Highway to Hellas

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Mit Ouzo, Dynamit und Eselsfallen gegen deutsche Invasoren

Im Jahr 2014 legten Kabarettist und Schauspieler Arnd Schimkat (Ottos Eleven) und Satiriker Moses Wolff mit Highway to Hellas ihren ersten gemeinsamen Roman vor – eine Culture-Clash-Geschichte als Schelmenstück und Griechenland-Hommage. Obwohl ihr biederer Protagonist, der von findigen Inselbewohnern stets an der Nase herumgeführt wird, von der Beschreibung her ganz auf Schimkats hoch gewachsene Statur zugeschnitten wurde, verkörpert ihn in Aaron Lehmanns Verfilmung der viel beschäftigte Christoph Maria Herbst. Da trifft es sich bestens, dass der Roman an einer Stelle ein Lobgesang auf Herbst anstimmt (inmitten einer Vielzahl popkultureller Anspielungen): Der nette Stromberg-Hauptdarsteller würde, so heißt es, gewiss nicht so harsch mit seinen Mitarbeiter herumspringen wie Ricky Gervais, der Schöpfer von dessen Serienvorbild The Office.
Der pedantische Kreditmanager Jörg Geissner (Christoph Maria Herbst) wird von seiner Bank auf die Insel Paladiki geschickt, um die Verwendung gewährter Kredite zu überprüfen. Sollten die Darlehen nicht gemäß dem zugedachten Zweck eingesetzt worden sein, könnte sich das Institut den idyllischen Strand unter den Nagel reißen. Da weder Krankenstation noch Elektrizitätswerk existieren, versucht Dorfcasanova und Gemischtwarenhändler Panos (Adam Bousdoukos), den überforderten Teutonen an der Nase herumzuführen. Also hält er ihn mit stets neuen Strapazen wie einem Eselsritt bei Gluthitze hin, während die anderen Inselbewohner an wirksamen Attrappen arbeiten. Doch obwohl ihm sein Chef im Nacken sitzt, zeigt sich der engstirnige Angestellte dank der Reize der idyllischen Küste sowie der attraktiven Krankenschwester Eleni (Georgia Tsagaraki) langsam für Griechenlands Schönheit zugänglich.

Während im parallel entstandenen Roman der Vorgesetzte als schwäbischer Pfennigfuchser gezeichnet wird, der bewusst den Namen seines Untergebenen vergisst, wurde er in der Verfilmung zur Matrone umgeschrieben. Der Grund dafür dürfte bei Ko-Produzent Matthias Schweighöfer liegen, der in seinen Filmen gerne eine Rolle für seine Mutter Gitta sucht. Außerdem trifft man Rosalie Thomass als eine von Panos‘ zahlreichen deutschen Eroberungen an. Dagegen ergab sich für die Autoren Schimkat und Wolff offenbar keine Möglichkeit für einen Gastauftritt, zumal die gesamte Passage mit Geissners Schiffsanfahrt entfiel. Die ersten hundert Seiten wurden in wenigen Minuten abgehandelt, was belegt, dass der Roman etwas zu ausschweifend ausfiel.

Auf den Spuren von Die große Verführung und Local Hero entstand eine leichtfüßige Urlaubskomödie um Völkerdifferenzen und -verständigung. In der verknappten Handlung wirken die Figuren zwar klischeehafter, aber von Beginn an sympathischer. Der Humor erweist sich reichlich mild, doch zumindest verzichtet man weitgehend auf Klamauk. Für den Culture-Clash-Aspekt erweist es sich wichtig, dass die Dialoge teilweise in Griechisch gehalten wurden, obwohl viele der Charaktere über verhältnismäßig gute Deutschkenntnisse verfügen.

Der Plot nach Schimkats und Wolffs Skript, an dem Regisseur Aron Lehmann (Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel) mitschrieb, arbeitet die Gemeinsamkeiten der beiden anfänglichen Kontrahenten heraus. Allmählich nähern sich Gigolo Panos und der (im Roman von seiner Freundin verlassene) einsame Bankmanager Geissner an. Beide müssen erst lernen, Verantwortung zu übernehmen – Panos für seinen unehelichen Sohn, Geissner für die Insel, die in Gefahr ist, vom Kapitalismus überrollt zu werden. Allerdings will das drastische Finale nicht ganz zum leichtfüßigen Tonfall passen. Mit Dynamit sprengen die Autoren jedenfalls ein Loch in das zuvor recht harmlose Handlungsgerüst.

Highway to Hellas

Im Jahr 2014 legten Kabarettist und Schauspieler Arnd Schimkat („Ottos Eleven“) und Satiriker Moses Wolff mit „Highway to Hellas“ ihren ersten gemeinsamen Roman vor – eine Culture-Clash-Geschichte als Schelmenstück und Griechenland-Hommage.
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