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 In „Immaculate“ setzt Michael Mohan die hingebungsvoll agierende Sydney Sweeney als Novizin in Not in Szene.

Immaculate (2024)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

„Goddamnit!“

Dank Auftritten in Serien wie „Euphoria“ und „The White Lotus“ sowie ihrer Hauptrolle im RomCom-Hit „Wo die Lüge hinfällt“ (2023) zählt Sydney Sweeney derzeit zu den angesagtesten Jungstars in Hollywood. Im Horrordrama „Immaculate“ steht sie nicht nur als Protagonistin vor der Kamera, sondern war auch hinter den Kulissen eine treibende Kraft: Als Produzentin holte sie den Regisseur Michael Mohan an Bord, mit dem sie schon für den Thriller „The Voyeurs“ (2021) zusammengearbeitet hat, und suchte nach Finanzierungs- und Distributionswegen.

Was die 1997 geborene Schauspielerin an dem Projekt so gereizt haben mag, lässt sich durchaus nachvollziehen. Das Skript von Andrew Lobel entwirft eine spannende Heldin, die sich mit einer beängstigenden Situation konfrontiert sieht. Die Novizin Cecilia reist nach Italien, nachdem ihr Konvent in Detroit schließen musste. Das Kloster, in das sie eingeladen wurde, liegt in der ländlichen Abgeschiedenheit und dient als Hospiz für alte und kranke Ordensschwestern. Während die strenge Schwester Isabelle (Giulia Heathfield Di Renzi) sehr ablehnend auf die schüchterne Cecilia reagiert, findet die Amerikanerin, die bisher kaum Italienisch sprechen kann, in der etwa gleichaltrigen Gwen (Benedetta Porcaroli) rasch eine gute Freundin. Und auch Pater Sal Tedeschi (Álvaro Morte) scheint ihr verständnisvoll zu begegnen.

Schon die Eröffnungssequenz, in der eine junge Frau heimlich den Toren des Klosters zu entkommen versucht, ehe sie von einer finsteren Nonnengruppe brutal daran gehindert wird, lässt allerdings erahnen, dass hier etwas Böses vor sich geht. Plötzlich ist Cecilia schwanger – offenbar eine „unbefleckte Empfängnis“ und somit ein Wunder. Während Cecilia von vielen Mitgliedern des Ordens fortan wie eine Heilige behandelt wird, reagieren andere warnend oder aggressiv. Es dauert nicht mehr lange, bis sich die ersten Todesfälle ereignen – und Cecilia sich wie eine Gefangene fühlt.

Die Kamera von Elisha Christian fängt den Schauplatz eindrücklich ein; der Film wurde tatsächlich in Italien gedreht. Die Bilder der Außen- und Innenräume, nicht zuletzt der Katakomben, sorgen für eine stimmige Gruselatmosphäre – weshalb die gelegentlichen Jump Scares gar nicht nötig gewesen wären, um die Bedrohung zu vermitteln. Zudem gelingen der Inszenierung ein paar prägnante Momente, etwa wenn die panische Cecilia in einem blutverschmierten weißen Kleid über eine Wiese eilt, nachdem sie sich durch einen Trick (kurzzeitig) aus ihrer Gefangenschaft befreien konnte – und dann von ihren beiden Verfolgern eingeholt und überwältigt wird.

Dem Film lässt sich eine „My body, my choice“-Botschaft entnehmen; er zeigt den Handlungsort als rigiden patriarchalischen Mikrokosmos, in dem ein Aufbegehren sofort bestraft wird. So ganz vermag Immaculate seinen Ton indes nicht zu finden. Es mangelt ihm an Subtilität und mehrdimensionalen Nebenfiguren, um sich als herausragender, komplexer Genrevertreter zu behaupten. Und trotz Splatter-Einlagen, in denen unter anderem ein Kruzifix zweckentfremdet wird, und diverser One-Liner ist das Werk insgesamt zu konventionell, um als sleazy und grenzüberschreitend durchzugehen.

Für Sydney Sweeney kann diese blutige Heldinnenreise dennoch als Triumph bezeichnet werden. Wenn sie nach einer intensiven, aber deutlich zurückhaltenden Darstellung in den finalen Minuten zu einem lauten, schmerzerfüllten Verzweiflungsschrei ansetzt, der gewiss bis in alle Höllenkreise vordringt, hinterlässt das einen tiefen Eindruck, der die Schauspielerin hoffentlich an die Spitzen von Casting-Listen weiterer Horrorfilme befördert. Aaargh!

Immaculate (2024)

Die fromme Novizin Cecilia (Sydney Sweeney) verlässt ihre Heimat in den USA, um einem abgelegenen Kloster inmitten der malerischen Landschaft Italiens beizutreten. Doch der herzliche Empfang durch die Ordensschwestern und Pater Tedeschi (Álvaro Morte) trügt: Schon bald entwickelt sich ihr Aufenthalt zu einem Albtraum, als ihr klar wird, dass der Ort ein düsteres Geheimnis und unaussprechliche Schrecken birgt.

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