One Chance - Einmal im Leben

Eine Filmkritik von Janosch Leuffen

Vom Handyverkäufer zum Millionär

Deutschland sucht den Superstar, The Voice of Germany, Das Supertalent – an Castingshows mangelt es hierzulande nicht. Doch erinnert sich eigentlich noch jemand an die Gewinner dieser Wettbewerbe? Nach dem kurzen Höhenflug folgt oftmals der tiefe Sturz. Andere Länder bringen dagegen weitaus erfolgreichere Talente hervor. So wie Paul Potts, der 2007 völlig unerwartet die erste Staffel Britain’s Got Talent mit Opernstücken für sich entschied und ab diesem Zeitpunkt ein turbulentes Leben führte.
Solche Geschichten rufen meist schnell Hollywood auf den Plan. Ein pummeliger Loser mit schiefen Zähnen, der nicht zuletzt wegen seines Musikgeschmacks gehänselt wird und genau damit plötzlich zum Star wird, eignet sich hervorragend für eine der typischen Schmonzetten aus der Traumfabrik. Mit Regisseur David Frankel (Der Teufel trägt Prada, Wie beim ersten Mal) aber holte man einen Mann ins Boot, der solche Stoffe durchaus amüsant und kitschlos umzusetzen weiß.

So geht Frankel auch One Chance an. Er inszeniert weniger schnulzig, dafür einfühlsam, schafft auf der anderen Seite mit den Charakteren und Dialogen einen humorvollen Kontrast. Der deutsche Kameramann Florian Ballhaus sorgt für stimmungsvolle Bilder (Venedig!). Wer keine Opern mag, muss nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Die Gesangseinlagen sind wohl dosiert und meist für den weiteren Handlungsverlauf wichtig. Immerhin wird hier die ungewöhnliche Karriere eines klassische Musik liebenden Handyverkäufers erzählt, weshalb der Film natürlich ohne diese Momente gar nicht auskommen könnte.

Es ist ein flottes Unterfangen und mit James Corden haben die Macher wohl die perfekte Wahl für die Hauptrolle getroffen. Leichtfüßig und schwungvoll zieht er die Zuschauer auf seine Seite, so dass man diesem knuffigen Kerl etwas Erfolg einfach nur gönnen möchte. Durch ihn und Alexandra Roach, die Potts‘ große Liebe Julz authentisch verkörpert, gerät die Erzählung bewegend, auch falls man bis dato von Paul Potts noch nie etwas gehört haben sollte. In den Nebenrollen glänzen Julie Walters (Molly Weasley aus den Harry Potter-Filmen) als Pauls Mutter, die ihren Sohn in jeder Hinsicht unterstützt und Colm Meaney. Der gibt den schwer zu begeisternden Vater, der seinen Sprössling lieber als Fabrikarbeiter sehen möchte. Und Mackenzie Crook fährt als Potts‘ stets betrunkener Filialchef die lustige Schiene.

Die Botschaft dieser Biografie ist schnell klar: Kämpfe für deinen Traum und lass keine Chance ungenutzt, egal, was die anderen sagen. Und am Ende des Tages ist es die Musik, die ihre eigene Sprache spricht und die Menschen verbindet (wie etwa ein Frühstück bei Familie Potts deutlich demonstriert). Ganz ohne Elemente, die auf die Tränendrüse drücken, kommt das Feel-Good-Movie dann aber doch nicht aus, obwohl es die überhaupt nicht nötig hätte. Zudem sollte der Film auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass Britain’s Got Talent-Erfinder und Juror Simon Cowell als Produzent auftritt und sicherlich kein Interesse daran hatte, seinen ehemaligen Schützling kritisch darzustellen.

One Chance - Einmal im Leben

„Deutschland sucht den Superstar“, „The Voice of Germany“, „Das Supertalent“ – an Castingshows mangelt es hierzulande nicht. Doch erinnert sich eigentlich noch jemand an die Gewinner dieser Wettbewerbe? Nach dem kurzen Höhenflug folgt oftmals der tiefe Sturz. Andere Länder bringen dagegen weitaus erfolgreichere Talente hervor. So wie Paul Potts, der 2007 völlig unerwartet die erste Staffel „Britain’s Got Talent“ mit Opernstücken für sich entschied und ab diesem Zeitpunkt ein turbulentes Leben führte.
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