Die Abenteuer des Juan Quin Quin

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein kubanischer Schelm und sein Gefährte

Zwei Freunde schlagen sich im vorrevolutionären Kuba mit äußerst kuriosen Beschäftigungen und Projekten durchs Leben – als einer der beiden stirbt, lässt der andere die gemeinsamen Erlebnisse Revue passieren. Das ist die Grundkonstellation von Die Abenteuer des Juan Quin Quin / Las aventuras de Juan Quinquín von Julio García Espinosa, einer kubanischen Komödie mit Hang zur Groteske, die das Leben der einfachen Landbevölkerung unter der willkürlichen Herrschaft des Batista-Regimes thematisiert und gleichzeitig ein Schelmenstück darstellt, das nach der literarischen Vorlage Juan Quinquín en Pueblo Mocho des mehrfach ausgezeichneten Autors Samuel Feijóo inszeniert wurde.
Juan (Julio Martínez) und sein Gefährte Jachero (Erdwin Fernández) sind zwei junge Männer, die auf der Suche nach Arbeit oder einem einträglichen Geschäft in den 1950er Jahren in Kuba durchs Land ziehen und in einem kleinen Ort ihr Glück versuchen. Besonders Juan zeigt sich dabei sehr flexibel und experimentierfreudig, ob als Pfarrgehilfe oder Christus-Darsteller eines Theaterensembles, wobei kaum etwas reibungslos verläuft und der pfiffige Verwandlungskünstler rasch beim Dorfbürgermeister (Enrique Santiesteban) in Ungnaden fällt. Juan und Jachero versuchen sich noch wenig erfolgreich als Stierkampfveranstalter und Kaffeepflanzer, bis sie sich schließlich den widerständigen Truppen anschließen, um gegen die ungerechten sozialen Zustände zu kämpfen, was Jachero allerdings das Leben kostet, dessen Abgesang Juan unsentimental und mit reichlich Humor präsentiert.

Die Geschichte der beiden ungezähmten Vagabunden bedient sich einer recht verschlungenen Dramaturgie, die durch mitunter eingeblendete Kapitelüberschriften und Kommentare jedoch problemlos verfolgt werden kann – Stilmittel, die an die Anfänge des Films erinnern und neben ab und zu auftauchenden Sprechblasen und der Schwarzweiß-Ästhetik die altmodisch-charmante Form des Films bestimmen. Die Edition enthält zwei DVDs, neben der original kubanischen auch eine deutsche Synchronfassung, die im DEFA-Studio entstand. Unter dem Bonusmaterial ist eine ganz besonders schöne kleine Kostbarkeit zu finden, die Dokumentation Por primera vez von Octavio Cortázar aus dem Jahre 1967. Hier wird dargestellt, wie das mobile Kino Kubas in abgelegene ländliche Regionen reist, um den Menschen dort, die überwiegend noch nie einen Film gesehen haben, zum ersten Mal dieses Vergnügen zu bescheren. Die Eindrücke sind für die Protagonisten wie für den Zuschauer gleichermaßen berührend, und eine Frau, die nach diesem Erlebnis eines Charlie-Chaplin-Streifens gefragt wird, was denn nun ein Film sei, bringt es trefflich auf den Punkt: „Schön und bedeutsam“.

Die Abenteuer des Juan Quin Quin

Zwei Freunde schlagen sich im vorrevolutionären Kuba mit äußerst kuriosen Beschäftigungen und Projekten durchs Leben – als einer der beiden stirbt, lässt der andere die gemeinsamen Erlebnisse Revue passieren.
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