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We let the dogs out: Hunde im Film

Die Redaktion ist auf den Hund gekommen. Zum Start von „Doggy Stylegibt es die besten Hundefilme – völlig subjektiv zusammengestellt, aber garantiert vierbeinig.

Meinungen
Dogs
Space Dogs / White God / Pets

Doggy Style ist die nicht ganz jugendfreie Hundekomödie, in der sich ein ausgesetzter Vierbeiner an seinem Herrchen rächen will. Da werden im Vorgarten schon mal die Gartenzwerge bestiegen oder mit dem Abbeißen von Geschlechtsorganen gedroht. In der Redaktion brach daraufhin die alte Debatte „Katzen vs. Hunde“ aus. Man musste aber schnell feststellen, dass man im Grunde beide Tierarten schätzt, und driftete ab in die Welt des Films: Kindheitserinnerungen an Ein Hund namens Beethoven kamen zurück. Dabei muss es nicht immer lieblich und niedlich zugehen. Daher haben wir mal eine Liste mit interessanten Hundefilmen zusammengestellt. Da dürfte für jeden etwas dabei sein.

Pets

In diesem umwerfend-lustigen Animationsfilm spielen nicht nur Hunde eine Rolle. Es gibt auch ein völlig durchgeknalltes Kaninchen, einen Kanarienvogel und jede Menge Katzen. Im Zentrum aber steht die Beziehung zwischen dem eitlen Terrier-Mischling Max und dem treudoofen Neufundländer Duke, den Frauchen neu ins Haus holt. Beim Versuch, Duke loszuwerden, kreuzen Tierfänger den Weg der beiden Hunde. Aus deren Fängen können sie sich ziemlich schnell befreien — ja, weil das durchgeknallte, menschenhassende Kaninchen aufkreuzt. Leider ist dieses nicht so gut auf Tiere zu sprechen, die gerne Haustiere sind. Es wird ziemlich wild. 

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Wie in diesem Film die Perspektive umgedreht wird und die Tierhalter als Nebenfiguren charakterisiert werden, ist brüllend komisch. Die Unterschiede zwischen herrischen Katzen und unterwürfigen Hunden werden bis in die Klischees hinein ausgespielt. Jeder Tierhalter muss sich hier erkennen. Und alle, die Hunde lieben, müssen einigen Wahrheiten ins Auge blicken.

von Sebastian Seidler

Best in Show

Wenn es einen König der Mockumentarys gibt, dann ist das weder Ricky Gervais noch Steve Carell, sondern Christopher Guest. Seit This is Spinal Tap ist er mit dem Genre der fiktionalen Doku-Komödie assoziiert. Da führte er noch nicht Regie, sondern spielte den Lead-Gitarristen der ikonischen Fake-Rockband. Best in Show ist nach Waiting for Guffman die zweite Mockumentary, bei der Guest selbst für Buch und Regie verantwortlich zeichnet, und wie so oft zeigt er eine Gruppe von Menschen, die einen kauzigen Lebenssinn teilen. In diesem Fall: ihre Hunde bei Wettbewerben zu präsentieren. Das Ensemble besteht aus erfahrenen Comedians, die Dialoge sind zu großen Teilen improvisiert.

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Die Hunde sind dabei so unterschiedlich wie ihre Halter: Die reich eingeheiratete Sherri Ann (Jennifer Coolidge) und ihr Pudel, ein immer streitendes Yuppie-Pärchen mit Weimaraner, ein Bauchredner und sein Bloodhound. Besonders gut: das Kandidatenpaar (Catherine O’Hara und Eugene Levy), das neben dem Hundetraining auch noch Songs über Terrier („God loves a terrierdichtet und dann schließlich auf dem Weg zur Show ständig zufällig auf Ex-Liebhaber trifft. Guest und sein Ensemble verstehen sich darauf, die Dinge kauzig, aber nie klamaukig werden zu lassen. Menschen, deren Leben sich um Hundeshows drehen, werden zwar parodiert. Für ihre Leidenschaft und ihr Außenseitertum hat der Film aber auch Liebe übrig.

Tatsächlich hat Best in Show der Popularität solcher Wettbewerbe für Vierbeiner nur geholfen: In Reaktion auf den Film wurde in den USA die jährliche Fernsehübertragung der National Dog Show eingeführt.

von Mathis Raabe

White God

White God von Kornél Mundruczo ist kein Film, der nur aus der Perspektive des Menschen auf das Tier herabblickt, aber auch keiner, der das Tier personifiziert, vermenschlicht. Die ungarische Regierung hat im Film gerade eine Steuer explizit für „Mischlingshunde“ eingeführt. Das offenbart nicht nur, wie arbiträr oder nutzorientiert Menschen anderem Leben Wert zusprechen, sondern dient auch als Allegorie für die Diskriminierung menschlicher Minderheiten. Gleichzeitig erzählt der Film eine Coming-of-Age-Geschichte: Lili, Kind getrennter Eltern, muss zu ihrem Vater ziehen, weil ihre Mutter verreist. Dieser tut sich nicht nur schwer, Liebe zu zeigen, sondern setzt auch noch ihren Hund vor die Tür, der daraufhin ein Straßenleben auf der Suche nach Essen und auf der Flucht vor Hundefängern führen muss.

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Der Film ist nicht in jedem Detail gelungen: Das Ende ist doch sehr versöhnlich und bietet vor allem für die Differenzen zwischen Mensch und Mensch Antworten an, weniger für die zwischen Mensch und Tier. White God ist aber beeindruckend ambitioniert und energetisch, gerade in den vierbeinigen Sequenzen: Knapp 250 Straßenhunde treten im Film auf, jagen als Rudel durch ein kaputtes nächtliches Budapest und werden so zu einer eigenen Gesellschaftsschicht. In einem Kanon der Hundefilme darf White God, der in Deutschland den gar nicht mal so unpassenden Verleihtitel Underdog bekam, deshalb auf keinen Fall fehlen.

von Mathis Raabe

Space Dogs

Es gibt selbst bei professionellen Vielseher*innen Filme, bei denen man einfach nicht vergisst, wann und wo man sie zum ersten Mal gesehen hat. Als ich das Glück meiner ersten Begegnung mit Space Dogs von Elsa Kremser und Levin Peter hatte, weilte ich gerade beim Filmfestival in Locarno und war nicht im Geringsten darauf vorbereitet, was mir dann widerfahren würde. Schon der Epilog und die magische Stimme von Alexey Serebryakov, die dem essayistisch angelegten Film Rahmen und Struktur sowie einen breit gefächerten Assoziationsraum geben, erwischen einen frontal und lassen einen eintauchen in eine Welt, von der man nie gedacht hätte, dass sie eine(n) interessieren könnte – die Welt der Moskauer Straßenhunde.

Mit einer sensationellen Kameraarbeit, die mit diesen Hunden durch die überwiegend nächtlichen Straßen Moskaus streift (die Nähe, die hier glaubhaft vermittelt wird, konnte nur gelingen, weil das Filmteam mit den Hunden Freundschaft schloss und so um deren Laufwege und Verhaltensweisen wusste), und klugen Bezügen zu einer Metaerzählung, die sich von den Hunden löst und das generelle Verhältnis von Mensch und Tier erkundet, entwickelt der Film einen kinematographischen Sog, dem man sich nicht entziehen kann, und eine Tiefe, die dieses Werk noch lange nachhallen lässt.

von Joachim Kurz

Dog

Wenn Schauspieler*innen ins Regiefach wechseln, geht das nicht immer gut, und gerade bei Channing Tatum hätte man Schlimmes befürchten können. Doch sein Regiedebüt Dog nimmt allen Befürchtungen den Wind aus den Segeln. Tatum spielt darin den ehemaligen Army-Ranger Jackson Briggs, der an PTBS leidet, aber trotzdem zurück in den Dienst will. Er erhält jedoch einen ganz anderen Auftrag: Er soll Lulu, eine Schäferhündin, die ebenfalls an der Front im Einsatz war, zur Beerdigung ihres kürzlich verstorbenen Herrchens — auch ein Frund von Jackson — durchs halbe Land bringen. Doch auch das Tier ist traumatisiert und verhält sich deshalb immer wieder extrem aggressiv.

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Inspiriert von einer eigenen letzten Reise mit seinem sterbenskranken Hund inszeniert Tatum gemeinsam mit Reid Carolin einen einerseits klassischen (zwei ungleiche Wesen finden auf der Reise zusammen), andererseits unklassischen Roadtrip (statt um Mensch und Mensch geht es um Mensch und Hund). Daraus entsteht eine berührende Auseinandersetzung mit dem Thema Traumabewältigung, und am Ende steht die Erkenntnis, dass diese nicht mit männlicher Härte und emotionaler Isolation, sondern nur durch Öffnung, Empathie und Zuneigung gelingen kann.

von Christian Neffe

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