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In diesem französischen Lustspiel von Laurent Tirard haben sich vier Nonnen und eine Praktikantin vorgenommen, ein Radrennen in der Provinz zu gewinnen, um mit dem Preisgeld ein marodes Altersheim zu renovieren.

Das Nonnenrennen (2022)

Eine Filmkritik von Reinhard Kleber

Radeln für den guten Zweck

In einem kleinen Benediktinerinnenkloster im französischen Jura wohnt die Mutter Oberin Véronique mit den Nonnen Augustine, Bernadette und Béatrice. Für einige Wochen ist die vorlaute Praktikantin Gwendoline zu Gast, die mit dem Gedanken spielt, ins Kloster einzutreten. Als die Schwestern bei einem Besuch in einem benachbarten Altersheim sehen, wie sanierungsbedürftig es ist, wollen sie helfen. Weil Benediktinerinnen aber in Armut leben und staatliche Subventionen nicht in Sicht sind, melden sie sich bei einem örtlichen Radrennen an, bei dem ein Preisgeld von 25.000 Euro und ein Besuch beim Papst in Rom winken. Dann müssen sie aber feststellen, dass nur wenige von ihnen das Radfahren beherrschen. Um eine professionell trainierte Männertruppe loszuwerden, müssen sie zu unschönen Tricks greifen. Dann tritt auch noch neue Konkurrenz auf den Plan: die ehrgeizige Oberin Joséphine mit vier durchtrainierten jungen Nonnen. Obendrein sind sich die beiden Äbtissinnen schon seit Kindertagen spinnefeind.

2009 gelang dem französischen Autor und Regisseur Laurent Tirard mit der ersten Live-Action-Verfilmung der populären Geschichten um den kleinen Nick, die René Goscinny („Asterix“) geschrieben und Jean-Jacques Sempé illustrierte hatte, ein großer Kinoerfolg. Fünf Jahre nach diesem nostalgisch gestimmten Kinderfilm legte Tirard 2014 die Fortsetzung Der kleine Nick macht Ferien vor, dazwischen realisierte er die Großproduktion Asterix und Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät (2012). An den Charme der beiden „Nick“-Filme reicht Tirards neues Werk nicht heran: Zu vorhersehbar ist sein Nonnenlustspiel konstruiert, zu schematisch sind die Figuren angelegt, zu dialoglastig sind die Szenen, zu flach bleibt der Humor und zu halbgar die Auflösung.

Wie schwach das Fundament der Story ist, zeigt sich schon zu Beginn bei der zentralen Prämisse. Das heruntergekommene Pflegeheim ist zwar vollbelegt, aber nicht insolvent. Eine hohe Auslastung sichert ja bekanntlich das finanzielle Überleben solcher Einrichtungen. Warum die Nonnen glauben, bei der Renovierung helfen zu müssen, bleibt unklar. Eine emotionale Bindung zu den Heimbewohnern oder dem –personal entwickelt sich jedenfalls nicht. Das Heim kommt später auch praktisch nicht mehr vor. Es liefert also nur den vordergründigen Anlass für das kuriose Wettrennen zwischen zwei Nonnengruppen.

Über der gesamten Inszenierung liegt der sanfte Glanz einer altbackenen Nostalgie. Das kleine Kloster schmückt einen Hügel über einem idyllischen Dorf in einer adretten Wald- und Wiesenlandschaft. Man fühlt sich zurückversetzt in die französische Provinz um die Mitte des 20. Jahrhunderts. Zwar daddelt hier Gwendoline auf ihrem Smartphone, aber ansonsten läuft das Klosterleben in altmodischen analogen Bahnen ab. Mit leisem Spott schildert der Regisseur die Eitelkeiten der Nonnen und die Rivalität der Äbtissinnen, während das Training für das Rennen und die Kette von Intrigen gegen die neu angekommene Nonnengruppe in reichlich Slapstick münden.

Männer spielen in dem Ensemblefilm nur eine marginale Rolle. Dafür legt die Regie großen Wert darauf, bei den Frauenfiguren niemanden zu bevorzugen. Aus der Riege der Darstellerinnen stechen dann aber doch Valérie Bonneton als Véronique und Sidse Babett Knudsen als Joséphine heraus. Die Verbissenheit, mit sich die beiden verbal und nonverbal beharken – einschließlich einer Rückblende in ihre gemeinsame Kindheit – , sorgt gelegentlich für Heiterkeit. Als große Bereicherung erweist sich Louise Malek, die als forsche Außenseiterin immer wieder den faden Klosterbetrieb aufmischt. Sie löst auch den pfiffigsten Dialog des Films aus: Als die Benediktinerinnen beratschlagen, wie sie ihre Chancen erhöhen können, schlägt Gwendoline vor: „Machen wir es wie richtige Radfahrer: Doping.“ Mögliche moralische Bedenken hebelt die lebenskluge Ex-Rockerin Augustine aus. Zur Zeit der Bibel gab es noch keine Anabolika, also konnte die Bibel sie auch nicht verbieten.

Das Nonnenrennen (2022)

Um das dringend benötigte Geld für die Renovierung eines marode gewordenen Hospizes aufzutreiben, beschließen fünf Nonnen, an einem Radrennen teilzunehmen, bei dessen Gewinn ein hohes Preisgeld winkt. Blöd nur, dass keine von ihnen Fahrradfahren kann. 

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