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Anna Brüggemann ruft zu #nobodysdoll auf

Ein Beitrag von Jürgen Fauth

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Anna Brüggemann auf der 64. Berlinale

Rechtzeitig zum Auftakt der Berlinale hat Schauspielerin und Drehbuchautorin Anna Brüggemann die Initiative #nobodysdoll gestartet, mit der sie zum Umdenken von Kleiderzwängen auf dem roten Teppich aufruft.

„Die Gleichberechtigung ist auf dem roten Teppich noch nicht angekommen. Im Gegenteil, das Frauen-, und auch Männerbild, das bei Festivaleröffnungen, Premieren und Preisverleihungen erwartet wird, kommt mir vor wie aus den fünfziger Jahren.“

Statt den üblichen hohen Absätzen und tiefen Dekolletés sollten Frauen statt dessen tragen, worin sie sich wohlfühlen: „Wir sind Künstlerinnen und keine hübschen Puppen.“

Der Aufruf wurde von über 60 SchauspielerInnen unterzeichnet, darunter Lavinia Wilson, Franziska Weisz, and Palina Rojinski.

„Es geht darum, dass Veranstaltungen wie die Berlinale öffentlich sind. Da werden wir Schauspielerinnen auf dem Roten Teppich fotografiert. Diese Bilder gehen online, sie sind überall – und sie erzeugen Druck auf viele Frauen. Denn diese Bilder erzählen uns: So sieht eine attraktive Frau aus. Ich fände es so befreiend, wenn wir mehr Spielarten davon hätten, was als attraktiv gilt.“

Berlinale-Direktor Dieter Kosslick hat dem Guardian gegenüber gesagt, dass es auf der Berlinale ja keine Regeln gäbe, wie z.B. in Cannes. „Ich rate jeder Frau, auf der Berlinale genau das zu tragen, was sie möchte. Wir werden jedenfalls bestimmt keine Frauen, die flache Absätze tragen, wegschicken — oder Männer in High Heels.“

Brüggemann nannte diese Einstellung aber naiv: es ginge gerade um die ungeschriebenen Gesetze. „Wenn eine Frau denkt, sie habe keine andere Möglichkeit, Beachtung und Erfolg zu erlangen, als sich einem gesellschaftlichen Kodex zu fügen, dann muss man diesen Kodex hinterfragen,“ sagte sie in einem Gespräch mit der Zeit.  

Wichtig war es Brüggemann aber auch, dass ihr Aufruf nicht als Fingerzeig auf andere Frauen verstanden wird. „Dass es innerhalb dieses Regelwerkes Frauen gibt, die Spaß daran haben, ein Geschäft daraus schlagen, es souverän bespielen, ist mir klar. Die will ich nicht angreifen, auf keinen Fall. Aber es ist überfällig, dass für die anderen Frauen, für das andere Frauenbild auch Platz ist.“

Sie selbst würde höchstwahrscheinlich in einem Rock und flachen Schuhen zur Berlinale erscheinen.

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