 29. Mai jeweils von 10 bis 12 Uhr eingeladen wird. Das komplette Programm des dokKa findet sich hier. Mit der neuen digitalen Plattform dokKa connect gibt es zudem die Möglichkeit, etliche Programmpunkte als Stream online zu verfolgen – bis einschließlich 5. Juni.

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