Damián Szifrons düsterer Thriller ist noch gar nicht so lange aus dem Kino. Manchmal bietet das Streaming jedoch die Chance, dass Filme, die im Kino doch eher untergegangen sind, ihr Publikum mit Verzögerung finden. Der deutsche Titel mag wahrlich doof sein: Catch the Killer, das klingt nach banaler, durchschnittlicher Killerhatz. Dabei bekommt man es bei diesem melancholischen Abgrund mit einer intensiven Studie der Einsamkeit zu tun, die den Rahmen eines Genrefilms nutzt, um eine Poetik der Konsumwelt und des Bösen zu entfalten. Der Originaltitel Misanthrope trifft es da schon besser.

In der Silvesternacht tötet ein Scharfschütze 29 Menschen. Boston steht unter Schock. Es soll möglichst schnell ein Täter präsentiert werden. Der erfahrene und idealistische FBI-Agent Lammark (Ben Mendelsohn) holt sich die von eigenen Dämonen gebeutelte, aber brillante Streifenpolizistin Eleanor Falco (Shailene Woodley) ins Team. Gemeinsam balancieren sie auf des Messers Schneide, um nicht selbst ins Verderben abzurutschen, als sich die Ermittlungen ohne konkrete Ergebnisse hinziehen. 

Immer wieder brechen Aufnahmen der gesättigten Konsumgesellschaft und ihrer glitzernd leeren Statussymbole in die Handlung ein: bevölkert-entvölkerte Orte werden zum Hintergrund des Films, der einem Rauschen gleich den Sog der Handlung aussetzt und existenziell-mediative Züge annimmt. Catch the Killer greift die unauflösbare Verflechtung zwischen der Persönlichkeit und den sozialen Rollen auf, die wir zwischen all den Gütern und Normen einnehmen. Menschen werden zu Funktionen einer auf Handel und Tausch getrimmten Welt. Doch was ist mit all jenen, die sich querlegen, die quergelegt sind?

Wenn im Verlauf des Films die klaren Grenzen zwischen Gut und Böse, Gesetz und Verbrechen immer mehr verwischen, beginnt der Atem zu stocken. Catch the Killer ist ein Film, der es in seiner Qualität durchaus mit der ersten Staffel von True Detektive aufnehmen kann. 

Der Film kann u. a. bei Amazon Prime geliehen werden.