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Im vierten Teil der originalen Ghostbusters-Reihe bündeln neue und alte Geisterjäger*innen abermals ihre Kräfte. Was dabei herauskommt, ist allerdings nicht mehr als Blockbuster-Routine. Kreativ scheint das Franchise 40 Jahre nach Veröffentlichung des ersten Films festgefahren.

Ghostbusters: Frozen Empire (2024)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Selten begeisternd

Wenn ein Reboot nicht funktioniert, setzen wir einfach die ursprüngliche Reihe fort! Getreu diesem Motto legte Sony Pictures den 2016 veröffentlichten, beim Publikum krachend durchgefallenen Versuch, die Kultkomödie „Ghostbusters“ mit weiblichem Hauptcast neu aufzulegen, zu den Akten. 2021 erschien mit „Ghostbusters: Legacy“ die dritte Fortsetzung zu Ivan Reitmans Ursprungsfilm von 1984 und führte eine Reihe neuer Geisterjäger*innen ein, die zusammen mit der noch lebenden alten Garde Erzfeind Gozer in die Schranken wies. Franchise-Fans durften in nostalgischen Gefühlen baden und sich Hoffnung auf weitere Abenteuer machen.

Drei Jahre später ist es nun so weit. Ghostbusters: Frozen Empire geht an den Start und verlegt den Handlungsort von der Pampa Oklahomas im Vorgänger wieder nach New York. Dorthin, wo alles begann. Die ikonische Feuerwache aus dem Original bewohnen nun Egon Spenglers Tochter Callie (Carrie Coon), ihre Teenagerkinder Phoebe (Mckenna Grace) und Trevor (Finn Wolfhard) sowie Lebensgefährte Gary Grooberson (Paul Rudd). Geister zu jagen und in der Containment Unit im Keller ihres Hauses einzusperren, haben sich die Vier auf die Fahne geschrieben und gehen dieser Arbeit mit einiger Freude nach.

Gleich die erste große Actionsequenz, die nach einem kurzen Prolog einsetzt, verbindet Tempo, Spezialeffekte und launige Sprüche auf recht kompetente Weise. Auch wenn die Spenglers und Grooberson erfolgreich sind, müssen sie sich postwendend für das bei der Hatz verursachte Chaos verantworten und werden zum Gespräch mit Walter Peck (William Atherton) gebeten. Der nervige Bürokrat, der schon die Ur-Geisterjäger zur Strecke bringen wollte, hat es inzwischen bis ins Bürgermeisteramt geschafft und lässt keinen Zweifel daran, dass er die Para-Expert*innen noch immer bekämpfen will. Seine Drohungen veranlassen Callie schließlich, die minderjährige Phoebe vorerst aus dem aktiven Geschäft abzuziehen, was die technik- und wissenschaftsbegeisterte Jugendliche natürlich alles andere als amüsant findet.

Aus dieser Entscheidung hätte der Film Funken schlagen, ein noch genaueres Porträt der schon in Ghostbusters: Legacy am meisten in den Fokus gerückten Teenagerin entwickeln können. Immerhin lernt sie im neuen Teil, während sie keine unheimlichen Entitäten jagen darf, unverhofft den Geist einer jungen Frau (Emily Alyn Lind) kennen, zu dem sie sich mehr und mehr hingezogen fühlt. Vollends einlassen will sich Ghostbusters: Frozen Empire auf diese persönliche Geschichte jedoch nicht, da es in einem spaßigen Blockbuster emotional nicht zu komplex werden soll.

Das Drehbuch, das Regisseur Gil Kenan (Ein Junge namens Weihnacht) erneut mit Ivan Reitmans Sohn Jason verfasste, konzentriert sich lieber stärker auf die unabdingbare Bedrohung, die in diesem Fall von einem Artefakt ausgeht, das Alt-Ghostbuster Ray Stantz (Dan Aykroyd) in seinem Buchladen von einem jungen Mann namens Nadeem Razmaadi (Kumail Nanjiani) erwirbt. Der seltsame Messingapfel setzt eine böse Macht frei, die Land und Leute unter Eis begraben will.

Der Gegner mag dieses Mal ein anderer sein. Sonderlich originell oder aufregend ist seine Backstory allerdings nicht. Bei Lichte betrachtet variiert Ghostbusters: Frozen Empire das Handlungsschema der Reihe nur selten und hat vor allem damit zu kämpfen, zahlreiche Figuren unter einen Hut zu bringen. Viele Charaktere wirken wie bloße Mitläufer*innen, denen es entschieden an Eigenleben fehlt. Besonders eklatant ist, wie wenig der Film mit zwei der alten Recken anzufangen weiß. Während Ray noch verhältnismäßig viel Raum erhält, sind Winston Zeddemore (Ernie Hudson) und Peter Venkman (Bill Murray) lieblos in das Geschehen hineingedengelt.

Wo ist das anarchische Charisma hin, das Letzterer stets versprühte? Bei seinen beiden Kurzauftritten hat der 2022 wegen Mobbing- und Belästigungsvorwürfen in die Kritik geratene Murray keine Chance, bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Relevantes darf seine Figur nicht beisteuern. Und auch was den Humor betrifft, feuert Venkman kaum Erinnerungswürdiges ab. Fast schon erfrischend witzig ist im Vergleich der von Paul Rudd grundsympathisch verkörperte Gary, der, noch so ein lasch nebenherlaufender Gedanke, Phoebes und Trevors Anerkennung als neues Familienmitglied sucht.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ghostbusters: Frozen Empire fährt sicher nicht krachend vor die Wand. Story, Action, Geistereffekte und Emotionen werden aber zu mechanisch, ohne große Lust kombiniert, was geradewegs in die Blockbuster-Mittelmäßigkeit führt. Ein Jammer, wo doch das neue Abenteuer Ursprungsregisseur Ivan Reitman gewidmet ist, der in den Credits noch als Produzent auftaucht, im Februar 2022, weit vor Beginn der Dreharbeiten, allerdings bereits verstarb. Wäre womöglich ein etwas anderer Film entstanden, hätte er das Projekt bis zum Ende mitbetreuen können? Leider werden wir es nie erfahren …

 

Ghostbusters: Frozen Empire (2024)

In „Ghostbusters: Frozen Empire“ kehrt die Spengler-Familie dahin zurück, wo alles begann: in die ikonische New Yorker Feuerwache. Dort tun sie sich mit den original Ghostbusters zusammen, die ein streng geheimes Forschungslabor eingerichtet haben, um die Geisterjagd auf das nächste Level zu heben. Doch als die Entdeckung eines antiken Artefakts eine böse Macht freisetzt, müssen die alten und die neuen Ghostbusters gemeinsame Sache machen, um ihr Zuhause zu beschützen und die ganze Welt vor einer zweiten Eiszeit zu bewahren.

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