Erzählungen, wie Menschen förmlich in die fiktive Realität einer Fernsehshow oder eines Films gesogen werden, gibt es zuhauf. Man denke an den psycho-sexuellen Bodyhorror in David Cronenbergs Videodrome oder den warmherzigen Pleasantville, in dem die Idylle einer Serie zum sich emanzipierenden Fluchtort wird. Die Geschichten, denen wir folgen, sind nicht harmlos. Sie schaffen Identitäten, lassen uns fremde Leben leben, nur um als andere Personen weiterzuleben. Eben davon handelt auch der neonfarbene Adoleszenztraum von I Saw the TV Glow. Darin wird über die fantastische Identifikation mit einer Serie von den Nöten, den Ängsten und den Wünschen einer Generation erzählt, die nicht mehr den klassischen Rollen entsprechen will: Queerness wird dabei in ihrer ganzen Bandbreite aufgeriffen. 

Andreas Köhnemann schreibt in seiner Berlinale-Kritik: „Der Film hat zahlreiche bittere, abgründige Momente. Wenn er zeigt, wie eine Serie zwei Außenstehende zu verbinden vermag, lodern indes auch Augenblicke von Empowerment auf. In jedem Fall beweist I Saw the TV Glow, dass Jane Schoenbrun eine sehr vielversprechende Stimme des Indie-Kinos ist. Eine Stimme, die für all jene zu sprechen wagt, die sich lange Zeit nur im Subtext, selten im Text einer Erzählung erkannt fühlten.“

Lassen wir den Fernseher glühen.