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Cannes-Film "Rafiki" in Kenia verboten

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Rafiki von Wanuri Kahiu - Filmbild 1
Rafiki von Wanuri Kahiu - Filmbild 1

30.04.2018: Der Liebesfilm Rafiki, der im kommenden Mai seine Premiere in Cannes feiern soll, wurde in seinem Heimatland Kenia verboten, weil darin die Liebe zweier Frauen zueinander dargestellt wird. In einem Interview mit dem Hollywood Reporter äußerte sich jetzt die Regisseurin Wanuri Kahiu zu den Vorwürfen gegenüber ihrem Film.

Das Kenya Film Classification Board hatte den Film verboten, weil dem Vorsitzenden Ezekiel Mutua zufolge seine homosexuellen Szenen in Kenia illegal seien und Homosexualität propagierten. Der fertige Film unterscheide sich signifikant vom vorgelegten Drehbuch und er werde rechtliche Schritte gegen die Filmemacher einleiten.

Wie Kahiu dem Hollywood Reporter mitteilte, habe sich ihr Film jedoch exakt an das genehmigte Drehbuch gehalten. Niemand habe sie je dazu angehalten romantische Szenen aus Rafiki herauszuschneiden, lediglich das Ende habe für Diskussionen gesorgt, da es nicht reuevoll genug sei. Nach einigen Tagen Bedenkzeit habe Kahiu sich gegen die Änderungen entschieden:

„Hätten sie uns gebeten die Intimität wegen des Ratings zu reduzieren, dann wäre das eine Sache gewesen und wir hätten das gern getan. Stattdessen baten sie jedoch darum das Ende weniger hoffnungsvoll zu gestalten. Ich habe mich geweigert. […] Ich glaube nicht daran Afrikaner als traurig und verzweifelt darzustellen. Das ist nicht mein Stil und nicht meine Überzeugung.“

Rafiki basiert auf der mit dem Caine Preis ausgezeichneten Kurzgeschichte Jambula Tree von Monica Arac de Nyeko und handelt von zwei Frauen, die wegen ihrer Liebe von ihrer Community ausgeschlossen werden.

Mutua äußerte sich am vergangenen Freitag in einer Serie von Tweets kritisch zum Film und launchte zu diesem Zweck sogar den Hashtag #KFCbansLesbianFilm. Der Hashtag ging schnell viral, zahlreiche Nutzer fragten Mutua, ob er durch das Schauen des Films selbst lesbisch geworden sei. Außerdem wurde die Situation von vielen genutzt, um auf soziale und politische Missstände in Kenia hinzuweisen, beispielsweise die grassierende Korruption.

Rafiki feiert seine Premiere nichtsdestotrotz im kommenden Mai in der Sektion Un Certain Regard. Es ist der erste kenianische Film im offiziellen Programm der Filmfestspiele von Cannes.

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