Die Gärtnerin von Versailles (2015)

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

So schön wie der Garten, um den es geht

„Einem Mann, egal, wie edel er auch sein mag, muss man zeigen, was er mögen wird“, erklärt der Gartenbauer André Le Notre (Matthias Schoenaerts), der den wenig beneidenswerten Auftrag hat, in Versailles einen großen Garten für den König und sein Gefolge anzulegen. Die Gefahr ist jedoch, dass man einer Fehleinschätzung unterliegen kann, wenn man erahnen muss, was jemandem gefallen kann – und im Frankreich des 17. Jahrhunderts könnte dies direkt ins Gefängnis führen.

Ein Spannungselement, und doch eines, das kaum Verwendung findet in Alan Rickmans zweiter Regiearbeit Die Gärtnerin von Versailles. Le Notre arbeitet mit der Frau Sabine de Barra (Kate Winslet) zusammen, die eine kreative Vision hat, wie sie neuer und kühner kaum sein könnte. Darum hat er sie auch gewählt, aber diese Vision umzusetzen, während die Machenschaften von Le Notres Ehefrau dazu angedacht sind, diese zunichte zu machen, ist so leicht nicht. Aber auch das ist nur ein Nebenaspekt dieses Films, der sich der Historie weniger mit Akkuratesse als vielmehr einer Agenda annähert.

Rickman selbst spielt den Sonnenkönig Louis XIV., aber es ist eine Nebenrolle, die nur selten aus den Schatten auftaucht. Wenn überhaupt, dann nur, um Kate Winslet in zwei Szenen glänzen zu lassen. In der ersten hält sie den König für einen Gärtner und erkennt ihn erst später, in der zweiten ermahnt sie ihn vor seinem Gefolge, das natürlich subtil, aber dennoch spürbar. Doch auch dies sind keine Szenen, die von besonderer Spannung zeugen würden. Dieses Element ist dem Film fremd. Er zeichnet Louis XIV. als Kunstmensch mit Feinsinn.

In erster Linie geht es aber um Sabine und André, zwischen denen sich eine sanfte Beziehung entwickelt. Man könnte den Film also als Romanze beschreiben, doch auch dem würde er nicht gerecht. Er existiert in seiner eigenen Fabelwelt, in der Realität verankert, aber auf höheren, schöneren Sphären schwebend. So betrachtet man diesen Film auch mit äußerster Ruhe, er ist unaufgeregt, ästhetisch, ganz entspannt. Das mag dem einen oder anderen langweilig erscheinen, aber man kann sich in dieser Erzählung verlieren. Man kann den Schauspielern folgen, den kleinen Geschichten, den wundervollen Bildern.

Denn letzten Endes zeugt Die Gärtnerin von Versailles vor allem von der Schönheit des Seins, der man auch durchaus nachhelfen kann. Für André ist das Gestalten einer Landschaft der Versuch, den Garten Eden wiederauferstehen zu lassen. Er will das Göttliche im Weltlichen finden, Schönheit um der Schönheit willen erzeugen. Das kann man auch Alan Rickman unterstellen, der zwar sicherlich kein Meisterwerk hervorgebracht, aber mit diesem Musterbeispiel für Entschleunigung einen prachtvoll anzusehenden Film erschaffen hat.
 

Die Gärtnerin von Versailles (2015)

„Einem Mann, egal, wie edel er auch sein mag, muss man zeigen, was er mögen wird“, erklärt der Gartenbauer André Le Notre (Matthias Schoenaerts), der den wenig beneidenswerten Auftrag hat, in Versailles einen großen Garten für den König und sein Gefolge anzulegen. Die Gefahr ist jedoch, dass man einer Fehleinschätzung unterliegen kann, wenn man erahnen muss, was jemandem gefallen kann – und im Frankreich des 17. Jahrhunderts könnte dies direkt ins Gefängnis führen.

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