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Gestreamt: James Gray

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

Der große kommerzielle Erfolg bleibt den Filmen von James Gray zumeist verwehrt. Dafür machen ihn seine regelrecht sture Tiefgründigkeit und der an die großen Autoren des New Hollywood erinnernde Stil regelmäßig zum Favoriten der Kritiker und Kinoliebhaber.

Meinungen
The Immigrant / We Own The Night / Ad Astra
The Immigrant / We Own The Night / Ad Astra

James Gray ist einer dieser Filmemacher, die von den einen verehrt werden, während die anderen noch nicht einmal bewusst ihren Namen gehört haben. Das mag daran liegen, dass seine Filme, wenn man ihnen unvorbereitet begegnet, ein bisschen aus der Zeit gefallen scheinen. Sie schließen eher an die Traditionen und Geschichten des New Hollywood an, denn an heutige Strömungen und Trends.

Martin Kraft - CC BY-SA 3.0
Martin Kraft — CC BY-SA 3.0

1969 in New York geboren und im Stadtteil Flushing aufgewachsen ist James Gray der Enkel ukrainisch-jüdischer Großeltern aus Ostropol. Während eines Filmstudiums an der University of Southern California School of Cinematic Arts drehte er seinen ersten Kurzfilm Cowboys and Angels, der ihm die Aufmerksamkeit des britischen Produzenten Paul Webster (Abbitte) einbrachte. Dieser überredete ihn dazu seine eigenen Drehbücher zu schreiben und zu verfilmen.

Von da an war ein Eckpfeiler von Grays Karriere gesetzt: Von seinem Langfilmdebüt Little Odessa — Eiskalt wie der Tod an wurde zum Auteur, erzählte seine eigenen Geschichten, häufig von weitgehend durchschnittlichen Leuten, die in sehr existentielle Kämpfe hineingeraten; stets mit einem sehr wachen Auge für soziale Verhältnisse. Auch seine Bildsprache ist eher klassisch, manieriert; eine nervöse Handkamera und spektakuläre Spezialeffekte wird man bei ihm vergeblich suchen.

Und so blieb der kommerzielle Erfolg in den meisten Fällen aus. Dafür ist James Gray ein Dauergast auf den großen A-Festivals der Welt, besonders in Cannes und Venedig. Seine Filme wurden nicht durchgängig glänzend aufgenommen, vielmehr zeigt sich in der Bewertung immer wieder der Spalt zwischen europäischen und US-amerikanischen Kritikern. Was die einen feiern, halten die anderen gelegentlich für erstarrt und anders herum. James Gray lässt sich davon nicht abhalten. Derzeit plant er seinen achten Spielfilm: Armageddon Time soll eine Coming-of-Age-Geschichte werden, die vor dem Hintergrund der Reagan-Administration und basierend  auf Grays eigene Erinnerungen von Freundschaft und Loyalität erzählt. Mit dabei sind Robert De Niro, Cate Blanchett, Anne Hathaway, Donald Sutherland und Oscar Isaac.

 

James Grays Filme im Stream:

 

Little Odessa — Eiskalt wie der Tod (1994)

In seinem Spielfilmdebüt erzählte James Gray 1994 die Geschichte eines Auftragsmörders (Tim Roth), der in seine Heimat zurückkehrt, das russisch-jüdische Viertel Brighton Beach in New York City. Dort hat er einen Auftrag zu erledigen, doch die Situation wird allein schon dadurch erschwert, dass ein gegnerischer Gangsterboss ihn sucht, dessen Sohn er einst erschossen hat. Eine zerstörerische Gewaltspirale setzt sich in Gang und die Familientragödie nimmt ihren Lauf. In Venedig erhielt Gray dafür glatt den Silbernen Löwen für die Beste Regie — und Lob vom französischen Altmeister Claude Chabrol.

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The Yards — Im Hinterhof der Macht (2000)

Auch James Grays zweiter Spielfilm beginnt mit einer Rückkehr in die Heimat: Im Haus seiner Mutter trifft Leo (Mark Wahlberg) nach einem Gefängnisaufenthalt auf einen kleinkriminellen Kumpel (Joaquin Phoenix) aus Kindertagen und lässt sich von diesem zu einem spektakulären Sabotageakt überreden. The Yards — Im Hinterhof der Macht basierte auf einem tatsächlich Korruptionsfall bei der Bahn, mit dem Grays Vater in den 1980er Jahren zu tun hatte. Sein Sohn macht daraus ein authentisches New-York-Porträt, das allerdings nicht auf die glänzenden Hochglanzfassaden schielt, sondern eben in die Hinterhöfe, auf die Zahnräder, die die Stadt am Laufen halten, inklusive großzügiger Portionen Schmiermittel.

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Helden der Nacht — We Own The Night (2007)

Joseph (Mark Wahlberg) ist ein New Yorker Polizist und sein Bruder Bobby (Joaquin Phoenix) der Geschäftsleiter eines angesagten Nachtclubs. Eine Razzia im Laden löst 1988 eine schicksalhafte Verkettung von Ereignissen in Gang, in deren Folge sich Bobby fragen muss, auf welcher Seite er steht. Helden der Nacht — We Own The Night beginnt mit Aufnahmen des Magnum-Fotografen Leonard Freed, die die Arbeit der NYPD zeigen und somit direkt die Ästhetik des Films ankündigen. James Gray hat sich von den Copthrillern der 1970er und -80er Jahre inspirieren lassen und stellt diesem stimmungsvollen Retro-Lokalkolorit zwei ausgereifte Psychogramme gegenüber, die den deutschen Titel bald Lügen strafen: Helden im klassischen Sinne gibt es hier nirgends.

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Two Lovers (2008)

Die dritte Zusammenarbeit Grays mit seinem Lieblingsdarsteller Joaquin Phoenix als depressiver Fotograf, den seine Eltern mit der entfernt befreundeten Sandra (Vinessa Shaw) verkuppeln wollen, nachdem seine Verlobte abgehauen ist. Er entwickelt auch zaghaftes Gefallen an Sandra, da funkt aber die neue Nachbarin Michelle (Gwyneth Paltrow) dazwischen. Die Verfilmung von Dostojewskis Kurzgeschichte Weiße Nächte wird von James Gray als schwermütige Liebestragödie mit Noir-Anklängen inszeniert, erinnert manchmal an Großmeister des Zwischenmenschlichen wie Ernst Lubitsch, Ingmar Bergman oder Alfred Hitchcock. Und als wäre das nicht genug, kann man in Two Lovers auch noch Joaquin Phoenix beim Breakdance sehen.

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The Immigrant (2013)

Zu großen Teilen hatte sich Gray zu The Immigrant von den Erzählungen seiner Großeltern inspirieren lassen, die 1923 in die Vereinigten Staaten gekommen waren. Das hatte zur Folge, dass Marion Cotillard sich vor Beginn der Dreharbeiten erst einmal einem Crashkurs in Polnisch unterziehen musste. Wie so oft waren die Kritiker gespalten und vor allem die Europäer waren wenig begeistert. The Immigrant wurde in Deutschland in der Folge nur direct-to-dvd veröffentlicht. Die Amerikaner priesen Grays Werk hingegen als eine perfekte Mischung klassischer Stilrichtungen — ein wenig Stummfilm hier, ein bisschen New Hollywood-Feeling dort — die am Ende aber doch einen ganz eigenen Stil ergäben.

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The Red Road (2014)

Nur die allererste Folge dieser von SundanceTV eigens produzierten Serie wurde von James Gray inszeniert, aber das macht sie nicht weniger sehenswert. The Red Road erzählt mit Jason Momoa in der Hauptrolle eine von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte über das Zusammenleben von weißen Kleinstädtern und den Ramapough Mountain Indians, die in der Nähe eine Deponie in New Jersey leben, wo in den 1960er und -70er Jahren der Automobilhersteller Ford seine giftigen Abfälle entsorgte. Dafür verbinden sich in der Serie Familiendrama und Krimiplotlines.

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Die versunkene Stadt Z (2016)

Über mehrere Jahrzehnte hinweg erzählt Gray die Geschichte des britischen Colonel Percival Fawcett (Charlie Hunnam), dessen Suche nach einer verschollenen Zivilisation im südamerikanischen Dschungel für ihn zu einer ungesunden Obsession wird. Mit einer Verbeugung in Richtung Werner Herzog konzentriert sich Gray auf die Opfer, die Fawcett und seine Männer (darunter kaum wiederzuerkennen mit seinem Backenbart: Robert Pattinson), aber vor allem seine Familie immer wieder bringen müssen. Und letztlich auch das Empire, das sich die Existenz eines älteren fortschrittlichen Imperiums nicht eingestehen will.

Verfügbar auf: Im Abo von Amazon Prime, Joyn und Netflix; Zum Leihen und Kaufen auf Amazon, Sky Store, iTunes, GooglePlay, Freenet Video, Microsoft, RakutenTV, Pantaflix, Magenta TV, Videociety, Cineplex Home, Maxdome und Sony

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Ad Astra — Zu den Sternen (2019)

Noch ein Kritikerliebling und kommerzieller Flop — trotz des Science-Fiction-Settings und Brad Pitt in der Hauptrolle. Ad Astra ist aber auch eher ein psychologisches Drama im Weltall, denn ein Actionkracher. Pitt spielt einen Ingenieur der NASA, der zum Neptun reist. Vor 20 Jahren ist dort sein Vater (Tommy Lee Jones) auf einer Weltraummission, die außerirdisches Leben finden sollte, verschwunden. Gleichzeitig ist aber auch das Überleben auf der Erde bedroht. In gewisser Weise also ein klassisches Vater-Sohn-Drama in meditativem Tempo und mit einem wunderschönen Score von Max Richter — nur eben zusätzlich noch mit sehr realistischen Darstellungen interplanetarer Raumfahrt.

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