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Couch-Perle: Blutrausch

Ein Beitrag von Joachim Kurz

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Filmstill zu Blutrausch (1997)
Blutrausch (1997) vo Thomas Roth

Vor einigen Wochen, am 24. April 2022, verstarb völlig überraschend Willi Resertarits, den die Welt und vor allem Österreich als Dr. Kurt Ostbahn oder Ostbahn-Kurti kennt. Und wenn man sich die Reaktionen anschaut, die diese Nachricht in Österreich auslöste, dann kam man nicht umhin festzustellen, dass da nicht nur ein begnadeter Musiker gestorben ist, sondern ein Mensch, der nicht nur Idol, sondern vielmehr ein echtes Vorbild war.

Die musikalische Karriere von Resertarits begann 1969 mit der Politrockband Schmetterlinge, deren „Proletenpassion“ 1976 anlässlich der Wiener Festwochen uraufgeführt wurde. Ab Mitte der 1980er Jahre verkörperte Resertarits dann die von Günter Brödl erfundene Kunstfigur Dr. Kurt Ostbahn und feierte mit dieser bis zur vorgeblichen Pensionierung Ostbahns mit wechselnden Formationen wie Ostbahn-Kurti und die Chefpartie, Kurt Ostbahn und die Kombo sowie Kurt Ostbahn & die Musiker seines Vertrauens riesige Erfolge in Österreich. Die meisten Songs sind Coverversionen bekannter Blues-, Rock- und Rhythm-and-Blues-Stücke wie „I Heard It Through the Grapevine“ („Wo hamma denn den Foaschein“ / „Wo haben wir denn den Fahrschein“) oder „Sharp Dressed Man“ („Neiche Schoin“), für die Brödl die Texte kongenial ins Wienerische übersetzte.

Das Besondere an Resertarits (dessen Bruder Lukas Karriere als Kabarettist und Darsteller des trottelig-kultigen Polizist Kottan in Kottan ermittelt machte) ist neben seinen enormen musikalischen Erfolgen, die sich bis zuletzt in verschiedensten Formationen und musikalischen Stilen fortsetzet, sein gesellschaftliches Engagement, das ihn endgültig zu einem Vorbild werden ließ. So gründete er unter anderem das Integrationshaus Wien, dessen Vorsitzender er war, war Mitinititator von Organisationen wie Asyl in Not und SOS Mitmensch und wurde für seine Verdienste unzählige Male ausgezeichnet und geehrt, aber auch wegen des Aufrufs zur Wehrdienstverweigerung verurteilt.

Nun wäre all das eher Pop-historisch bedeutsam, doch in einem Fall erwuchs daraus auch eine filmische Karriere: Der umtriebige und vielseitig begabte Günter Brödl, dessen Texte viel zum Erfolg des Ostbahn-Kurti beitrugen und der die Figur ja überhaupt erst erfunden hatte, schrieb eine ganze Reihe von Kriminalromanen, von denen einer — Blutrausch eben — tatsächlich den Weg ins Kino fand. In dem spielt Willi Resertarits abermals sein Alter Ego Kurt Ostbahn, der in einer Kneipe Zeuge eines handfesten Streits zwischen einem Kleinkriminellen und einer Aushilfe in einer Kneipe wird. Als Ostbahn einige Fernets später auf dem Nachhauseweg ist, findet er die übel zugerichtete Leiche des offensichtlich ermordeten Ganoven vor und gerät prompt selbst in Verdacht, sodass er alle Hände voll zu tun hat, um sich aus dem Schlamassel zu befreien. Neben Willi Resertarits treten unter anderem dessen Bruder Lukas auf, ebenso Uschi Obermaier (ja, die!), Raimund Harmstorf (Der Seewolf) und der Karikaturist Manfred Deix.

Den Film gibt es bei Amazon Prime Video zu sehen — und zwar hier. Untertitel wären für nicht des Wienerischen mächtige Personen angeraten.

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