A Long Way Down

Eine Filmkritik von Falk Straub

Suizid-Quartett

Eigentlich sollte alles ganz schnell gehen. Rauf aufs Hochhaus, mit einer Leiter übers Absperrgitter und dann hopps nach unten. So zumindest hatte sich der ehemalige Frühstücksfernsehmoderator Martin Sharp (Pierce Brosnan) seinen Freitod vorgestellt. Nach einer Äffare mit einer Minderjährigen, durch die er Job, Frau und Freiheit verlor, bleibt ihm frisch aus dem Knast nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt. Doch erstens kommt es anders und zweitens dem abgehalfterten Lebemann drei andere Lebensmüde in die Quere.
Hausfrau Maureen (Toni Collette) fühlt sich mit ihrem behinderten Sohn alleingelassen. Bei der großmäuligen Politikertochter Jess (Imogen Poots) ist die Liebe an allem schuld. Der erfolglose Rockmusiker JJ (Aaron Paul) weiß hingegen gar nicht so recht, warum er springen will. Und so stehen gleich zu Beginn von Pascal Chaumeils jüngster Komödie A Long Way Down (nach einem Roman Nick Hornby) vier potenzielle Selbstmörder in der Silvesternacht gemeinsam in London auf einem Dach und beschließen, ihr Vorhaben bis zum Valentinstag aufzuschieben. Mit Martin und Jess besitzt die ad hoc gegründete Selbsthilfegruppe jedoch soviel Prominenz, dass die Presse nicht lange auf sich warten lässt, was zunächst zu einem Gegenangriff und schließlich zur Flucht in einen Urlaub mündet.

Nach Der Auftragslover und Der Nächste, bitte! beweist Pascal Chaumeil erneut, dass er ein Händchen für ausgefallene Stoffe hat. Die zugespitzte Ausgangslage und die brisante Figurenkonstellation bieten viel Reibungsfläche, die die Darsteller mit Spaß am Spiel nutzen. In den ersten Minuten sitzen die Pointen in A Long Way Down, und sitzen sie einmal nicht, bleibt dem Zuschauer durch hohes Tempo und große Gagdichte kaum Zeit, daran Anstoß zu nehmen.

Die Charaktere, die in Hornbys Vorlage ein wenig zu flach und undifferenziert wirken, könnten in der Verfilmung kaum besser besetzt sein. Am ehesten ist Aaron Paul verzichtbar. Brosnan badet seinen selbstverliebten Lebemann, der es nicht wahrhaben will, dass er sein Verfallsdatum längst überschritten hat, ein weiteres Mal in einer herrlich duftenden Mixtur aus Larmoyanz und Jovialität. So verhuscht wie Toni Collette kann im aktuellen britischen Kino allenfalls Emma Thompson eine Hausfrau interpretieren und Imogen Poots ist ein wahrer Wirbelwind an ausfälliger Schlagfertigkeit und innerlicher Verletzbarkeit.

Mit viel schwarzem Humor gelingt es A Long Way Down gar das Thema Selbstmord nicht zu leichtfertig zu behandeln. Nach der stürmischen Exposition geht dem Film jedoch die Luft aus, die er in den Urlaubsszenen nur kurz wiedererlangt, bevor er gegen Ende nahezu abflaut. Ein Problem, das Chaumeil bereits in seinen zwei vorangegangenen Komödien hatte. Obwohl A Long Way Down sicherlich nicht die gelungenste Hornby-Verfilmung ist, wird er dank der Vorlage und nicht zuletzt dank des Schauspielerensembles dennoch sein Publikum finden — selbst, wenn es neben Martin Sharp am Ende auch für das Publikum ein längerer Weg ist als erwartet.

A Long Way Down

Eigentlich sollte alles ganz schnell gehen. Rauf aufs Hochhaus, mit einer Leiter übers Absperrgitter und dann hopps nach unten. So zumindest hatte sich der ehemalige Frühstücksfernsehmoderator Martin Sharp (Pierce Brosnan) seinen Freitod vorgestellt. Nach einer Äffare mit einer Minderjährigen, durch die er Job, Frau und Freiheit verlor, bleibt ihm frisch aus dem Knast nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt. Doch erstens kommt es anders und zweitens dem abgehalfterten Lebemann drei andere Lebensmüde in die Quere.
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