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Couchperle: Best of Willem Dafoe

Meinungen
Der blutige Pfad Gottes / Kinds of Kindness
Der blutige Pfad Gottes / Kinds of Kindness

Bei aller Liebe für und Ehrfurcht vor Emma Stones Leistung in „Poor Things“: Der heimliche Star von Yorgos Lanthimos’ Oscar-prämierter Groteske war doch eigentlich, weil nochmal eine Spur absurder, Willem Dafoe als liebesbedürftiger und körperlich entstellter Wissenschaftler. Auch in Lanthimos‘ neuestem Streich „Kinds of Kindness“ übernimmt Dafoe eine tragende Rolle — und scheint nach Wes Anderson, Lars von Trier und Robert Eggers den nächsten Regisseur für ein wiederholtes Engagement überzeugt zu haben. Hinzu kam kürzlich die (viel zu späte) Ehrung mit einem Stern auf dem Walk of Fame.

Seit seinem Debüt in Michael CiminosHeaven’s Gate“ konnte Dafoe uns immer wieder begeistern, ob nun in Haupt- oder Nebenrollen. Wir haben seine einprägsamsten gesammelt.
 

The Hunter

Dass Willem Dafoe imstande ist, einen Film nahezu komplett allein zu tragen, bewies er schon vor dem Kammerspiel Inside mit The Hunter. Denn darin vollbringt er das Kunststück, einen eigentlich verachtenswerten Charakter — einen Jäger, der im Auftrag eines Unternehmens den letzten Tasmanischen Tiger erlegen soll, damit dieser geklont werden kann — nahbar und faszinierend zu verkörpern. Es steckt eine gewaltige Präsenz in den ruhigen, bedächtigen Dingen, die er im Zuge seiner Arbeit tut: das Beobachten, Warten, das Fallenaufstellen, das Abstecken des möglichen Areals, in dem seine Beute umherstreift.

The Hunter
(c) Ascot Elite

Natürlich findet diese Figur schlussendlich noch ihren moralischen Kompass, doch das Opfer dafür ist groß. Dass es Dafoe schafft, sein Publikum schon davor so sehr für sich einzunehmen, sorgt in diesem Moment für einen noch größeren Impact. Fantastische Arbeit eines großen Schauspielers.

Christian Neffe 

Der blutige Pfad Gottes

Mein erster wirklich bewusster Kontakt mit Willem Dafoe kam (ich war ehrlicherweise noch nicht alt genug) mit Der blutige Pfad Gottes. In dem ist Dafoe in der Rolle eines Polizisten zwei Brüdern auf den Fersen, die sich in Selbstjustiz-Manier durch die russische Mafia in Boston schießen und immer wieder für blutige Massaker sorgen.

Der blutige Pfad Gottes
(c) Capelight Pictures 

An den Tatorten versucht David Della Rocco (allein dieser Name!) dann das Geschehen zu rekonstruieren. Und beweist dabei nicht nur ein Talent dafür, seine inkompetenten Kollegen zusammenzustauchen („Symbolismus? Das heißt Symbolik, Mann!“), sondern seine ganz und gar exzentrische Natur. Da wird im imaginierten Kugelhagel zu klassischer Musik getanzt und geschrien, und das freilich völlig überzeichnet, aber auch ein großer Spaß, der entscheidend für den Kultfaktor war, den der Film in manchen Kreisen genießt.

Christian Neffe

Inside

Der Regisseur Vasilis Katsoupis zeigt in seinem Langfilmdebüt einen Überlebenskampf in einer urbanen Luxuswohnung. Willem Dafoe verkörpert den Profi-Einbrecher und Kunstdieb Nemo, der im New Yorker Penthouse eines gerade für längere Zeit verreisten Sammlers ein paar Gemälde stehlen will. Das hochmoderne Sicherheitssystem bewirkt allerdings, dass alle Ein- und Ausgänge verschlossen werden. Nemo muss erkennen, dass er in einem goldenen Käfig gefangen ist, in dem das Wasser abgestellt wurde und die Nahrungsmittel knapp sind.

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Die Klaustrophobie erzeugende Atmosphäre wird von Katsoupis und dessen Kameramann Steve Annis perfekt erfasst – und Dafoe liefert eine hingebungsvolle One-Man-Show und ein Paradebeispiel für intensives Körperkino.

Andreas Köhnemann

Straßen in Flammen

Walter Hills 1984er Rockmusical wirft wie viele Filme seiner Zeit munter die Fünziger- und Achtzigerjahre in den Mixer. Ähnlich wie bei seiner ersten Hauptrolle in Katheryn Bigelows The Loveless darf Willem Dafoe den sexy schmierigen Anführer einer Bikergang spielen. Allerdings ist der Greaser diesmal der Bösewicht, der eine Sängerin (Ellen Aim) kidnappt und es daraufhin mit deren Ex-Boyfriend (Tom Cody) zu tun bekommt, sowie mit einer burschikosen Ex-Soldatin (Amy Madigan), die der in einer Kneipe aufgegabelt hat.

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Die Straßen brennen wortwörtlich in diesem Film. Willem Dafoe und seine Gelfrisur tauchen in einer Szene in nichts als einer ledernen Latzhose aus den Flammen auf. Im Finale schlägt Raven Shaddock, so der mal wieder sehr einprägsame Name der Figur, mit einem riesigen Hammer um sich. Dazu laufen Songs, geschrieben von Stevie Nicks, Tom Petty und Meat-Loaf-Songwriter Jim Steinman. Was kann man von einem Achtzigerjahre-Genrefilm mehr wollen?

Mathis Raabe

Spider-Man (2002)

Willem Dafoes Talent zum Bösewicht führte ihn schon 2002 in die Welt der Comicverfilmungen, als deren kommerzieller Hype noch ganz am Anfang stand. Vermutlich bin ich nicht der einzige, dem von Sam Raimis Spider-Man Norman und Harry Osborn, gespielt von Dafoe und James Franco, am besten in Erinnerung geblieben sind. Der Wissenschaftler und Vater von Peter Parkers bestem Kumpel testet, weil ihm Forschungsgelder gestrichen werden, ein Superserum an sich selbst, das leider nicht nur seine Leistungsfähigkeit, sondern auch seine Aggression steigert.

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Dafoes Gesicht ist hier so ausdrucksstark, dass man sich die Maske eigentlich hätte sparen können. Virtuos wechselt er zwischen der Ernsthaftigkeit des Vaters und Wissenschaftlers und dem überzeichneten Superbösewicht hin und her. In einer Szene sprechen die beiden Seiten der Figur sogar über einen Spiegel miteinander.

Mathis Raabe

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