The Journey

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Eine Autofahrt in Richtung Frieden

Ian Paisley (Timothy Spall) gegen Martin McGuiness (Colm Meaney). Seit über dreißig Jahren sind sie Erzfeinde, die noch niemals auch nur ein Wort miteinander ausgetauscht haben. Doch der Konflikt, den diese beiden im Kleinen austragen, hat Nordirland Jahrzehnte lang im Großen bestimmt. Denn Ian Paisley ist presbyterianischer Priester und Vorsitzender der Ulster Unionist Partei und McGuiness ein ehemaliger Kommandeur der IRA und Mitglied von Sinn Féin. Und genau diese beiden Männer sollen nun einen endgültigen Friedensvertrag aushandeln. Dazu hat Tony Blair (Toby Stephens) sie nach Schottland eingeladen. Doch die Verhandlungen sind zäh.

The Journey erzählt von diesen Verhandlungen, allerdings nicht historisch akkurat, sondern in einer fiktionalen Art, die sich vorstellt, wie diese beiden knarzigen, alten Haudegen endlich zueinander gefunden haben. Das passiert nicht am Verhandlungstisch, sondern quasi über Bande. Als Paisley für einen Tag nach Belfast zurück will, um seine goldene Hochzeit zu feiern, kommt McGuiness kurzerhand mit. Die Autofahrt zum Flughafen dauert etwas über eine Stunde und vielleicht kann er den grantigen alten Kerl so überzeugen, endlich Frieden zu schließen. Kein einfaches Unterfangen, schließlich sind sie erbitterte Feinde und ist Paisley bekannt für seine gnadenlose Sturheit. Mit im Auto ist der junge Fahrer Jack (Freddie Highmore, bekannt aus Charlie und die Schokoladenfabrik), der – gelenkt von dem eigentlich schon in Rente gegangenen Agenten Harry Patterson (John Hurt) – die beiden zu Verhandlungen bewegen oder zumindest die Fahrt so lange wie möglich verlängern und herauszögern soll.

Was nun folgt, ist eine Art typisch britisches Genredrama á la Tinker, Tailer, Soldier, Spy oder Kabinett außer Kontrolle. Politisch hochbrisante Themen werden vor allem durch Verbal-Abschläge feinster britisch-ironischer Art verhandelt. Dabei gelingt es Nick Hamms The Journey hervorragend, die Bedeutsamkeit der Ereignisse ernst zu nehmen – immerhin starben viele Menschen bei diesem langen Konflikt – und gleichzeitig intelligenten Humor einzuflechten. Zudem lässt er es sich nicht nehmen aufzuzeigen, dass sich diese beiden Männer eigentlich wie Kinder benehmen, die versuchen, sich gegenseitig ein Spielzeug wegzunehmen. Zugespitzt auf zwei Männer in einem Auto zeigt sich die gesamte Absurdität und das Elend des Nordirland-Konfliktes nämlich am besten.

Viel anderes ist von The Journey aber nicht zu erwarten. Der Film ist ein klassisches, geradliniges Drama, das ästhetisch hier und da schon fast in Richtung Fernsehfilm tendiert und dessen Schauspiel manchmal fast aus dem Ruder läuft. Vor allem Timothy Spall hat Probleme, sich seiner arg verkrusteten Figur anzunähern und ihr in irgendeiner Art und Weise etwas Menschlichkeit zu geben. Das ist auch keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass Paisley zu Lebzeiten so erzkonservativ und verbohrt war, dass er sogar Papst Johannes Paul II. als Antichristen bezeichnete und sich selbst als ein Kind des Zornes, nicht ein Kind Gottes. Colm Meaney hat es da mit dem jovial-fröhlichen McGuiness etwas einfacher, vermag aber ebenfalls nicht immer in die Tiefe dieser ambivalenten Figur eindringen zu können. Dass beide Männer faktisch verantwortlich für eine Menge unschuldiger Toter sind, werfen sie sich gern gegenseitig an den Kopf. Was dies aber emotional mit ihnen selbst gemacht hat, ist kaum zu erkennen.

Genau hier liegt die Schwäche von Hamms sonst sehr unterhaltsamen Film. Zu sehr ist er auf die verbale Schlacht fixiert, zu wenig auf die Entwicklung dieser beiden Männer als Menschen, die eben nicht nur ihre Prinzipien haben, sondern auch ein Herz und ein Gewissen.

The Journey

Ein Film über die Ereignisse, die dem historischen St. Andrews Agreement 2006 vorangingen. Dieses brachte Frieden nach Nordirland nach Jahren von Gewalt zwischen Gewerkschaftlern und Republikanern.

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