Streaming-Tipp des Tages: Der lange Sommer der Theorie
Ein Beitrag von Sebastian Seidler
Es reicht. Der Sommer ist da. Aber auch eine ganze Menge Probleme. Deshalb braucht es freudige Theorie.
Es gibt gerade nicht viel zu lachen. So viel steht fest. Die Konflikte auf der Welt werden nicht weniger. Dazu überall Polemik und Frontenbildung zwischen denen, die eigentlich an einem Strang ziehen sollten. Der lange Sommer der Theorie von Irene von Alberti könnte ein Film sein, der zumindest ein paar Blockaden löst, weil er ohne Berührungsängste in die linke Theorie hineinspringt und Fragen stellt: Vielleicht ist es das, vielleicht müssen wir wieder mehr Fragen stellen, weil diese uns verbinden. Auf jeden Fall gibt dieser Essay-Thesen-Theater-Film keine wirklichen Antworten, wenngleich Theoretiker_Innen wie die Berliner Sozialphilosophin Rahel Jaeggi oder der Volksbühnentheoretiker Carl Hegemann zum Austausch bitten.
Drei Frauen — Julia Zange, Katja Weiland, und Martina Schöne-Radunski leben gemeinsam in einer WG und wollen einen Film drehen. Alle Themen kommen auf den Tisch: Vom Ausverkauf der Stadt geht es zum Feminismus, geht es um Kunst und Widerstand, Freiheit und Zwang. All das ist nicht schwer, sondern leichtfüßig und witzig. Wer Filmen wie Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes oder Das melancholische Mädchen schätzt, wird auch mit Der lange Sommer der Theorie glücklich und nimmt vielleicht auch ein, zwei Fragen mit, die eine Fluchtlinie in die Zukunft weisen.
Der Film ist u.a. im digitalen Kinosaal DIGY 46 des Bremer Kommunalkinos City 46 entleihbar.
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