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Pablo Bergers zuckersüßer Zeichentrickfilm „Robot Dreams“ kommt ohne Worte aus – braucht sie aber auch nicht, um eine berührende Geschichte über Einsamkeit und Freundschaft zu erzählen.

Robot Dreams (2023)

Eine Filmkritik von Christian Neffe

Freundschaft braucht keine Worte

Dog ist einsam. In seiner kleinen New Yorker Wohnung schlägt er sich die Zeit vor dem Fernseher tot, zum Abendessen gibt es nur Mac and Cheese aus der Mikrowelle, soziale Kontakte sind nicht vorhanden. Eine Werbesendung verspricht Abhilfe: „Bau dir deinen eigenen Roboterkumpel!“ Gesagt, bestellt, getan. Und siehe da: Der neue Robo-Buddy, ein grinsender, sympathisch-naiver Blechmann, wird Dogs bester Freund.

Wer nach diesen ersten fünf Minuten von Robot Dreams, dem ersten Animationsfilm des spanischen Regisseurs Pablo Berger (Blancanieves), denkt, jetzt werde endlich mal ein erstes Wort fallen, täuscht sich: Der Zeichentrickfilm ist ebenso mutig wie konsequent darin, über seine rund 90 Minuten nicht ein einziges (gesprochenes) Wort zu verlieren. Dass so etwas gerade im Animationsbereich funktionieren kann, haben unter anderem schon Die rote Schildkröte oder die beiden Winzlinge-Filme bewiesen. Robot Dreams bildet da keine Ausnahme.

Nun ist die Handlung allerdings auch nicht sonderlich komplex, arbeitet sich an nur allzu bekannten Versatzstücken von Freundschaftsgeschichten sowie Bildern von New York ab, die wir so schon etliche Male im Kino gesehen haben: Musiker in der U-Bahn, Punks auf den Straßen, kilometerlange Staus, Entspannung und Spaß im Central Park. Mit dem großen Unterschied, dass die Stadt hier statt mit Menschen mit anthropomorphisierten Tieren bevölkert ist. 

All diese Orte und Stationen klappern Dog und sein Roboter verlässlich ab, und es macht viel Spaß, das Wachsen dieser Freundschaft zu beobachten, zumal mit Earth, Wind & Fires September auch noch ein mustergültiger Gute-Laune-Song das musikalische Leitmotiv des Films bildet. Auf einen gemeinsamen Besuch am Strand folgt jedoch das große Drama: Robot hat einen Defekt, Dog muss ihn zurücklassen und will ihn am nächsten Tag reparieren. Da jedoch ist der Strand bereits geschlossen – bis zur Saison im nächsten Jahr. Und das vergeht wie im Flug: Halloween, Weihnachten, Winter, Frühling – Dog erlebt allerhand in dieser Zeit, während Robot geduldig am Strand ausharrt, unter anderem Freundschaft mit einer Vogelfamilie knüpft und sich wieder zu seinem besten Kumpel zurückträumt.

Robot Dreams fühlt sich, auch wenn er am Ende wieder den Bogen zurück schlägt und eine schöne Auflösung für die Grundgeschichte liefert, über weite Strecken wie eine Sammlung von Kurzfilmen an, so abwechslungsreich und lose zusammenhängend sind die einzelnen Episoden. Der Film mag trotz der sympathischen Figuren, die immer wieder Tragisches durchleben, nicht die emotionale Wucht der besten Pixar-Filme erreichen. Dennoch wird der Themenkomplex Einsamkeit/Freundschaft/Trennung hier auf herzerwärmende Art und Weise bearbeitet, und allein aufgrund des Cartoon-Looks mit seinen knalligen Farben, klaren Formen, detaillierten Hintergründen und rundum gelungenen Figurendesigns kommt man nicht drumherum, sich in diesen Film zu verlieben. Robot Dreams ist ein kleiner, aber sehr feiner Zeichentrickstreifen mit tollem Stil, großem Mut zum stillen Erzählen und dem Herz am rechten Fleck.

Robot Dreams (2023)

Basierend auf der preisgekrönten gleichnamigen Graphic Novel von Sara Varon, folgt der Film DOG, der in Manhattan lebt und der eines Tages, frustriert von seiner Einsamkeit beschließt, sich einen Roboter als Kameraden zu bauen. Und siehe da: Das Unternehmen gelingt und die beiden bauen eine enge Beziehung zueinander auf.

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