Sabotage

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

Die steirische Eiche kann spielen

Den ehemaligen Superstar Arnold Schwarzenegger umweht mittlerweile ein wenig das Flair des Kassengifts. Auch sein neuester Film, der von David Ayer inszenierte Action-Thriller Sabotage, ging an der amerikanischen Kinokasse unter wie ein Stein. Dabei wagt er etwas – der Film, aber auch der Hauptdarsteller. Denn ein typischer Schwarzenegger-Film ist Sabotage nicht.
John „Breacher“ Wharton (Arnold Schwarzenegger) leitet eine Spezialeinheit der DEA, die immer dann eingesetzt wird, wenn es besonders haarig wird. Das Team stürmt die Villa eines Drogenbarons. Diesmal soll aber nicht nur dem Recht zur Geltung verholfen werden, man zwackt auch zehn Millionen Dollar ab. Aber als das Team die Beute später holen will, ist sie verschwunden. Das ist erst mal das geringste Problem, da gegen Breacher und seine Leute sechs Monate lang ermittelt wird. Als der Fall ungelöst zu den Akten gelegt wird, wird auch der erste von Breachers Team tot aufgefunden. Beginnt jetzt die Rache des Kartells, dessen Mitglieder man zwar hopsnehmen, das man aber nicht bestehlen darf?

Sabotage ist nicht die Art Action-Film, die man beim Namen Schwarzenegger erwartet. Er ist kein einsamer Haudrauf-Held, sondern spielt einen Mann, der von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht wird, der seine beste Zeit hinter sich hat, der sich und den anderen beweisen will, dass noch Leben in diesem alten Körper steckt. Das gilt im Grunde auch für Schwarzenegger, der mit Ayer einen Regisseur gefunden hat, der ihm nicht nur eine dramatische Rolle zutraut, sondern auch eine Darstellung aus ihm herauskitzelt, wie er sie in seiner langjährigen Karriere noch nie zuvor abgeliefert hat. Schwarzenegger kann spielen, das sogar recht gut. Mit seinem sichtbar alt gewordenen Körper, mit den Ereignissen eines Lebens, die sich ihm ins Gesicht gefressen haben, spielt er eine Rolle, nicht unähnlich so manchem Clint-Eastwood-Film. Sabotage ist auch so etwas wie der Abgesang auf den alten Action-Helden, der nicht mehr so strahlend und integer wie damals ist.

So gut Schwarzenegger ist, so offenkundig ist aber auch, dass ein zu großes Ensemble bemüht wird. Einige Schauspieler haben schlichtweg nichts zu tun, ihre Figuren sind lediglich Schablonen. Etwas mehr Mühe hätte man sich auch bei der Gestaltung der Motivation des Schurken geben können. Hier muss man schon beide Augen zudrücken, um sich das Handeln dieser Figur – noch dazu sechs Monate nach dem auslösenden Ereignis – schönreden zu können.

So leidet Sabotage an Schwächen im Skript, macht das aber nicht nur durch einen exzellent eingesetzten Schwarzenegger, sondern auch eine interessante Inszenierung wett. Denn Ayer hat einen Narren an der pseudorealistischen Visualität seines End of Watch gefressen und bringt diesen Stil auch hier ein – das allerdings nur bisweilen. Sabotage ist ein narrativer Hybride, ein normaler Erzählfilm, der hin und wieder auf die unmittelbare Optik einer mitten im Geschehen eingebetteten Kamera setzt. Natürlich ohne dass einer der Handlungsträger eine bei sich hätte. Immerhin: Ayer lebt hier pure Lust am Experimentieren aus. Er findet Einstellungen, die zwar aus dem Geschehen reißen, zugleich aber auch Interesse wecken, so den Moment, in dem die Kamera praktisch auf Tripods Pistole montiert, aber nicht auf die Gegner, sondern auf den Schützen gerichtet ist. Das ist sozusagen der umgekehrte Point-of-View eines Ego-Shooters.

Spielereien wie diese wissen zu gefallen, in erster Linie ist es aber Schwarzenegger, der diesen Film trägt. Mit einer Darstellung, die man ihm im Grunde gar nicht zugetraut hätte. Schade nur, dass die Geschichte dem nicht ganz Rechnung tragen kann. Einerlei, Sabotage ist ein guter, geradliniger Action-Thriller, dessen Stärken schwerer als seine Schwächen wiegen.

Sabotage

Den ehemaligen Superstar Arnold Schwarzenegger umweht mittlerweile ein wenig das Flair des Kassengifts. Auch sein neuester Film, der von David Ayer inszenierte Action-Thriller „Sabotage“, ging an der amerikanischen Kinokasse unter wie ein Stein. Dabei wagt er etwas – der Film, aber auch der Hauptdarsteller. Denn ein typischer Schwarzenegger-Film ist „Sabotage“ nicht.
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