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Streaming-Tipp des Tages: True Lies

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

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True Lies
True Lies

Mit der Rolle des Terminators hat James Cameron dem guten Arnold Schwarzenegger ein Image auf den Körper gemeißelt. Der Actiongott der 80er versuchte sich mit tatkräftiger Unterstützung von Danny DeVito bereits 1988 daran, sein Rollenrepertoire zu erweitern. Was für eine seltsame Kinoerfahrung Twins – Zwillinge damals gewesen sein muss. Zwei Jahre später konnte man allerdings wieder beruhigt sein, als Paul Verhoeven den Österreicher in Total Recall besetzte. Es durfte wieder geschossen werden und das Blut spritzte in Fontänen über die Leinwand. Der Schlingerkurs aber ging weiter. Schwarzenegger wusste, dass er sich nicht ewig auf dem Dasein als Actionmaschine würde ausruhen können. Es folgten Ivan Reitsmans niedlich-verspielter Der Kindergarten Cop und John McTiernans parodistischer Last Action Hero.

Mit Terminator 2 machte sich Schwarzenegger schließlich unsterblich und zementierte das Bild der Actionmaschine endgültig. Dass der Film zwischen Kindergarten-Spaß und Parodie eingeklemmt war, kümmerte niemanden. Erneut ist es James Cameron, der den Kampf der Menschen gegen das Schicksal und die Maschinen inszeniert. Da könnte man beinahe auf die Idee kommen, dass der zwei Jahre später, nämlich 1993 startende True Lies eine Art Entschuldigung des Regisseurs an seinen Star ist: ein wilder Ritt, der sich in der Mitte die Freiheit nimmt, seinen Plot in eine Beziehungskomödie zu drehen, nur um dann ein fulminantes Actionspektakel aus dem Hut zu zaubern.

© Jugendfilm Verleih

Schwarzenegger spielt einen Spion, der ein Doppelleben führt. Ganz auf seine Arbeit konzentriert, merkt der Mann nicht, dass seine Ehefrau (Jamie Lee Curtis) vom Leben als biedere Hausfrau gelangweilt ist. Sie sehnt sich nach einem Abenteuer. Eigentlich sollte sich der Agent um die nukleare Bedrohung kümmern, beginnt jedoch getrieben von Eifersucht seiner Frau, mit allen verfügbaren Mitteln der Agency nachzustellen: Es sieht ganz danach aus, als habe die holde Ehefrau eine Affäre. Dann kommt alles ganz anders und die Eheleute finden sich in den Händen von Terroristen wieder. Doch wer den Arnold reizt, der bekommt die Leviten gelesen.

James Cameron gelingt ein wahnwitziger Spagat zwischen Parodie, Komödie und knallharter Action. Letztere ist in jeder Hinsicht grandios. Die Kampfszene in einer öffentlichen Toilette ist brachial, während die Verfolgungsjagd zu Pferde eine augenzwinkernde Komik mit größter Dynamik verbindet. Am Ende darf Schwarzenegger mit einem Senkrechtstarter alles in Schutt und Asche legen und hat dabei einen der besten Oneliner der Actiongeschichte parat: You’re fired! Ein wenig muss man über das altbackene Frauenbild und den dominanten Male Gaze hinwegsehen. Auch die arabischen Terroristen sind  Abziehbilder, wie man sie heute nicht mehr zeichnen würde. Und doch ist dieser Genre-Hybrid eine Meisterklasse in Blockbuster-Unterhaltung. Very 90s – derartige Filme gibt es heute nur noch ganz selten.

True Lies gibt es bei Amazon Prime.    

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