Clint Eastwood

Clint Eastwood

Clint Eastwood ist der Filmemacher par excellence: Seit vier Jahrzehnten begeistert er das Kinopublikum. Er zählt zu den produktivsten Künstlern der Filmgeschichte – vor allem als Schauspieler, aber auch als Regisseur und Produzent. Eastwoods außergewöhnliche Leistungen, seine beispiellose Karriere, schlagen sich in enormen Kassenumsätzen und zahllosen Ehrungen nieder. Der Respekt, den man ihm innerhalb der Branche zollt, wird nur von seiner immensen Beliebtheit bei den Zuschauern übertroffen. Clint Eastwood ist eine Film-Ikone.

Das lässt sich an folgenden Daten ablesen: Eastwood begann 1955 als Vertragsschauspieler bei Universal. Dies war der unauffällige Start einer Karriere, die auch im neuen Jahrtausend andauert. Eastwood kann auf 57 Filme und 46 Hauptrollen zurückblicken, er inszenierte 25 Filme und produzierte 29. Ungewöhnlich ist, dass er häufig die Verantwortung für mehrere Funktionen gleichzeitig übernimmt: Bei 13 Filmen fungierte er gleichzeitig als Star, Regisseur und Produzent. Mit sich selbst als Star inszenierte er weitere neun Filme, und nicht weniger als 14 Filme produzierte er mit sich als Star und/oder Regisseur.

Gleichermaßen beeindrucken die vielen Ehrungen, die Eastwood im Lauf der Jahre zuteil wurden. Im März 2003 ehrte ihn die Screen Actors’ Guild (Gewerkschaft der Filmschauspieler) für sein Lebenswerk mit dem Life Achievement Award, und im August erhielt er vom Henry Mancini Institute den Hank Award, der für außerordentliche Beiträge zur amerikanischen Musik verliehen wird. Im Januar 2000 wurde er für seine Lebenswerk vom New Yorker National Board of Review mit dem Lifetime Achievement Award ausgezeichnet. Seit Mai 2000 ist er Ehrendoktor der Künste der Wesleyan University, und im Dezember 2000 wurde er im Kennedy Center ausgezeichnet. 1999 war er bei den People’s Choice Awards in der Kategorie Beliebtester Filmstar aller Zeiten nominiert – den People’s Choice Award als Beliebtester Filmschauspieler gewann er 1981, 1984, 1985, 1987 und 1998.

1998 erhielt er für seine Leistungen in Frankreich einen Ehren-César und von der Producers’ Guild of America den Goldenen Lorbeer für sein Lebenswerk. 1996 ehrten das American Film Institute und die Film Society im Lincoln Center Eastwood für sein Lebenswerk. Und 1995 verlieh ihm die Academy of Motion Picture Arts and Sciences eine der höchsten Ehrungen der Filmbranche: den Irving G. Thalberg Memorial Award.

2003 wurde Eastwoods gefeiertes Drama Mystic River (Mystic River) auf dem Filmfestival in Cannes uraufgeführt – es war für die Goldene Palme nominiert und gewann die Goldene Karosse. Mystic River wurde dann für sechs Oscars nominiert (Bester Film, Beste Regie, Bester Darsteller, Bester Nebendarsteller, Beste Nebendarstellerin und Bestes Drehbuch) und gewann zwei Oscars (Bester Darsteller und Bester Nebendarsteller).

Im Jahr 2005 gwann Eastwood für sein Boxer-Drama Million Dollar Baby den Oscar für die „beste Regie“, den „besten Film“ und die „beste Hauptdarstellerin“ (Hilary Swank).

1993 wurde Clint Eastwoods düsterer Spätwestern Unforgiven (Erbarmungslos) in neun Oscar-Kategorien nominiert: Film, Regie, Hauptdarsteller, Nebendarsteller, Drehbuch, Kamera, Ausstattung, Ton und Schnitt. Der Film gewann schließlich vier Oscars: Bester Film, Beste Regie, Bester Nebendarsteller (Gene Hackman) und Bester Schnitt (Joel Cox). Erbarmungslos wurde außerdem mit dem Preis der Director’s Guild (Gewerkschaft der US-Regisseure) ausgezeichnet, dazu mit dem Golden Globe für die Beste Regie, mit dem Preis der National Society of Film Critics (US-Filmkritiker) für den Besten Film, die Beste Regie, den Besten Nebendarsteller und das Beste Drehbuch, sowie mit dem Preis der New Yorker Filmkritiker für den Besten Nebendarsteller. Die British Academy of Film and Television Arts (BAFTA) nominierte Erbarmungslos in den Kategorien Beste Regie und Bester Film, und die National Association of Theatre Owners (Vereinigung der US-Kinobetreiber) zeichnete Eastwood als Regisseur des Jahres mit dem ShoWest Award aus (1982 hatte die Vereinigung ihn bereits zum Männlichen Star des Jahrzehnts gekürt).

Für Die Brücken am Fluss erhielt Eastwood 1996 eine César-Nominierung in der Kategorie Bester ausländischer Film. Er erhielt den Douglas-Sirk-Preis für sein Lebenswerk. 1992 zeichneten ihn zudem die American Cinema Editors (US-Cutter) und die Publicists Guild (Vereinigung der Publizisten) für sein Lebenswerk aus. 1992 gewann er in Kalifornien auch den Kunstpreis des Gouverneurs. Die Hasty Pudding Theatrical Society an der Harvard University in Boston ehrte in 1991 als „Mann des Jahres“.

Auch auf dem Filmfestival in Cannes fühlt sich Eastwood zu Hause – 1994 leitete er die Jury. Für die Goldene Palme in der Kategorie Bester Film nominiert waren seine Filme White Hunter, Black Heart (Weißer Jäger, schwarzes Herz, 1990), Bird (Bird, 1988 ausgezeichnet mit der Palme für den Besten Darsteller und den Besten Ton) sowie Pale Rider (Pale Rider – Der namenlose Reiter, 1985). Als Regisseur gewann Eastwood den Golden Globe für Bird (1989). Ein Jahr zuvor ehrte ihn die Auslandspresse in Hollywood mit dem Cecil B. DeMille Career Achievement Award für sein Lebenswerk, und 1971 gewann er den Golden Globe als Beliebtester Filmstar.

Seit langem besteht eine enge Beziehung zwischen Eastwood und dem Museum of Modern Art in New York, dessen Archivare 1980 erstmals eine Retrospektive seiner Filme zusammenstellten und 1993 eine erweiterte Werkschau zeigten. Ähnliche Veranstaltungen folgten im Rahmen der Cinématheque française (1985), am Walker Art Center of Minneapolis (1990) und am British Film Institute, das Eastwood 1992 als Ehrenmitglied aufnahm.

All diese Auszeichnungen gründen auf Clint Eastwoods Status als Filmstar ersten Ranges. Bei der Würdigung seiner Karriere darf man seine vielen unterschiedlichen Begabungen nicht übersehen – vor allem nicht die Leichtigkeit, mit der er die Aufgaben als Darsteller, Regisseur und Produzent kombiniert. Das macht ihn einzigartig – nicht in dieser Multifunktion, aber in Bezug auf seine unglaubliche Produktivität und die entsprechende Resonanz an der Kinokasse.

Eastwoods aktuellster Film war Blood Work (Blood Work, 2002): Er spielt darin Terry McCaleb, einen bewährten Profiler des FBI, der kompromisslos für Recht und Gesetz eintritt und eine beispiellose Erfolgsquote beim Aufspüren von Mördern aufweist. Blood Work war der zwölfte Film, in dem er nicht nur die Hauptrolle spielte, sondern den er auch inszenierte und produzierte. Die anderen Titel sind Space Cowboys (Space Cowboys, 2000), True Crime (Ein wahres Verbrechen, 1998), Absolute Power (Absolute Power, 1996), The Bridges of Madison County (Die Brücken am Fluss, 1995), Unforgiven (Erbarmungslos, 1992), White Hunter, Black Heart (Weißer Jäger, schwarzes Herz, 1989), (Heartbreak Ridge (Heartbreak Ridge, 1987), Pale Rider (Pale Rider – Der namenlose Reiter, 1985), Sudden Impact (Dirty Harry kommt zurück, 1983), Honkytonk Man (Honkytonk Man, 1982) und Firefox (Firefox, 1982).

Neun Filme hat Eastwood mit sich selbst in der Hauptrolle inszeniert: Blood Work (Blood Work, 2002), A Perfect World (Perfect World, 1983), The Rookie (Rookie – Der Anfänger, 1990), Bronco Billy (Bronco Billy, 1980), The Gauntlet (Der Mann, der niemals aufgibt, 1977), The Outlaw Josey Wales (Der Texaner, 1976), The Eiger Sanction (Im Auftrag des Drachen, 1975), High Plains Drifter (Ein Fremder ohne Namen, 1973) und Play Misty For Me (Sadistico, 1971).

In 24 Filmen übernahm Eastwood die Hauptrolle, ohne Regie zu führen: In the Line of Fire (In the Line of Fire – Die zweite Chance, 1993), Pink Cadillac (Pink Cadillac, 1989), The Dead Pool (Das Todesspiel, 1988), City Heat (City Heat – Der Bulle und der Schnüffler, 1984), Tightrope (Der Wolf hetzt die Meute, 1984), Any Which Way You Can (Mit Vollgas nach San Fernando, 1980), Escape From Alcatraz (Flucht von Alcatraz, 1979), Every Which Way But Loose (Der Mann aus San Fernando, 1978), The Enforcer (Der Unerbittliche, 1976), Thunderbolt and Lightfoot (Die Letzten beißen die Hunde, 1974), Magnum Force (Calahan, 1973), Joe Kidd (Sinola, 1972), Dirty Harry (Dirty Harry, 1971), The Beguiled (Betrogen, 1971), Two Mules for Sister Sarah (Ein Fressen für die Geier, 1970), Kelly’s Heroes (Stoßtrupp Gold, 1970), Paint Your Wagon (Westwärts zieht der Wind, 1969), Where Eagles Dare (Agenten sterben einsam, 1969), Coogan’s Bluff (Coogans großer Bluff, 1968), Hang ’Em High (Hängt ihn höher, 1968), The Witches (Hexen von heute, 1967), The Good, the Bad and the Ugly (Zwei glorreiche Halunken, 1966), For a Few Dollars More (Für ein paar Dollar mehr, 1965) und A Fistful of Dollars (Für eine Hand voll Dollar, 1964).

Am Anfang seiner Karriere trat Eastwood als Vertragsschauspieler in elf Filmen von Universal Pictures auf: Lafayette Escadrille (1957), Ambush at Cimarron Pass (1957), Escapade in Japan (Verschollen in Japan, 1957), Star in the Dust (Noch heute sollst du hängen, 1956), The First Traveling Saleslady (1956), Away All Boats (Klar Schiff zum Gefecht!, 1956), Never Say Goodbye (Nur du allein, 1956), Tarantula (Tarantula, 1955), Lady Godiva (Die nackte Geisel, 1955), Francis in the Navy (1955) und Revenge of the Creature (Die Rache des Ungeheuers, 1955).

Bekannt wurde er mit der Rolle des Rowdy Yates in der berühmten TV-Serie Rawhide (Cowboys, ab 1958), die es auf sechs Staffeln brachte. In dieser Zeit übernahm er Gastrollen in den Serien West Point (1957), Highway Patrol (1958), Maverick (Maverick, 1959) und Mister Ed (Mister Ed, 1962). Bezeichnenderweise arbeitete Eastwood erst 1985 wieder fürs Fernsehen, als er eine Episode für Steven Spielbergs Serie Amazing Stories (Fantastische Geschichten) unter dem Titel Vanessa in the Garden (Verliebt in die Kunst) inszenierte.

In mehreren seiner Produktionen und Regiearbeiten verzichtete Eastwood auf Rollen vor der Kamera: Mystic River (Mystic River, 2003), Midnight in the Garden of Good and Evil (Mitternacht im Garten von Gut und Böse, 1996) und Bird (Bird, 1988). Ausschließlich als Regisseur arbeitete er an Breezy (Begegnung am Vormittag, 1973). Bei Tightrope (Der Wolf hetzt die Meute, 1984) fungierte er als Produzent und Star. Drei Filme hat Eastwood produziert, in denen er nicht auftrat und die er nicht inszenierte: The Last of the Blue Devils (Die letzten der „Blue Devils“, 1987), Thelonious Monk: Straight, No Chaser (Thelonious Monk: Straight, No Chaser, 1989) und The Stars Fell on Henrietta (Der wunderliche Mr. Cox, 1995).

Über Eastwoods Faible für den Jazz ist viel geschrieben worden, auch über seine Behauptung, dass er gern Musiker geworden wäre, hätte seine Karriere als Schauspieler, Regisseur und Produzent nicht funktioniert. In jungen Jahren trat Eastwood in Oakland als Nachtclub-Pianist auf. Er hat Jazz-Größen wie Charlie Parker live erlebt – Momente, die ihn nachhaltig geprägt haben. Bird verwendete entsprechend neu abgemischte Parker-Aufnahmen, die Filmkomponist Lennie Niehaus orchestrierte. Auch Exemplare aus Eastwoods wie ein Schatz gehüteter Sammlung der Zeitschrift Downbeat sind in diesem Film zu sehen.
Eastwoods Regiedebüt Sadistico wurde von dem romantischen Thema First Time Ever I Saw Your Face dominiert – Eastwood wählte den Titel aus, den die damals noch unbekannte Roberta Flack interpretierte. Misty, den Titelsong des Films, arrangierte Jazz-Legende Erroll Garner.

Bezeichnenderweise werden alle fünf klassischen Dirty-Harry-Filme von Big-City-Jazz untermalt. Lalo Schifrin komponierte Dirty Harry, Calahan, Dirty Harry kommt zurück, außerdem Der Mann, der niemals aufgibt und Flucht von Alcatraz. Erfolgreiche Soundtrack-Alben gehören nach wie vor zu Eastwoods Handschrift als Filmemacher – ob sie sich auf den Jazz berufen (Bird, Die Brücken am Fluss, Mitternacht im Garten von Gut und Böse sowie der Film-Sampler Clint Eastwood Live at Carnegie Hall) oder auf Country-Musik (Der Mann aus San Fernando, Bronco Billy, Mit Vollgas nach San Fernando und Honkytonk Man). Außerdem schrieb Eastwood in zwei Fällen mit Komponist Lennie Niehaus das Schlüsselthema selbst, nämlich für Erbarmunglos (Claudia’s Theme) und Die Brücken am Fluss (Doe Eyes). Eastwood komponierte außerdem den Score zu Mystic River, den Niehaus mit dem Boston Symphony Orchestra und dem Tanglewood Festival Chorus einspielte.

Eastwoods von Bruce Ricker produzierter Dokumentarfilm Piano Blues bildete 2003 den Abschluss zu Martin Scorseses Serie The Blues im amerikanischen Fernsehen. Darin berichtet Eastwood über seine lebenslange Leidenschaft für den Piano Blues. Zu sehen sind seltene Aufnahmen mit Art Tatum und Professor Longhair, neue Interviews und Auftritte von Ray Charles, Pinetop Perkins, Dave Brubeck, Marcia Ball, Jay McShann, Dr. John und Pete Jolly.

Der begeisterte Golfspieler Eastwood lebt im kalifornischen Carmel, wo er von 1986 bis 1988 das Bürgermeisteramt übernahm. Er besitzt dort das angesehene Restaurant Mission Ranch Inn sowie den Tehama Golf Club. Als Mitinhaber gehört ihm auch der Pebble Beach Golf Course. Im Juni 2002 wurde er zum Commissioner im kalifornischen Aufsichtsrat für Parks und Erholung ernannt. Eastwood ist der von Gouverneur Arnold Schwarzenegger ernannte Commissioner der California Film Commission, und zum zweiten Mal wurde er zum landesweiten Sprecher der Organisation Take Pride in America (Ehrenamtliche Pflege öffentlicher Parks und Anlagen) ernannt.

Der am 31. Mai 1930 in San Francisco geborene Clinton Eastwood Jr. wuchs jenseits der Bucht in Oakland auf – zuvor war die Familie während der Wirtschaftskrise der 30er-Jahre auf der Suche nach Arbeit von Stadt zu Stadt gezogen. Diese Erfahrung ist Eastwood unvergesslich geblieben, wie er gern zugibt – sie hat sein Wertesystem und seine Arbeitsmoral geprägt.

Kein Filmemacher ist gewissenhafter als Clint Eastwood – für Verschwendung hat er kein Verständnis, egal, ob Zeit oder Geld vergeudet werden. Er macht Filme, liebt seine Arbeit von Anfang bis Ende – jeder Tag und jeder Dollar gehören ihm. Außerhalb der Dreharbeiten führt er mit seiner Frau Dina Ruiz Eastwood (die beiden haben am 31. März 1996 geheiratet) und der gemeinsamen Tochter Morgan (geboren am 12. Dezember 1996) in Carmel ein ruhiges Leben.

Foto (C) Kinowelt — Clint Eastwood bei den Dreharbeiten zu Million Dollar Baby