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Livi, Tessa, Malea und Kenny sind den jungen Leserinnen und Lesern der Buchreihe von Dagmar H. Mueller als Die Chaosschwestern bekannt. In ihrem ersten Kinoabenteuer aus der Feder von Mike Marzuk und Korbinian Wandinger konkurrieren sie mit einem echten Pinguin um die Gunst des Publikums.

Die Chaosschwestern und Pinguin Paul (2024)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Überraschender Tierbesuch

Bereits ein Termin beim Fotografen, um Oma zum Geburtstag ein Bild zu schenken, wird zum Stresstest für die sechsköpfige Familie Martini. Erst wird die 13-jährige Livi (Lilit Serger) bei der Abfahrt vergessen – wieder einmal, wie sie als Ich-Erzählerin betont –, dann reagiert die zwei Jahre ältere Tessa (Momo Beier) gekränkt auf eine Bemerkung des Fotografen. Papa Cornelius (Felix Klare) wünscht sich zwar sehnlich, dass alle mal an einem Strang ziehen, aber die vier Töchter Tessa, Livi, Malea (Cara Vondey) und Kenny (Rona Regjepi) sind einfach zu verschieden. Dann fährt Mama Iris (Barbara Romaner) für ein paar Tage zur Oma, der Papa muss mit einem verletzten Knöchel ins Krankenhaus – und schon geht es zu Hause drunter und drüber. Denn plötzlich steht dort ein Pinguin, der aus dem Keller der Bühnenmagier Marc (Max Giermann) und Mary (Janine Kunze) entkommen ist. Das skrupellose Paar hat das ehemalige Zirkustier, das tanzen kann, aus dem Zoo entführen lassen, um mit ihm in Las Vegas groß herauszukommen. Nun müssen Livi und ihre Schwestern zeigen, ob sie dem Tier zuliebe zusammenhalten und die Bösewichte austricksen können, die sich ihnen an die Fersen heften.

Die neue Regiearbeit von Mike Marzuk (Fünf Freunde-Filme) hält sich an das Erfolgsrezept, auf das so viele Kinderfilmproduktionen in Deutschland setzen: Basiert der Film auf einer beliebten Buchvorlage, wird er vermutlich Kinder und ihre Begleitpersonen in nennenswerter Zahl ins Kino locken. Und so gibt es nun also auch, als deutsch-italienisch-belgische Koproduktion, eine erste Leinwandadaption der Buchreihe Die Chaosschwestern von Dagmar H. Mueller. Allerdings haben Marzuk und sein Co-Autor Korbinian Wandinger den vier Mädchencharakteren eine neue Geschichte verpasst, in Form eines regelrechten Krimiabenteuers. Es folgt den bewährten Spannungs- und Actionmustern anderer detektivischer Kinderfilme. Am originellsten wirkt da noch der Pinguin namens Paul. Er wird gespielt vom echten Humboldtpinguin Chester, nur in manchen Actionszenen gibt es ein animiertes Double. Paul erweist sich als lauffreudiges Tier, das höchst possierlich und zügig Flure, Straßen, Supermarktgänge durchmisst und den Menschen immer wieder unbekümmert entwischt.

Für die Mädchen bleibt in der tempo- und actionreichen Handlung nicht mehr viel Raum, um ihre Charaktere und Beziehungen zu entfalten. Die pubertierende Livi, die sich als Erzählerin oft direkt an das Publikum wendet, fühlt sich in der Familie fehl am Platz und glaubt, bei der Geburt vertauscht worden zu sein. Weil sie so unauffällig ist, wird sie von den anderen oft übersehen. Hier aber treibt sie die Handlung mit ihrer Tierliebe voran. Auch die siebenjährige Kenny, die viel mit ihrem imaginären Freund, dem Silberfisch Sashimi, spricht, schließt Pinguin Paul sofort ins Herz. Die zehnjährige Malea ist ohnehin stets gerüstet für das nächste große Abenteuer, das auf sie warten mag. Nur Tessa, die Große, beschäftigt als angehende Influencerin vor allem ihr Beauty-Channel. Die Vier zoffen sich routiniert und irgendwie schon ziemlich beiläufig, machen sich aber dennoch gemeinsam auf den Weg, um Paul zu retten.

Die Dialoge der Schwestern sind nicht allzu witzig oder frech, als einzelne Figuren bleiben sie trotz ihres sympathischen Potenzials blass. Hübsch ist jedoch die kleine Romanze zwischen Livi und dem linkischen Nachbarsjungen Deniz (Giovanni Francesco), der sich der Rettungsmission anschließt. Die Erwachsenen sind als Charaktere klischeehaft geraten: Wieder einmal gibt es hier einen unbeholfenen, gutmütigen Familienvater und eine taffe, beruflich erfolgreiche Mutter. Und die Bösewichte Marc und Mary entsprechen dem schon traditionell zu nennenden Muster eines tollpatschigen Dummkopfs und einer keifenden Person, die das Kommando führt. Auf diese Weise macht sich im Film trotz der Verfolgungs- und Befreiungsaction eine Reizarmut bemerkbar. Weil Charme und origineller Witz eher sparsam gestreut sind, fällt das Kinovergnügen durchschnittlich aus.

Die Chaosschwestern und Pinguin Paul (2024)

Das Chaos hat vier Namen. Livi (Lilit Serger), Tessa (Momo Beier), Malea (Cara Vondey) und Kenny (Rona Regjepi). Die Schwestern haben erstmal nichts gemeinsam. Ausser dem Nachnamen Martini. Womit jede von ihnen mehr als fein ist. Denn sind wir mal ehrlich: nicht nur Eltern sind mega peinlich – sondern meist auch die eigenen Geschwister. Und wenn man sich seine Familie schon nicht aussuchen kann, dann muss man versuchen so wenig wie möglich mit ihnen zu tun zu haben. Doch das wird sich bald ändern.

Grund dafür ist Paul. Ein Pinguin. Paul wird aus dem Zoo entführt und landet über Umwege bei den Martinis. Die Chaosschwestern finden heraus, dass ein Magier-Duo hinter der Entführung steckt. Diese wollen den Pinguin zu einem Teil ihrer Show machen und dadurch ihre ins Stocken geratene Karriere in Las Vegas wieder in Schwung bringen.

Den Schwestern wird klar, dass sie diesen Plan verhindern und den Pinguin zurück zu seiner Familie in den Zoo bringen müssen. Alle für eine – und eine oder keine! (Quelle: DCM)

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