Wintertochter

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Väterchen Frost

Ausgerechnet, als an Heiligabend die weihnachtliche Bescherung stattfindet, ruft ein fremder Mann an und Kattaka geht ans Telefon. Es ist ihr leiblicher Vater, wie die Zwölfjährige bald darauf erfährt. Der, den sie bislang als ihren Erzeuger kannte, ist es nicht. „Der Daniel“, erklärt ihre Mutter jetzt, „ist nicht dein richtiger Vater. Als ich Daniel kennengelernt habe, warst du schon da.“ Die Eltern haben ihr das lange verschwiegen, zu lange vielleicht.
Dass er mit seinem Anruf den Ablauf des Heiligen Abends störte, ahnt Alexej nicht, denn er ist ein Russe aus Wladiwostok, der es gewohnt ist, dass es Geschenke erst an Silvester gibt, wenn Väterchen Frost sie bringt. Und er weiß auch nicht, dass sein Kind Kattaka überhaupt existiert.

Sie hingegen, die jetzt von ihrem „neuen“ Vater weiß, die jetzt mit ihren Eltern hadert, weil sie ihr so lange was vorgemacht haben, will jetzt mitten im verschneiten Winter los, ihren Vater suchen und sehen, jetzt, da er, ein Seemann, im Hafen von Stettin ist, gar nicht allzu weit weg von Berlin, und bevor er wieder weg ist, in Wladiwostok oder anderswo, weit weg.

Die wohlmeinenden Eltern (Maxim Mehmet und Katharina Marie Schubert) schicken die alte Nachbarin Lene mit Kattaka (Nina Monka) auf den Weg von Berlin nach Polen. Mit in den alten Barkas-Kleintransporter, der es doch bis Stettin und weiter schafft, schmuggelt sich der kleine Nachbarsjunge Kevin Knäckmann (Leon Seidel), der die beiden fortan begleitet.

Lene Graumann, die resolute Nachbarin, wird ganz herausragend dargestellt von Ursula Werner, die hier ihre erste Filmhauptrolle nach Wolke 9 (2008) hat, wo sie ganz aufsehenerregend die bald siebzigjährige Inge spielte, die sich neu verliebt wie eine Junge. In Wintertochter verkörpert sie sehr sehenswert und völlig überzeugend eine Fünfundsiebzigjährige, die sich meistens zu helfen weiß, von den sturköpfigen Kindern jedoch mehrfach bis an ihre Grenzen getrieben wird. Wie Kattaka, die von sich sagt, „mir wäre eben gerade gar kein Vater lieber als zwei falsche“, weiß auch Lene bald nicht mehr, wo ihr Zuhause ist. Die Fahrt führt sie jedenfalls auch nach Olsztyn, einstmals Allenstein, wo sie herstammt.

Wintertochter ist ein empfehlenswerter Film für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, ein besserer Film noch als es Blöde Mütze! (2007), Johannes Schmids Erstling, schon war. Spannend, witzig, ernst und fröhlich und so stimmig wie stimmungsvoll erzählt er noch viel mehr als die berührenden Geschichten von Lene und Kattaka.

Wintertochter

Ausgerechnet, als an Heiligabend die weihnachtliche Bescherung stattfindet, ruft ein fremder Mann an und Kattaka geht ans Telefon. Es ist ihr leiblicher Vater, wie die Zwölfjährige bald darauf erfährt. Der, den sie bislang als ihren Erzeuger kannte, ist es nicht.
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