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Weiter in die falsche Richtung! Die Reihe „Ich – Einfach unverbesserlich“ wird mehr und mehr zur Nummernrevue. Verrückte Stunts und lustige Eskapaden gibt es reichlich zu bestaunen. Eine bewegende Geschichte, wie sie der Originalfilm noch erzählte, ist dagegen nicht auszumachen.

Ich - Einfach unverbesserlich 4 (2024)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Völlig losgelöst

Hat die Filmreihe ihre Munition schon mit dem zweiten Beitrag verschossen? Rückblickend scheint es so. Zumindest sind die Macher*innen inzwischen weit vom Ursprungswerk entfernt. „Ich – Einfach unverbesserlich“ begeisterte 2010 das Publikum mit einer gewitzten Schurkenparodie, die den verrückten Slapstickhumor der gelben Minions-Sidekicks mit einer überraschend bewegenden Läuterungsgeschichte verband. Dem Fiesling Gru dabei zuzusehen, wie er sich zum liebenden Adoptivvater wandelt, war allemal charmant. Im Anschluss verschob sich der Fokus jedoch mehr und mehr hin zu einer Abfolge von Stunteinlagen ohne emotional packenden roten Faden. Eine Kehrtwende legt leider auch „Ich – Einfach unverbesserlich 4“ nicht hin. Handlung und Figurenentwicklung verkommen zu einer Behauptung. Denn in mehreren, lange Zeit voneinander isolierten Strängen reiht sich oftmals ein Actionszene an die nächste.

Musste sich der ehemalige Bösewicht Gru (Originalstimme: Steve Carell/deutsche Stimme: Oliver Rohrbeck) im dritten Kapitel noch mit seinem bis dahin unbekannten Zwillingsbruder Dru zusammenraufen, verlangt ihm dieses Mal kleiner Familienzuwachs alles ab. Er und Lucy (Kristen Wiig/Martina Hill), die beide nach wie vor für die Anti-Verbrecher-Liga (AVL) im Einsatz sind, haben mit Baby Gru Junior alle Hände voll zu tun und sind parallel natürlich auch für ihre Adoptivtöchter Margo, Edith und Agnes da. Als Grus früherer Mitschüler Maxime Le Mal (Will Ferrell/Jens Knossalla) aus dem AVL-Gewahrsam ausbricht, um sich an Gru zu rächen, der ihn dingfest machen konnte, ist schnelles Handeln gefragt. Kurzerhand taucht die Familie in der Kleinstadt Mayflower unter und soll sich dort so unauffällig wie möglich verhalten – was freilich nicht ganz klappen will.

Die Probleme des neuen Films beginnen schon damit, dass die Protagonist*innen im Schutzprogramm in ihrem Handeln eingeschränkt sind und keine Verbindung zu der Bedrohung durch Le Mal haben. Weil Nichtstun selbstverständlich keine Lösung ist, schickt das Drehbuch Gru auf eine Ich-nähere-mich-meinem-Baby-an-Mission. Echtes Interesse für die neuen Herausforderungen als Vater bringt Ich – Einfach unverbesserlich 4 dann aber nicht auf. 

Noch dünner wird es bei Grus Ehefrau und den drei Adoptivtöchtern. Irgendwie laufen sie mit. Eindruck hinterlässt allerdings bloß die noch immer ungemein knuffige Agnes, die nur den Mund aufmachen braucht, um unsere Herzen zu erwärmen. Völlig überflüssig ist der Subplot um Lucy, die unter ihrer klischeehaften Tarnidentität als Frisörin von einem Missgeschick verfolgt wird. Dieser Teil – so meint man fast – befindet sich nur deshalb im Film, weil man darin eine Anspielung auf Terminator 2 – Tag der Abrechnung unterbringen konnte.

Während drei der Minions mit nach Mayflower kommen, gelangt der Rest in die Obhut der Anti-Verbrecher-Liga. Fünf der quirligen Helferlein werden schließlich mit Superkräften ausgestattet und sollen sich für Rettungsmissionen fitmachen. Ein Handlungsfaden, der wie ein Segment aus einem völlig anderen Film anmutet, da es keinerlei Berührungspunkte mit der Hauptgeschichte gibt. Deutlich zeigt sich das Zerfallen der Erzählung in viele Einzelteile außerdem beim Antagonisten, der weniger pfiffig als im dritten Teil gerät. Le Mal fliegt nach seinem Ausbruch erst einmal orientierungslos durch die Gegend und strahlt damit trotz maliziösem Geraune keine große Gefahr aus. Durchblick hat er erst, als es über die in Mayflower neben Gru und Co. wohnende Teenager-Möchtegernschurkin Poppy zu einem brachialen dramaturgischen Schlenker kommt. Dass Beliebigkeit oberstes Programm ist, unterstreichen nicht zuletzt die wahllos eingestreuten Popkultur- und Zeitgeistanspielungen.

Haben wir es hier also mit einer filmischen Katastrophe zu tun? So weit geht es nicht. Als kurzweilige Popcornunterhaltung im Sommerloch taugt Ich – Einfach unverbesserlich 4 durchaus. Gerade die – manchmal arg gewaltsamen – Eskapaden der Minions funktionieren, wie die von Kindern besuchte Pressevorführung zeigte, vor allem beim jungen Publikum konstant. Wenn zum Beispiel die drei nach Mayflower mitgereisten gelben Kerle als Baby-Wickel-Kommando einschreiten, dürfte kein Auge trocken bleiben. Obwohl Scherze über die zunehmende Superheldenmüdigkeit längst nicht mehr frisch wirken, sind auch die nach hinten losgehenden Rettungseinsätze der fünf Mega-Minions recht amüsant. Lustige visuelle Spielereien gibt es zuhauf. Das kann man nicht bestreiten. Das Ganze gleicht halt nur eher einer gigantischen Stuntparade als einem Film mit klarem Fokus und klaren Ideen.

Ich - Einfach unverbesserlich 4 (2024)

Vom Superschurken zum Vorstadt-Familienvater? Kann passieren, wenn man Gru (Oliver Rohrbeck) heißt, auf dem Klassentreffen seinen Erzfeind trifft, die Dinge eskalieren und man untertauchen muss. Als aber Baby Gru Junior entführt wird, war es das mit Ruhe und Frieden. Gru und seine Familie machen sich auf zu einer irrwitzigen Rettungsaktion. Mit dabei die Minions, diesmal noch chaotischer, denn ein Superserum hat 5 von ihnen zu Mega Minions mit besonderen Fähigkeiten gemacht!

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