Katakomben (2014)

Eine Filmkritik von Gregor Torinus

Wie oben, so unten

Seitdem das Blair Witch Project im Jahre 1999 den Wackelkamera-Horror erfunden hat, ist dieses Subgenre untoter als die Zombies in George A. Romeros verwackeltem Diary of the Dead, wobei letzterer der bis dato mit Abstand schlechteste Zombie-Film des Altmeisters war. Jetzt nimmt sich das Filmemacher-Brüderpaar John Eric und Drew Dowdle dem Subgenre an. Die Dowles waren bisher vorrangig als die Macher von solider Horror-Kost wie Quarantäne (2008) und Devil (2010) in Erscheinung getreten. Jetzt wackeln sich die beiden US-Amerikaner im Found-Footage-Stil durch die Katakomben von Paris:

Wie bereits ihr Vater (Roger van Hool), der später Selbstmord beging, widmet auch die junge Archäologin Scarlett (Perdita Weeks) ihr Leben der Suche nach dem legendären Stein der Weisen. Dieser heilige Gral der Alchemie soll unedles Metall in Gold verwandeln und alle Krankheiten und Verletzungen heilen können und zur Unsterblichkeit führen. Unter Einsatz ihres Lebens hat Scarlett im Irak einen anderen berühmten Stein aufgespürt, der wichtige Dekodierungsinformationen enthält. Es ergeben sich Hinweise, die vermuten lassen, dass man nur über die Katakomben von Paris Zugang zum geheimen Versteck des Steins der Weisen gelangt. Sofort startet Scarlett einen kleinen illegalen Expeditionstrupp. Zu diesem gehören der Dokumentarfilmer Benji (Edwin Hodge), ihr Forscherfreund George (Ben Feldman) und der französische Katakomben-Experte Papillon (François Civil) mit seinem kleinen Team. Ihr Weg führt sie vom bekannten Teil der Katakomben in einen Abschnitt, aus dem bisher niemand lebend zurückgekommen ist.

Katakomben beginnt recht vielversprechend. Zunächst einmal sind die Found-Footage-Bilder aufgrund mehrerer im Team vorhandener Kameras sinnvoll in den Film integriert. Eine nicht vollkommen neue, aber trotzdem interessante Idee ist die Alchemie-Thematik, die aufgrund des quasi-dokumentarischen Ansatzes zusätzlich an Glaubwürdigkeit gewinnt. In seinem ersten Drittel wirkt Katakomben deshalb eher wie ein sehr realistischer gehaltener Abenteuerfilm, als wie ein Grusel- oder gar ein Horror-Streifen. Scarlett konzentriert all ihren Grips auf das Aufspüren und die Entschlüsselung geheimer kodierter Hinweise. Hinzu kommt das unheimliche Setting in den real existierenden Katakomben der französischen Hauptstadt. — Als die Friedhöfe von Paris aufgrund des erhöhten Aufkommen an Toten unangenehm zu müffeln begannen, schuf man dieses gewaltige unterirdische Tunnelsystem, in dem sage und schreibe sechs Millionen Tote ihre letzte Ruhestätte fanden.

So müssen die Abenteurer auf ihrem Weg durch dieses unterirdische Wegenetz teilweise viele Meter über Berge von menschlichen Knochen kriechen. Hierzu gibt der ortskundige Papillon den Hinweis immer mit dem gesamten Ellenbogen voranzurobben, da diese Knochenberge ein bevorzugter Aufenthaltsort für Ratten sind. Zu diesen Schikanen treten geheime Fallen, welche die mittelalterlichen Alchemisten angelegt hatten und die den altägyptischen Sicherungen gegen Grabräuber in den Pyramiden keineswegs nachstehen. Hätten sich die Dowdle-Brüder auf diesen Aspekt ihrer Geschichte konzentriert, wäre Katakomben wahrscheinlich wesentlich besser geworden, als er jetzt tatsächlich ist. Das scheint auch die ursprüngliche Idee der beiden Filmemacher gewesen zu sein. Nicht umsonst heißt der Film im Original As Above, So Below („wie oben, so unten“), was eines der fundamentalen Prinzipien der Alchemie darstellt, das im Film auch direkt zitiert wird und das darin noch größere Wichtigkeit erlangt.

Doch stattdessen füllen die beiden Brüder die Pariser Katakomben im Verlaufe der Handlung mit immer mehr Geister-Grusel-Elementen. Diese hebeln erstens zunehmend den zuvor recht sorgfältig aufgebauten realistischen Touch des Films wieder aus. Außerdem wirken sie mit der Zeit zunehmend willkürlich, was diesen negativen Effekt noch weiter verstärkt. Gegen Ende schmeißen die Dowdle-Brüder offensichtlich einfach alles, was ihnen im Verlaufe ihres Brainstormings zum Film eingefallen ist ohne Sinn und Verstand in die Katakomben hinein. Dabei geht es derart wüst zu, dass selbst bei zentralsten Elementen die zuvor aufgebaute innere Logik so weit über den Haufen geworfen wird, das man schließlich vor dieser geballten Ladung an Unsinn kapituliert.

Weniger wäre im Falle von Katakomben definitiv mehr gewesen. Doch so, wie er jetzt aussieht, kann wahrscheinlich nur noch der Stein der Weisen diesen Film wieder halbwegs einrenken.
 

Katakomben (2014)

Seitdem das „Blair Witch Project“ im Jahre 1999 den Wackelkamera-Horror erfunden hat, ist dieses Subgenre untoter als die Zombies in George A. Romeros verwackeltem „Diary of the Dead“, wobei letzterer der bis dato mit Abstand schlechteste Zombie-Film des Altmeisters war. Jetzt nimmt sich das Filmemacher-Brüderpaar John Eric und Drew Dowdle dem Subgenre an.

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Meinungen

E. H. · 25.01.2015

Der Film war durchschnittlich. Nicht sehr spannend. Durch die Wackelkamera konnte man einige wichtige Szenen nicht richtig sehen. Wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich mir den Film nicht angeschaut. Wen eine Wackelkamera stört,sollte sich diesen Film nicht anschauen. Ist raus geschmissenes Geld. Lohnt echt nicht.

D. Dog · 22.09.2014

Ich hab mehr bei dem film gelacht, als das ich mich erschrocken habe.

Dajana Höntsch · 21.09.2014

Also ich hab ihn mir angeguckt und muss sagen,dass ich mich noch nie so oft erschrocken habe,wie in diesem Film. Ich find ihn super.

Leona Weber · 13.09.2014

Hab mir persönlich mehr darüber vorgestellt dem trailer nach zu urteilen. Aber ist gut gemacht. Die ganzen Schreckmomente waren im trailer schon zu sehen. Sehr schade