Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Warum in die Ferne reisen …?

Hector (Simon Pegg) ist ein Psychiater im schönen London. Er hat eine glückliche Beziehung und viele unglückliche Patienten. Und das macht Hector selbst auch ein wenig unglücklich. Denn außer zuhören kann er nicht viel tun. Ihn treibt die Frage um, wie er seinen Patienten wirklich helfen kann, wieder glücklich zu werden?
Er selbst ist zwar ein bisschen exzentrisch, aber sehr sympathisch und hat eine feste Beziehung mit Clara (Rosamund Pike), die er allerdings in Frage stellt – aber nur, weil es irgendwie zu glatt läuft. All das und die Vorhersage seiner hellseherisch veranlagten Patientin Anjali (Veronica Ferres), dass er eine große Reise antreten werde, ist für Hector Grund genug, sich auf eine weltweite Suche nach dem Glück zu machen. Was macht Menschen glücklich und was hält sie davon ab, ihrem Glück zu folgen? Starten will er seine Suche in China für die erste Inspiration. Wohin es ihn danach verschlagen würde, dass weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Auf seiner Reise macht er interessante neue Bekanntschaften und es scheint beinahe, als schaue er erstmalig über seinen Tellerrand und damit auf den Horizont, den andere Berufsgruppen so haben. Als Psychiater könnte man eine solche Empathie eigentlich voraussetzen. Doch diese naive Sichtweise auf die Dinge hat Methode.

Der Roman von François Lelord ist ein internationaler Bestseller und dürfte vielen zumindest dem Namen nach bekannt sein. Der Roman fiel unter anderem auch damit auf, dass Lelord eine besonders einfache Sprache wählte um alle Bildungsschichten anzusprechen. Diese „Einfachheit“ äußert sich im Film vor allem darin, dass der Psychiater Hector mit einer sympathischen Naivität an das Thema herangeht. Um das Glück der Menschen zu ergründen, bereist er ferne Länder und macht nach der Erkundung des Glücks in China, Station in Südafrika und den USA, dem „land of plenty“. Eifrig notiert er sich, woraus die Menschen ihr Glück beziehen und trifft für sich selbst – und letztlich auch für seine Patienten – entsprechende Schlussfolgerungen. Diese sind in so einfachen Sätzen formuliert, dass sie jedem sofort einleuchten und man sich mitunter fragt, wieso man nicht selbst schon auf die ein oder andere Formel kam.

Auch wenn es beim Thema Glücksfindung kaum ausbleiben mag, so kann Regisseur Peter Chelsom es nicht vermeiden, tief in die Kitschkiste zu greifen. Schon der buddhistische Mönch ist ein so abgenutztes filmisches Klischee für Glück, dass man ganz schön ins Schmunzeln kommt. Doch selbst dieses Klischee bekommt eine ironische Brechung. So wie das Buch von François Lelord ein Kinderbuch für Erwachsene ist, so ist der Film auch eine Art Kinderfilm für Erwachsene geworden.

Der britische Komiker Simon Pegg ist dafür jedoch eine großartige Besetzung. Seine Slapstick-Mimik könnte ebenso in einem Kinderfilm vorkommen und macht den Film zu einem Roadmovie mit heiterer Grundstimmung, das fast allzu offensichtlich erklärt, dass der Weg oftmals das Ziel ist. So haftet dem Film fast etwas Comichaftes an. Wer keine allzu tiefgründigen philosophischen Diskurse erwartet, hat mit diesem Film sicherlich einen unterhaltsamen Abend.

Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

Hector (Simon Pegg) ist ein Psychiater im schönen London. Er hat eine glückliche Beziehung und viele unglückliche Patienten. Und das macht Hector selbst auch ein wenig unglücklich. Denn außer zuhören kann er nicht viel tun. Ihn treibt die Frage um, wie er seinen Patienten wirklich helfen kann, wieder glücklich zu werden?
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Meinungen

Sebastian · 06.10.2014

@Hannibal:

...habe den Film noch nicht gesehe - das Buch aber gelesen - Die Aussage verwundert mich, da im Buch eine "Regel" ist, dass Glück nicht aus Vergleich entsteht.

Hannibal · 07.09.2014

Der Untertitel "Die Suche nach dem Glück" ist etwas irreführend: Es geht am Ende doch nur um den Selbsttfindungstripp eines frustierten Mannes, nicht etwa darum, was "die Menschen" glücklich macht. Als Fazit erlaube ich mir mal einen überspitzten, bösen Kommentar: Im Grunde schon armeslig, das Hektor erst das Elend in der fernen Welt sehen muss, um zu erkennen, wo sein persönliches Glück verborgen ist.