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Regisseur John Maynard liefert einen intimen Einblick in das Leben und Werk des Künstlers Francis Bacon.

Love is the Devil - Studie für ein Porträt von Francis Bacon (1998)

Eine Filmkritik von Julia Stanton

Abgründe aus Form und Farbe

Francis Bacon zählt zu den größten Künstlern Großbritanniens. Auch schon zu Lebzeiten wurde der in Irland geborene Maler für seine ausdrucksstarken, rohen Darstellungen menschlichen Leidens gefeiert. Bacon war offen homosexuell und neben seiner Kunst, sorgten auch seine Beziehungen für viel Gerede. So ist es kaum verwunderlich, dass der biografische Film „Love is the devil: A Study for a portratit of Francis Bacon“ nur 6 Jahre nach dem Tod des Künstlers, 1998, erschien. Der Film wurde vom englischen Direktor John Maybury verfilmt und basiert auf der Bacon Biografie The Gilded Gutter Life of Francis Bacon von Daniel Farson. Der Schauspieler Derek Jacobi brilliert in der Hauptrolle als Francis Bacon.

Es handelt sich bei Love is the Devil jedoch nicht um ein klassisches Biopic, dass Bacons Lebensweg beleuchtet. Stattdessen ist es eine intime Momentaufnahme eines bestimmten Abschnitts im Leben des Künstlers und ein Einblick in die einflussreiche Beziehung zu George Dyer, gespielt von Daniel Craig.

Wer mit der Erwartung an den Film herangeht, mehr über Bacon zu erfahren, wird bei diesem Film enttäuscht. Der Künstler bleibt undurchdringlich und mysteriös.

Bacon lernte Dyer, einen Kleinkriminellen mit einem Alkoholproblem, 1963 in einem Pub im Londoner Viertel Soho kennen. Bereits nach ihrer ersten Begegnung soll er dem Künstler treu ergeben gewesen sein und wurde zu einer einflussreichen Inspiration für Bacon, der ihn vielfach porträtierte. Die tragische Liebesgeschichte der beiden endete 1973 mit Dyers Suizid in Paris. Das wohl bekannteste Werk, das aus der Beziehung entstand, ist das Triptychon Mai-Juni 1973, in dem sich Bacon mit dem Moment von Dyers Tod auseinandersetzt.

Im Film wird die erste Begegnung des Paars mystifiziert, wodurch das Machtgefälle in der Beziehung klar deutlich wird: Dyer versucht bei Bacon einzubrechen, wird bei diesem Versuch allerdings erwischt. Doch anstatt die Polizei zu rufen, lädt Bacon den Eindringling ein, mit ihm das Bett zu teilen. Dyer stimmt zu und die tragische Liebesgeschichte der beiden beginnt. Im Film findet sich das Paar konstant in einem anstrengenden Tauziehen wieder, das von quälender Dysfunktionalität spricht. Dennoch landen die beiden immer wieder nebeneinander im Bett.

Zuschauer:innen erleben Bacon als komplexen und eigensinnigen Menschen. Er wirkt an Stellen gemein und kalt, häufig undurchschaubar. Im Voiceover philosophiert er über bestimmte Themen, die ihn in seiner Kunst beschäftigten: Körperlichkeit, Schmerz, Gewalt und die Ästhetik von Gewalt. Dieses Sinnieren wird durch die spezifische Visualität des Films gestützt, die zweifelsohne das beeindruckendste an Love is the Devil ist. 

Der Film versucht die Art, in der Bacon die Welt porträtierte und womöglich auch wahrnahm, zu imitieren. Szenen werden gespiegelt, verzerrt, verdreht und verformt. In dieser Visualität werden dann auch die Konflikte der Beziehung deutlich. Dyers Alkoholismus und Depression belasten diese zunehmend. Er wird immer häufiger von Albträumen gequält, die ausschnittsweise gezeigt werden und selbst wirken wie ein Bacon Gemälde.

Dadurch produziert Maybury letztlich einen sehr kunstvollen Film, der zweifelsohne einen bestimmten Eindruck des Künstlers vermittelt. Gleichzeitig läuft Love is the Devil dadurch jedoch auch Gefahr, sich in dem Versuch, eine bestimmte Ästhetik herzustellen, zu verlieren. An vielen Stellen ist der Film zu ambitioniert und abstrakt, um Betroffenheit oder Mitgefühl auszulösen.

Love is the Devil - Studie für ein Porträt von Francis Bacon (1998)

Swinging London, 1964: Der berühmte Künstler Francis Bacon überrascht den jungen Ganoven George Dyer, als dieser in sein Atelier einbricht. Statt ihn jedoch der Polizei auszuliefern, macht Bacon ihn zu seinem Liebhaber in einer sadomasochistischen Beziehung, in der er selbst die passive Rolle spielt.

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