Kombat Sechzehn

Von Franfurt/Main nach Frankfurt/Oder

Was könnte die immer noch bestehende Diskrepanz zwischen Deutschland (West) und Deutschland (Ost) sinnfälliger zeigen als ein Film, der von zwei Städten gleichen Namens erzählt: Auf der einen Seite die Bankenmetropole Frankfurt in Hessen, in der sich das große Geld tummelt und auf der anderen Seite die Stadt Frankfurt an den Ufern der Oder, in direkter Sichtweite von Polen. Zwischen diesen beiden Orten ist der Film Kombat Sechzehn verortet und mit ihm die Gefühls- und Erlebenswelt seiner jugendlichen Protagonisten – ein deutsch-deutscher Film aus dem Hier und Jetzt, in dem kaum jemand mehr an die Versprechungen der „blühenden Landschaften“ glaubt.

Den Weg von West nach Ost, von Frankfurt/Main nach Frankfurt/Oder muss auch der 16-jährige Georg (Florian Bartholomäi) gehen, denn sein Vater, ein Architekt, erhält die Möglichkeit, an der polnischen Grenze ein Einkaufszentrum zu bauen. In der Mainmetropole hatte Georg eine Freundin und ein Hobby, Taekwondo, doch hier im Osten ist nun alles anders. Er findet keinen Anschluss und keinen Verein, in dem er sich austoben kann. Doch es soll sich schnell herausstellen, dass seine Kampfsportkenntnisse zu etwas nütze sind, denn als ihn einige andere Schüler herausfordern, macht „der Neue“ ihnen schnell klar, dass er sich durchaus zu wehren versteht. Auf diese Weise wird Thomas (Ludwig Trepte), der Anführer einer rechtsradikalen Clique aus Georgs neuer Klasse auf den Neuling aufmerksam und lockt den Jungen mit der Aussicht auf eine Trainingsmöglichkeit. Mehr und mehr gerät Georg schließlich in den Sog der Clique, bis er sich schließlich entscheiden und Stellung beziehen muss.

Mirko Borschts Film Kombat Sechzehn ist ein genaues Soziogramm und ein frischer, bisweilen etwas schwankender Spielfilm, der zeigt, welches die Wurzeln des alltäglichen Rechtsradikalismus vor allem im Osten Deutschlands sind und wie schnell und leicht Jugendliche sich verführen lassen, wenn bestimmte Faktoren wie Zugehörigkeitsgefühl, soziale Not und ganz normale Pubertätsprobleme zusammenkommen. Schwach oder unglaubwürdig wird der Film vor allem dann, wenn sich allzu Bekanntes wie etwa der kaum mehr wegzudenkende Vater-Sohn-Konflikt seinen Weg in die Handlung bahnt und der Film droht, sein eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren. Vor allem die eher privaten und emotionalen Momente wirken manches Mal übertrieben und nehmen dem Film etwas von seiner Schärfe und seiner unbestreitbaren Credibility. Doch im Großen und Ganzen stimmt die Balance, der Tonfall der Erzählung und das Setting, so dass Kombat Sechzehn einer der bemerkenswertesten Film über das Heranwachsen im heutigen Deutschland ist, der für Politiker und Schulklassen zu einer Pflichtveranstaltung werden sollte. Frisches und politisch sehr relevantes Kino mit jungen und unverbrauchten Gesichtern und allemal zehntausendmal wichtiger als unnötige Liebesgeschichten, die die (Kino-)Welt nicht mehr braucht.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/kombat-sechzehn