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Die französische Komödie „Fast perfekte Weihnachten“ punktet nicht nur mit trockenem Humor und Situationskomik, sondern hat auch bemerkenswerten Tiefgang. Das Älterwerden und Generationskonflikte sind zentrale Themen.

Fast perfekte Weihnachten (2023)

Eine Filmkritik von Nicolai Härtel

Ein Weihnachtsstern am Kinohimmel

Weihnachten steht vor der Tür, das Fest der Liebe und der Familie. Für Vincent Barand (Franck Dubosc) muss daher alles perfekt sein. Allerdings bekommt er diesmal von seinen Kindern für Heiligabend eine Absage. Aber das würde ja bedeuten, Weihnachten allein mit seiner bezaubernden Ehefrau Béatrice (Emmanuelle Devos) zu verbringen. Niemals!

Vincent kommt daher, inspiriert durch eine Predigt, auf einen genialen Gedanken: Er möchte eine Seniorin aus einem Altersheim einladen, um Heiligabend zu dritt zu feiern. Béatrice unterstützt etwas widerwillig ihren Mann in seinem Vorhaben. Beide machen sich daher auf den Weg, eine geeignete Kandidatin zu finden. Vincent ist schließlich erfolgreich. Er bringt zunächst die trinkfeste Monique (Danièle Lebrun) und schließlich auch die etwas grobschlächtige Ex-Kugelstoßerin Jeanne (Danielle Fichaud) mit. Die beiden Rentnerinnen sind allerdings etwas lebhafter als gedacht, so dass das so besinnlich geplante Weihnachtsfest Vincent bald zu entgleiten droht.

Die französische Komödie Fast perfekte Weihnachten von Drehbuchautor und Regisseur Clément Michel hat viele Facetten. Der Film punktet nicht nur mit trockenem Humor und Situationskomik. Die Geschichte rund um das Weihnachten der Familie Barand hat auch bemerkenswerten Tiefgang. Das Älterwerden und Generationskonflikte sind dabei zentrale Themen des Films. Beispielsweise hat Vincents Obsession, das perfekte Weihnachten mit seiner Familie zu verbringen neben dem offensichtlichen Spießbürgertum auch emotionale Hintergründe. Es ist das erste Mal, dass er an den Feiertagen nicht mit seinen Kindern zusammen ist. Dadurch scheint Vincent auch klar zu werden, dass er alt wird. Eine Tatsache, mit der er nicht gut umgehen kann. Anders ist da Béatrice, die nicht nur gern mit ihrem Mann allein wäre, sondern auch trotz taktloser Anspielungen von Monique und Jeanne auf ihr Alter die Fassung behält. Obwohl die Problematik des Älterwerdens und die damit verbundene Vereinsamung ein ernstes Thema ist, serviert es Clément Michel in seinem Film mit einer gewissen Leichtigkeit und viel trockenem Humor.

Danièle Lebrun und Danielle Fichaud verkörpern die zwei stereotypen Rentnerinnencharaktere in diesem Zusammenhang ausgezeichnet. Monique sorgt zum Beispiel durch ihr Lieblingskonversationsthema „Tod“ für mehrere Lacher. Die griesgrämige Jeanne polarisiert zunächst, im Verlauf ist sie es jedoch, die mit ihrer Altersweisheit die Sicht auf die Dinge ändert. Die geschieht in Fast perfekte Weihnachten auch genau zum richtigen Zeitpunkt. Die beiden Rentnerinnen werden nämlich aufgrund ihres Ausgangs übermütig, was zu Situationen führt, die für manche Zuschauende in unangenehmes Fremdschämen abgleiten können. Dann reißt Clément Michel das Ruder herum, Jeannes Charakterentwicklung rückt in den Vordergrund. Mit ihren guten Ratschläge wird sie für Vincent zu einer Art Mutterfigur. Jeanne findet Zugang zu Vincent, der Ratschläge von dieser neu gewonnenen Mutterfigur annimmt. Wie für einen Weihnachtsfilm üblich, wendet sich am Ende alles zum Guten. Jedoch hat sich das Drehbuch die Seligkeit erarbeitet. Spätestens dann, wenn Jeanne ein letztes Mal bei den ersten Schneeflocken des Jahres und vor den Augen des versammelten Altersheimes versucht, ihren persönlichen Rekord im Kugelstoßen zu knacken, ist es um die Zuschauer: innen geschehen. 

Fast perfekte Weihnachten (2023)

Weihnachten ist die schönste Zeit des Jahres – zumindest im Haus der Barands! Für den familiär veranlagten Vincent (Franck Dubosc) können die besinnlichen Festlichkeiten gar nicht fürstlich genug gefeiert werden. Umso größer ist die Enttäuschung, als seine Kinder ihren Festtagsbesuch der Reihe nach absagen. Während seine FrXau Beatrice (Emmanuelle Devos) den Truthahn kurzerhand zurück ins Eisfach verbannt, bleibt Vincent stur. Weihnachten ist schließlich das Fest der Geselligkeit! Vom Weihnachts-Gottesdienst zur Nächstenliebe inspiriert, macht Vincent sich auf die Suche nach einem Gast für den heiligen Abend – und wird fündig in einem der lokalen Altersheime. Die Seniorinnen Monique (Danièle Lebrun) und Jeanne (Danielle Fichaud), beide jenseits der 80 und nicht auf den Mund gefallen, nehmen die Einladung dankend an – mehr oder weniger. Während Vincent auf aufkommende Weihnachtsstimmung pocht, ist Beatrice weniger begeistert. Denn die beiden Rentnerinnen sind rüstiger als erwartet – und machen es sich im Haus der Barands schnell ein bisschen zu gemütlich…

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