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Stürzen, aufstehen, Knochen wieder hinhalten – so sieht der Alltag von Stuntleuten aus. In „The Fall Guy“ rückt Actionspezialist und Ex-Stuntman David Leitch ihre für das Kino so wichtige Arbeit in den Mittelpunkt. Das Ergebnis: Wenig Substanz, aber kernig-kurzweiliges Spektakel.

The Fall Guy (2024)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Achtung, Sturzgefahr!

Auf der Leinwand sind sie oft präsent, und doch sehen wir sie nicht. Die Rede ist von Stuntleuten. Menschen, die immer dann, wenn es beim Dreh gefährlich wird, für die Stars einspringen, ihnen die harte körperliche Arbeit abnehmen. Ein riskanter Job, den Filmemacher David Leitch („Bullet Train“) einst selbst verrichtete. In seiner neuen Regiearbeit „The Fall Guy“, die von der Fernsehserie Ein Colt für alle Fälle“ (im Original als The Fall Guy“ ausgestrahlt) inspiriert ist, rückt er das Stuntgewerbe ins Rampenlicht und schickt uns auf einen mit kriminellen und romantischen Verwicklungen gespickten Trip nach Sydney. Metawitze dürfen angesichts eines in die Handlung eingebauten Filmdrehs nicht fehlen.

Colt Seavers (Ryan Gosling) ist es gewohnt, seine Knochen hinzuhalten – vor allem für Tom Ryder (Aaron Tayler-Johnson), eine selbstverliebte Hollywood-Größe, wie sie im Buche steht. Verliebt ist der erfahrene Stuntman in die Kamerafrau Jody Moreno (Emily Blunt). Am Set eines gemeinsamen Projektes muss die aber mitansehen, wie Colt bei einem geplanten Sturz schwer verletzt wird. Das vorläufige Ende einer aufregenden Karriere. Der Draufgänger zieht sich anschließend komplett zurück, bricht den Kontakt zu allen Menschen aus der Filmbranche ab und verdingt sich nach seiner Genesung als Einparker.

Erst als Produzentin Gail Meyer (Hannah Waddingham) ihn bittet, nach Australien zu kommen, wo Jody ihr Debüt als Regisseurin inszeniert, kriecht Seavers langsam aus seinem Schneckenhaus. Bei den Dreharbeiten zu „Metalstorm“, einem Science-Fiction-Abenteuer, das wie eine trashige Version von Dune aussieht, soll er sein Können als Stuntman beweisen. Glaubt Colt zumindest. Eigentlich hat ihn Gail aber nach Sydney gelotst, um den verschwundenen Filmstar Tom aufzuspüren und die Produktion zu retten.

Klingt absurd? Ist es auch! The Fall Guy entblättert eine Nonsens-Handlung, die vor allem einen Zweck erfüllt: Ryan Gosling in besonders brenzlige Situationen zu bringen, es richtig knallen zu lassen. Kann man dem Film diesen Ansatz verdenken? Eher nicht. Denn was soll eine Verneigung vor den Stuntleuten und ihrer Arbeit anderes liefern als ein Feuerwerk an Prügel-, Sturz- und Verfolgungseinlagen. David Leitch, der seit John Wick prägend auf das moderne Actionkino einwirkt, gibt sich dann auch wenig Blöße, zaubert vor der Kulisse Sydneys reihenweise halsbrecherische, oft handgemachte Kunststücke aus dem Hut.

Was hilft, den nur sehr lose an die Fernsehserie angelehnten, im letzten Drittel endgültig in den Over-the-top-Modus schaltenden Krawallspaß zusammenzuhalten, ist die Chemie der beiden Hauptdarsteller. Gosling, der ähnlich wie in Barbie erfrischend uneitel agiert, und Emily Blunt geben ein gutes verhindertes Liebespaar, das wieder zueinanderfinden muss. Durchaus hätte man ihre Romanze noch etwas stärker ironisch brechen können. Andererseits tut es schon gut, dass sie ohne die übliche Alles-ist-gut-alles-ist-vorbei-Mechanik auskommt.

Scherze über und Anspielungen auf das Filmbusiness gibt es, wenig verwunderlich, zuhauf wobei längst nicht alle Pointen richtig landen. Platte Gags schieben sich immer mal wieder dazwischen, werden mitunter auch – Stichwort: Einhorn – totgeritten. Spannend dürfte für viele Zuschauer*innen vor allem der Blick hinter die Kulissen einer Kinoproduktion sein. Wie viele Menschen an einem Set herumwuseln, welche Gewerke Hand in Hand arbeiten müssen und wie akribisch Actionszenen geplant werden wollen, zeigt The Fall Guy anschaulich. Mittendrin: Stuntfrauen und -männer, die unter enormer körperlicher Anstrengung ihren Teil dazu beitragen, das Endprodukt glaubwürdig und mitreißend zu gestalten. Ihnen nun ein kurzweiliges, augenzwinkerndes Popcornspektakel zu widmen, ist ehrenwert.

The Fall Guy (2024)

Der von unzähligen Jobs gezeichnete Stuntman Colt Seavers hatte sich eigentlich ein Jahr zuvor aus dem aktiven Dienst zurückgezogen, um sich körperlich und geistig von seinem Knochenjob zu erholen. Doch dann verschwindet Tom Ryder, Star eines millionenschweren Filmprojekts, spurlos. Bei dem Film führt Colts Ex Jody Moreno Regie – und ehe er sich’s versieht, befindet sich Colt wieder im Dienst. Während die abgebrühte Produzentin des Films versucht, das Verschwinden ihres Stars vor dem Studio und den Medien geheim zu halten, übernimmt Colt die haarsträubenden Stunts und versucht mehr oder weniger erfolgreich, Jodys Gunst zurückzugewinnen. Doch schon bald werden die Geheimnisse um den verschwundenen Star immer mysteriöser, und Colt sieht sich in eine finstere Verschwörung verwickelt, die gefährlicher ist als jeder Stunt …

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