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Streaming-Tipps

Couchperle: Todd Haynes

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

Todd Haynes‘ neuer Film „May December“ startet auf Netflix. Eine gute Gelegenheit, um das bisherige Schaffen des Regisseurs (wieder) zu entdecken.

Meinungen
Carol / May December / Velvet Goldmine
Carol / May December / Velvet Goldmine

In May December zeigt Todd Haynes, wie sich eine ehrgeizige Schauspielerin (verkörpert von Natalie Portman) im Umfeld einer Frau mit skandalöser Vergangenheit (gespielt von Julianne Moore) aufhält, um sich darauf vorzubereiten, deren Rolle in einem biografischen Indie-Film darzustellen. In Haynes Œuvre, das wenig bekannte Perlen wie Poison (1991) und Safe (1995) enthält, finden sich einige Werke, die zwei der Kernelemente von May December enthalten. Zum einen Filme, die sich fragen, wie eine Biografie erzählt werden kann (Velvet Goldmine, I’m Not There). Und zum anderen Filme, die spüren lassen, dass sich Haynes von den Versiertesten und Klügsten des melodramatischen Fachs inspirieren lässt (Dem Himmel so fern, Carol, Wonderstruck). Drei davon wollen wir Euch hier vorstellen.

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Velvet Goldmine zelebriert die Glam-Rock-Ära der 1970er Jahre – und zwar in der einzig adäquaten Art und Weise: in überwältigender Opulenz, mit schrillen Kostümen, einnehmendem Gesang – und einer gehörigen Portion Wahnsinn. In der Rahmenhandlung begibt sich der britische Journalist Arthur (Christian Bale) im Jahre 1984 auf die Suche nach dem untergetauchten Star Brian Slade (Jonathan Rhys Meyers). Dieser führte in der vergangenen Dekade ein exzessives, von Partys und Drogen bestimmtes Leben und unterhielt eine enge Beziehung zu dem hedonistischen Sänger Curt Wild (Ewan McGregor). Neben der Musik und Optik überzeugen insbesondere die schrägen (und doch authentischen) Interpretationen der Hauptakteure. So gibt etwa McGregor einen überaus treffenden Iggy-Pop-Doppelgänger.

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Dem Himmel so fern ist eine Hommage auf Douglas Sirk, der mit ausschweifenden Melodramen wie Was der Himmel erlaubt (1955) oder In den Wind geschrieben (1956) Filmgeschichte schrieb. Angesiedelt in einer US-Kleinstadt in den 1950er Jahren, schildert das bildstarke Werk das Leben eines nach außen hin perfekten Ehepaares. Dieses droht aus den Fugen zu geraten, als Cathy (Julianne Moore) herausfindet, dass ihr Gatte Frank (Dennis Quaid) sie mit Männern betrügt. Die Betrogene verliebt sich indes in den Schwarzen Gärtner Raymond (Dennis Haysbert). Haynes kann Themen wie Rassismus und Repression offener und differenzierter behandeln, als Sirk dies im Studiosystem der klassischen Hollywood-Ära tun konnte. Zudem ist Dem Himmel so fern ein Triumph der Schauspielkunst; Moore und Quaid wissen in ihren tragisch angelegten Rollen zu glänzen.

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Wie subversiv sich die Mittel des klassischen Melodrams einsetzen lassen, demonstriert Haynes auch in Carol. Die von Phyllis Nagy geschriebene Adaption des Patricia-Highsmith-Romans Salz und sein Preis erzählt die Liebesgeschichte zwischen der verheirateten Carol Aird (Cate Blanchett) und der jüngeren Therese Belivet (Rooney Mara) im New York der 1950er Jahre. Ähnlich wie Sirk und Rainer Werner Fassbinder kontrastiert er die dem Genre inhärente Künstlichkeit mit komplex-eigensinnig gezeichneten Hauptfiguren sowie Bildern und Worten der Wahrhaftigkeit, die im artifiziellen Umfeld eine umso größere Wucht entfalten.

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Velvet Goldmine ist als DVD erhältlich.

Dem Himmel so fern ist bei vielen gängigen Anbietern zum Leihen und Kaufen verfügbar.

Carol ist u.a. bei Joyn in der Flatrate und ebenso bei vielen gängigen Anbietern zum Leihen und Kaufen verfügbar.

Meinungen