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Jubiläumsjahr 2004 – Januar: Lost in Translation

Ein Beitrag von Sebastian Seidler

Kino-Zeit feiert das Gründungsjahr. Jeder Monat bekommt einen Film, der im Blick zurück betrachtet wird. Sebastian Seidler über „Lost in Translation“

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Lost in Translation
Lost in Translation

Kino-Zeit wird 20 Jahre. Damit dürfen wir zwar in den USA noch immer keinen Alkohol kaufen, doch ist das Kino ohnehin unsere Droge der Wahl. 2004 war das Jahr, in dem wir den Aufschlag gewagt haben. Seitdem ist natürlich viel passiert. Die Kinolandschaft hat sich geändert. Streaming ist durch die Branche gefegt. Aber was ist das für ein Kinojahr gewesen? Wir wagen den Rückblick – ein Film pro Monat und mehrere Erinnerungen. Den Anfang macht Lost in Translation, der am 8.1.2004 in den deutschen Kinos startete.  

Mehr ein Gefühl

Als Lost In Translation im Kino gestartet ist, da war ich 17 Jahre alt und stand kurz vor der Volljährigkeit. Man kann also sagen, dass dieser Film meine Generation geprägt hat. Zumindest war Sofia Coppolas Film auf den Schulgängen der damaligen Zeit eine sichere Wahl und löste ein wenig den immer noch anhaltenden Hype um Eiskalte Engel auf. Vor allem die Mädchen – unser Gender hinterfragten wir damals noch nicht wirklich, zumindest gab es den Diskurs darüber noch nicht – identifizierten sich mit Scarlett Johansson.

Den Jungs in meiner Bubble war vor allem wichtig, mehr über diese Band herauszufinden – „Just like Honey“ von The Jesus and Mary ChainIn dieser Hinsicht bin ich dem Film dankbar. Nur war es irgendwie seltsam, dass die Musik der Briten viel gefährlicher klang, als es der Film war: Die Musik klang nach Bier und Zigaretten, konsumiert von schwarz gekleideten Menschen.

Das Gefühl der Verlorenheit, das diesem Film ja so sehr innewohnt, passte zu unserem Alter und unserer Jugend an einem Ort, an dem es einfach nicht viel Angebot gab. Nun ist die bayerische Provinz nicht Tokio, so viel ist sicher. Doch konnte man ebenso verträumt traurig herumstreifen. Lost in Translation war, so erscheint es mir im Rückblick, eine Art ästhetische Überlebensstrategie, eine Form der Coolness, die perfekt zu unseren Stunden im Indie-Club passte. Just like honey.  

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