Zoomania

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Keine Macht den Vorurteilen!

Manchmal ist es nur schwer durchschaubar, was mit Filmtiteln bei der Ankunft auf dem deutschen Kinomarkt geschieht. Warum bekommt der neue Animationsstreifen aus dem Hause Disney hierzulande den Namen Zoomania verpasst, während er in den USA als Zootopia firmiert? Die Änderung ist vor allem deshalb unglücklich, weil der Originaltitel – eine Verschmelzung der Worte zoo und utopia – den Handlungsort treffend charakterisiert. Das neue Disney-Abenteuer spielt in einer Metropole, in der viele verschiedene Tierarten zusammenleben und nach persönlicher Entfaltung streben. Eine Stadt, befeuert von einem utopischen Grundgedanken, der in der deutschen Variante plötzlich einen „manischen“ Anstrich erhält.
Abgekoppelt vom Bezeichnungswirrwarr ist glücklicherweise die Qualität des Films, der sich als flotter Spaß mit spannend-ernsten Untertönen erweist. Im Mittelpunkt steht die ehrgeizige Häsin Judy Hopps, die schon lange einen großen Traum verfolgt. Anders als ihre Eltern will sie nicht im verschlafenen Dorf Nageria versauern, sondern als erste Hasen-Polizistin in Zoomania für Recht und Ordnung sorgen. Nach einigen Rückschlägen schließt sie die Ausbildung erfolgreich ab und macht sich voller Hoffnungen auf den Weg in die Stadt. Dort angekommen, wird sie jedoch von ihrem Vorgesetzten, dem Büffel Bogo, erst einmal ausgebremst und zum Knöllchenschreiben verdonnert. Eine Aufgabe, die Judy mit großem Elan verrichtet. Nebenbei gelingt es ihr, den listigen Fuchs Nick Wilde bei einem Betrug zu stellen. Und schon bald erhält sie eine weitere Gelegenheit, ihren Scharfsinn zu beweisen. Chief Bogo räumt der ungeliebten Hasen-Polizistin ein Zeitfenster von 48 Stunden ein, um den Mann von Mrs. Otterton zu finden, der wie einige andere Raubtiere unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Über vielversprechende Hinweise verfügt ausgerechnet Nick Wilde.

Wie es sich für einen gelungenen Animationsfilm gehört, funktioniert Zoomania auf mehreren Ebenen. Als Mischung aus Buddy-Movie und Kriminalgeschichte sorgt die jüngste Disney-Produktion trotz gelegentlicher Unebenheiten im Drehbuch für aufregend-kurzweilige Unterhaltung. Spannende Enthüllungen, rasante Actionszenen und emotionale Passagen wechseln sich ständig ab und formen ein Abenteuer, das nicht nur das Kinderpublikum bei Laune halten dürfte. Köstlich aufbereitete Anspielungen auf große Filmklassiker werden ergänzt um viele kleine Pointen – etwa wenn für einen kurzen Moment ein Geldinstitut mit dem Namen Lemming Brothers in den Blick gerät, das augenzwinkernd auf die 2008 untergegangene Investmentbank Lehman Brothers verweist.

An der Oberfläche erzählt der Disney-Streifen die altbekannte Geschichte von zwei gegensätzlichen Protagonisten, die sich für den Erfolg zusammenraufen müssen. Eingebettet ist dieser Standardplot allerdings in eine Fabel, die sich allgemein für ein friedliches Miteinander und den Abbau von Vorurteilen starkmacht. Zoomania, der imposante, farbenprächtige, aus unterschiedlichen Vierteln bestehende Schmelztiegel, erscheint wie ein verkleinertes Abbild der USA, die viele Einwanderer auch heute noch für das Land der unbegrenzten Möglichkeiten halten. Mit eben dieser Einstellung trifft die engagierte Judy Hopps in der Metropole ein und begegnet dort dem zynischen Nick, der andere Erfahrungen machen musste. Seine Träume konnte er nicht verwirklichen, weshalb er sich nun mit zwielichtigen Geschäften über Wasser hält. „Werde der, der du sein willst“ kontra „Du bleibst, was du bist.“ Zwei grundverschiedene Haltungen prallen hier aufeinander, erfahren im Verlauf der Handlung aber eine deutliche Annäherung.

Keine Frage, vor allem dann, wenn Shakiras Titelsong „Try Everything“ ertönt, kommt die erbauliche Botschaft von Zoomania allzu penetrant daher. Dennoch lassen die Macher rund um das Regietrio Byron Howard, Rich Moore und Jared Bush immer wieder durchblicken, dass ein respektvoller Umgang stets eine Herausforderung ist. Diskriminierung und Rassismus – Phänomene, die momentan leider en vogue zu sein scheinen – werden auf vielfältige, manchmal auch bemühte Weise in den Kriminalfall eingebunden. Und immer wieder spielt der Film gekonnt mit Klischees und vorgefassten Meinungen. Manche dieser Szenen regen zum Nachdenken an. Andere sind einfach nur zum Schreien komisch. So wie der Auftritt des Faultiers Flash, das kurz vor Schluss seine vorher etablierte Charakterisierung fulminant unterlaufen darf. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Ein mit amüsant-liebevollen Details gespicktes Setting, witzig-abgewandelte Filmzitate, ein zupackendes Protagonisten-Duo und vor allem ein ernst gemeinter Aufruf zu Respekt und gegenseitigem Verständnis – vielleicht braucht es gerade in diesen Tagen mehr Filme wie Disneys Zoomania. Schaden kann es jedenfalls nicht, wenn wir alle noch häufiger an den Wert eines friedlichen Zusammenlebens erinnert werden.

Zoomania

Manchmal ist es nur schwer durchschaubar, was mit Filmtiteln bei der Ankunft auf dem deutschen Kinomarkt geschieht. Warum bekommt der neue Animationsstreifen aus dem Hause Disney hierzulande den Namen „Zoomania“ verpasst, während er in den USA als „Zootopia“ firmiert? Die Änderung ist vor allem deshalb unglücklich, weil der Originaltitel – eine Verschmelzung der Worte „zoo“ und „utopia“ – den Handlungsort treffend charakterisiert.
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Meinungen

Sara · 27.04.2016

Ich habe den Film schon zwei Mal angeschaut - immer in der Originalsprache, also eben auf Englisch.
Ich finde den Film sehr sehr gelungen, er dürfte in den Top 3 der besten Filme von Disney stehen - wenn es nicht sogar der beste Film überhaupt ist.
Man findet bei jedem Mal anschauen noch mehr Gags und Anspielungen. Somit wird der Film auch nie langweilig.
Ich verstehe allerdings auch nicht, warum der Titel in der Deutschen Fassung geändert wurde, gerade, da man ihn dann ja trotzdem englisch ausspricht.
Aber abgesehen von dieser kleinen Unstimmigkeit, die wir den Deutschen zu verdanken haben, ein wahnsinnig toller Film für alle Altersstufen!

kitty · 17.04.2016

mega cooler film ist jetzt schon mein absoluter lieblingsfilm wirklich sehr sehr sehr sehr sehr gut gemeacht