The Statement

Ein schmerzhaftes Stück Vergangenheitsbewältigung

Frankreich während des Zweiten Weltkrieges: Im von den Nazis besetzten Frankreich ist die Vichy-Regierung unter dem greisen Marschall Pétain nicht viel mehr als ein willfähriger Erfüllungsgehilfe der Nationalsozialisten. Besonders die Vichy-Miliz macht unbarmherzig Jagd auf jüdische Mitbürger. Die schreckliche Bilanz der Besatzung: 77.000 jüdische Opfer, viele der Täter wurden gefasst, doch einige konnten sich lange Zeit unbehelligt in Frankreich bewegen.

Vor diesem schrecklichen historischen Background entfaltet der Regisseur Norman Jewison seine Geschichte nach dem Roman Hetzjagd von Brian Moore aus dem Jahre 1996. Knapp fünfzig Jahre nach einer Exekution von sieben Juden im kleinen Örtchen Dombey wird einer der Befehlshaber von damals, der ehemaligen Milizkommandeur Pierre Brossard (Michael Caine) von verschiedenen Seiten erbarmungslos gejagt. Die einen wollen ihn tot sehen, um einige mittlerweile in hohe Positionen aufgestiegene ehemalige Kollaborateure zu schützen, die anderen Jäger wollen den herzkranken alten Mann schnappen, um Gerechtigkeit zu erlangen.

Als die junge ambitionierte Richterin Annemarie Livi (Tilda Swinton) im Fall Brossard neu zu ermitteln beginnt, zieht sich die Schlinge um den alten Mann immer enger. Zwei Killer kann er töten, so dass deren Auftraggeber langsam nervös werden und die Sache selbst in die Hand nehmen. Gedeckt von Teilen der Kirche gelingt Brossard die Flucht, doch Livi und Colonel Roux (Jeremy Northam), der die Richterin bei ihren Ermittlungen unterstützt, sind ihm ebenso dicht auf den Fersen wie Brossards ehemalige Kompagnons. Wird Brossard nach vierzig Jahren der Flucht und des Versteckens abermals die Flucht gelingen oder hat das Ganze nun ein Ende?

Als Vorbild für die Figur des Pierre Brossard diente der ehemalige Geheimdienstchef der Vichy-Milizen in Lyon Paul Touvier, der eng mit dem deutschen Gestapochef der Stadt Klaus Barbie zusammenarbeitete. Mit Hilfe der katholischen Kirche konnte Touvier lange Zeit im Untergrund und mit falscher Identität leben, bevor er 1994 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde und zwei Jahre später eines natürlichen Todes starb.

Nicht immer stimmig in den Details, doch mit einem herausragenden Michael Caine in der Hauptrolle wird hier ein dunkles und oft verdrängtes Kapitel der französischen Geschichte aufgearbeitet, bei dem lediglich die Frage, warum die Vergangenheitsbewältigung nicht aus Frankreich selbst kam, einen schalen Nachgeschmack hinterlässt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/the-statement