Terminator: Dark Fate (2019)

Die dunkle Zukunft verhindern

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Seit der Produktion von „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ war James Cameron nicht mehr in die von ihm selbst kreierte Science-Fiction-Saga involviert, die 1984 mit dem Kultstreifen „Terminator“ ihren Anfang nahm. Im sechsten Teil der Reihe kehrt der Kanadier nun als Ideengeber und Produzent zurück. „Terminator: Dark Fate“ schließt inhaltlich an Camerons eigene Fortsetzung „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ von 1991 an und ignoriert die Ereignisse aus den folgenden drei Filmen. Ein Schritt, der sich als recht gewinnbringend erweist. Nicht zuletzt, weil Ursprungsheldin Sarah Connor (Linda Hamilton) wieder mitmischen darf und dabei einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.

Terminator: Dark Fate beginnt mit einem verzerrten Video aus Teil zwei, in dem die junge Sarah vor einem bevorstehenden Atomkrieg warnt. Ernst genommen wird sie aber nicht. Wie ihr anschließender Voiceover-Kommentar erklärt, konnten sie und ihr Sohn John dennoch die düstere Zukunft abwenden und das Schicksal der Erdenbewohner neu schreiben. Als sie jedoch im Jahr 1998 an einem Strand in Guatemala hockt, muss sie mit ansehen, wie ein T-800-Android ihr Kind erschießt.

22 Jahre später führen die Geschwister Dani (Natalia Reyes) und Diego Ramos (Diego Boneta) mit ihrem Vater ein ruhiges, unscheinbares Leben in Mexiko-Stadt. Eines Morgens steht ihre Welt plötzlich Kopf, da eine aus der Zukunft kommende Killermaschine – Rev-9 (Gabriel Luna) genannt – in die Gegenwart katapultiert wird, um Dani auszuschalten. Zur Hilfe eilt der entgeisterten Frau die ebenfalls aus dem Jahr 2042 zurückgereiste Cyborg-Soldatin Grace (Mackenzie Davis), deren einzige Aufgabe darin besteht, Dani vor den Attacken des hochentwickelten, seine Gestalt ständig verändernden Terminators zu beschützen. Nachdem Diego auf der Flucht stirbt, tun sich Grace und Dani nur wenig später, etwas widerwillig, mit der aus heiterem Himmel auftauchenden Sarah Connor zusammen, die seit dem Tod ihres Sohnes Jagd auf alle neuen, entsendeten Androiden macht.

Mit seiner Handlung bewegt sich Terminator: Dark Fate, der angeblich als Startpunkt einer neuen Trilogie dienen soll, auf sehr vertrautem Terrain. Wie schon im ersten Reihentitel bricht eine Bedrohung aus der noch bevorstehenden Zeit über die Gegenwart herein. Statt Sarah bzw. John im zweiten Teil ist nun die ahnungslose Dani Zielscheibe des Super-Roboters, weil sie in einer nicht allzu fernen Zukunft eine tragende Rolle in der Auseinandersetzung zwischen Menschen und den von einer mächtigen künstlichen Intelligenz gesteuerten Maschinen einnehmen wird. Einmal mehr bekommt die Verfolgte ebenso unerwartete wie tatkräftige Unterstützung. Und erneut entspinnt sich eine halsbrecherische Hetzjagd.

Nebenbei verweist der Film auf die rasanten technischen Entwicklungen seit der Entstehung des Ursprungswerks, in dem der von Arnold Schwarzenegger gespielte mörderische Android noch in einem Telefonbuch nachschlagen muss, um Sarahs Wohnort in Erfahrung zu bringen. In Terminator: Dark Fate steht dem noch stärkeren Rev-9 das große Netzwerk an Daten und Überwachungsbildern unseres zunehmend digital geprägten Alltags zur Verfügung – was die Suche ungemein erleichtert. Hier und da kratzt das Drehbuch an interessanten Überlegungen. Zu einem visionären, das Verhältnis zwischen Mensch und Technik tiefschürfend ergründenden Gedankenspiel avanciert das Ganze allerdings nicht. Ähnliches lässt sich über die politischen Implikationen sagen. Die Situation der mexikanischen Einwanderer und die Haltung der aktuellen US-Regierung geraten kurz in den Blick, bleiben letztlich aber Randbeobachtungen. Erfreulich ist es trotzdem, wie stark sich das hier entworfene Mexiko-Bild von der einseitig-zweifelhaften Darstellung im kürzlich veröffentlichten Rachereißer Rambo: Last Blood unterscheidet.

Dass Terminator: Dark Fate thematisch nicht besonders ambitioniert daherkommt, ist nicht sehr tragisch. Regisseur Tim Miller (Deadpool) gelingt nämlich eine unterhaltsame Popcorn-Mischung mit einigen adrenalingetränkten, spannend inszenierten Actionpassagen, bei denen der Einsatz von Computereffekten mal mehr und mal weniger deutlich hervorlugt. Wiederholt blitzt ein herrlich trockener Humor auf, der lediglich nach dem Erscheinen Arnold Schwarzeneggers kurzzeitig in Kalauer-Gefilde abzudriften droht. Herzstück des neuen Reihenkapitels ist zweifellos das doch sehr unterschiedliche Frauentrio, das dem tödlichen Rev-9 die Stirn bieten muss. Obwohl die Drei irgendwann zusätzliche Hilfe bekommen, bleiben sie als handlungsfähige, schlagkräftige Figuren in Erinnerung. Gleichzeitig gewährt ihnen das Skript einige emotionale Momente, die das hochtourige Geschehen vorübergehend erden. Besonders unter die Haut geht die Verbindung zwischen Dani und Grace, die gegen Ende zum Vorschein kommt, selbst wenn der Zeitpunkt der Offenbarung künstlich hinausgezögert wird. Unbedingt erwähnenswert ist außerdem die umwerfende Lässigkeit, mit der Linda Hamilton ihre ikonische Rolle ausfüllt. Ihr von Falten durchzogenes, erfrischend natürliches, dem in Hollywood grassierenden Jugendwahn entgegenstehendes Gesicht erzählt viel über die schmerzhaften Prüfungen, die Sarah bislang auferlegt wurden. Allein ihre Rückkehr macht Terminator: Dark Fate zu einem mitreißenden Erlebnis.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/terminator-dark-fate-2019