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Schon der Trailer weckte einiges an Erwartungen an das neue Werk von Rose Glass (St. Maud) — und der Film selbst löst alle Versprechen dieses ersten Eindrucks mindestens ein.

Love Lies Bleeding (2024)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Love is the drug

Ein Kaff in New Mexico, Ende der 1980er Jahre. Hier lebt Lou (Kristen Stewart), die Tochter der lokalen Gangstergröße Lou Sr. (Ed Harris), hängt im Gym herum, vertickt unter der Hand Anabolika und langweilt sich zu Tode — bis eines Tages unvermutet Jackie (Katy O’Brian) auftaucht, eine junge Bodybuilderin aus Oklahoma, die auf dem Weg zu einem Muskel-Contest in Las Vegas ist. 

Es ist Anziehung auf den ersten Blick, als sich die beiden jungen Frauen zum ersten Mal begegnen, doch die Ankunft der Neuen bringt die fragilen Machtverhältnisse in der kleinen Stadt ins Wanken. Als ihr Schwager JJ (Dave Franco) ihre Schwester Beth (Jena Malone) übel zurichtet, reicht es Lou, die ihre Beth rächen will. Und auf einmal ist JJ tot, und Lou und Jackie müssen zusehen, wie sie die Leiche entsorgen. 

Es wird natürlich nicht die einzige Leiche bleiben, zumal Lous Vater eine Erdspalte weiß, in denen er lästige Konkurrenten gerne mal entsorgt. Und dann sind da noch die beiden FBI-Typen, die sich auffällig für die Geschäfte von Lou Sr. interessieren. Während Jackie und Lou sich ineinander verlieben, geraten die beiden in einen Sog aus Gewalt, dessen sie sich erwehren müssen, um ihre Träume wahr werden zu lassen. Beim furiosen Finale wächst Jackie buchstäblich über sich hinaus und wird zum monströsen Schrecken all der bösen Kerle, die ihr und Lous Glück bedrohen — und am Schluss winkt ein Happy End im Sonnenuntergang. Wie schön!

Regisseurin Rose Glass versteht ihr Handwerk, mit wenigen Pinselstrichen skizziert sie einen Mikrokosmos aus Kriminalität, Gewalt, unguten Familienverstrickungen und dem Wunsch, dieses ganze Elend endlich hinter sich zu lassen. Es ist die klassische Plotkonstellation von alten wie neuen Noirs, von Wenn der Postmann zweimal klingelt bis hin zu Red Rock West: Das Auftauchen eines neuen Akteurs beziehungsweise in diesem Fall einer Akteurin sorgt für Leidenschaften und Kräfteverschiebungen, die die bestehenden und fast immer unguten Verhältnisse zum Brodeln und schließlich zum Explodieren bringen.

Love Lies Bleeding kombiniert diese klassischen Vorbilder mit treffendem 80er-Feeling (allein die Vokuhilas in fast jeder Form), heftigen Gewaltspitzen und queeren Sexszenen, die die Leinwand förmlich zum Glühen bringen. Überhaupt wirkt der Film wie eine energiegeladene, queerfeministische und überaus virtuose Version bekannter Versatzstücke, die hier zu etwas aufregend Neuem verschmelzen. Unterstützt und vorangepeitscht wird der wilde Ritt von der formidablen Kameraarbeit Ben Fordesmans und der treibenden Filmmusik von Clint Mansell. Die wahren Heldinnen diese Indie-Kleinods voller Vitalität und wilder Fantasie sind aber die beiden Hauptdarstellerinnen Kristen Stewart und Katy O’Brien, gegen deren Chemie selbst die stärksten Anabolika fast schon harmlos wirken.

Love Lies Bleeding (2024)

Jackie will als Bodybuilderin erfolgreich werden und ist unterwegs nach Las Vegas, um dort an einem Wettbewerb teilzunehmen. Auf der Durchreise landet sie in einer Kleinstadt in New Mexico und lernt dort die verschlossene Fitnessstudio-Managerin Lou kennen. Lous Vater ist Waffenhändler und hält im kriminellen Milieu die Fäden in der Hand. Jackie und Lou verlieben sich ineinander, doch ihre Liebe provoziert Gewalt, und die beiden verstricken sich tief in das Netz der Machenschaften von Lous Familie. (Quelle: Berlinale)

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