Wenn diese gespenstisch verlangsamte Version von Britney Spears’ Toxic in den Film hineinbricht, während Cassey (Carey Mulligan) als aufreizende Ärztin verkleidet die Auffahrt zu einer Ferienhütte hinaufsteigt, kommen alle Ebenen zusammen: Der Revenge-Film erhält seinen Klangraum, während all die sexy Codes aus dem Spears-Song in eine Bedrohlichkeit verkehrt werden. 

Handelt der Pop-Hit eigentlich von leidenschaftlicher Verfallenheit und Verführung, so kehrt Regisseurin Emerald Fenell das Spiel mit dem Toxischen in eine gewaltvolle Falle. Ohnehin ist es das Doppelbödige, das Spiel mit den Genres und Codes, das Promising Young Woman so subversiv und gleichzeitig so unterhaltsam macht. Selten war ein Film der jüngeren Zeit derart verführerisch, poppig und glitzernd: Eine filmgewordene Falle, die, wenn sie zuschnappt, richtig schmerzhaft ist. 

Der Plot ist dabei schnell erzählt: Die ehemalige Medizinstudentin Carrie leidet unter dem Suizid ihrer besten Freundin. Diese wurde zuvor von einer Gruppe von Kommilitonen vergewaltigt, die Täter von der Universität allerdings nie zur Rechenschaft gezogen. Seitdem lebt Carrie wieder bei ihren Eltern, arbeitet in einem Café und zieht nächtens als Rächerin durch die Clubs: Sie stellt sich betrunken, lässt sich von Männern abschleppen, die von ihrem vorgeblichen Zustand profitieren wollen, und stellt sie dann zur Rede. Als sie sich verliebt, glaubt sie an einen Neuanfang. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht so einfach abschütteln. 

Promising Young Woman gelingt ein wagemutiger Spagat zwischen Tarantino-Coolness und streng-subversiver Form, in der sich der reflektierte und offensive Umgang mit Rape Culture und toxischer Männlichkeit ausdrückt: Da wird dem Publikum durchaus der Spiegel vorgehalten, indem Erwartungen bewusst unterlaufen werden und die Erlösung nicht ohne bitteren Beigeschmack zu bekommen ist; Pop bricht sich im Trauma, die romantische Komödie zerteilt den Film und die Soundtrack ist ein doppelbödiger Kommentar zu Weiblichkeit, Verführung und LoveLoveLove.

Der Film ist im Abo bei Amazon Prime erhältlich.