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In „Junk Space Berlin“ von Juri Padel tauchen wir in eine Berliner Dystopie ein – mit vielen spielerischen Ideen.

Junk Space Berlin (2022)

Eine Filmkritik von Johannes Witt

Cyberpunk made in Germany

Im dystopischen Berlin der nahen Zukunft machen sich vier Außenseiter*innen auf die Suche nach der künstlichen Intelligenz Billie. Ein weiterer Beweis, dass das deutsche Kino nicht so am Boden ist, wie man es so häufig hört. Ein kreativer, verspielter Film, der lediglich in Anbetracht seiner eigenen Ambitionen etwas ins Straucheln gerät. Dass Deutschland Film noch kann, beweisen wir eigentlich am laufenden Band.

Und dabei müssen es noch nicht einmal die ganz großen Namen der Berliner Schule wie Petzold oder Schanelec sein. Man muss sich nur ein winziges Stück vom endlos ausgetretenen und zu Recht kritisierten Pfad der berühmten und vor allem berüchtigten deutschen Klaumaukkomödie wagen, um cineastische Perlen zu finden, die es mit jeder internationalen Konkurrenz aufnehmen können.

In diese Kategorie fällt auch Junk Space Berlin von Regisseur Juri Padel, dessen Berliner Dystopie an Carpenters Klassiker Escape from New York erinnert. Mit dem Genremix aus Science-Fiction und Mysterythriller muss sich der Film dabei vor keiner der Titanen des Cyberpunk-Genres verstecken. Dabei schafft es der Film trotz des Independent-Budgets zu einer eigenen visuellen Handschrift zu finden, die zu Beginn vielleicht etwas Eingewöhnungszeit brauchen mag, ihren Charme aber nach und nach entfaltet und definitiv im Gedächtnis bleibt.

Das gilt auch für alle anderen Aspekte des Films: Man muss sich darauf einlassen. Man muss sich zum Beispiel darauf einlassen, einen originellen und erfrischend verspielten Film zu sehen, der vor abgedrehten Ideen nur so sprudelt. So auch die Handlung: Ein mysteriöser, riesiger und sich auszubreitender Riss, der sich quer durch das dystopische Berlin zieht und die Gruppe an vier Protagonist*innen, die sich unter der Stadt auf die Suche nach ihrer Freundin machen. Die eine künstliche Intelligenz ist.

Aber auch die Art und Weise, wie das Ganze inszeniert ist, kann sich durchaus sehen lassen. Die Exposition wird teilweise in dokumentarisch anmutenden Sequenzen direkt zum Zuschauenden in die Kamera gesprochen, ein Schleier liegt über großen Teilen der Berliner Unterweilt und die Gespräche sind verzerrt.

Daran knüpft aber auch einer der wenigen negativen Punkte des Films an. Vieles wird gesagt, wenig wird gezeigt. Das kann man einer Indie-Produktion zwar kaum zum Vorwurf machen, zumal viele der vermutlich am Budget hängenden Einschränkungen charmant mit einer gehörigen Portion Kreativität kaschiert werden. Dennoch ist das erforderliche Kopfkino bisweilen etwas überbeansprucht. Auch inhaltlich prasseln die Informationen allzu häufig nur so auf die Zuschauenden ein, sodass es an manchen Stellen einiges an Aufmerksamkeit erfordert, um dem Geschehen folgen zu können. An dieser Stelle schafft es der Film auch nicht immer, die eigenen Versprechen an Tiefe und Thematiken befriedigend aufzulösen, ohne dabei aber wirklich zu enttäuschen. Lediglich die eigenen, sicherlich großen Ambitionen werden eben nicht gänzlich erfüllt.

Unterm Strich ist Junk Space Berlin aber ein äußerst gelungenes Stück Kino, das große Vorfreude auf (hoffentlich) kommende Projekte des Regisseurs und des ganzen Teams macht. Ein wundervoll verspielter, grundsympathischer Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man sich auf abgedrehte Kreativ-Wunder in Filmform einlassen kann.
 

 

Junk Space Berlin (2022)

Durch das dystopische Berlin von Morgen zieht sich ein unerklärlicher Riss, in den sich vier Outsider*innen auf eine Mission wagen, um ihre verschwundene Freundin Billie zu finden. Aber wohin führt sie Billies Spur?

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