Willkommen im Hotel Mama

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Wieder daheim und doch mehr Gast als Kind

Erwachsene Kinder, die bei den Eltern wohnen müssen, können einem leidtun. Entweder sind sie unselbstständig geblieben und klammern auch noch bei scharfem Gegenwind, wie in der köstlichen französischen Komödie Tanguy — Der Nesthocker aus dem Jahr 2001, am Zuhause ihrer Kindheit. Oder sie kehren aus einem eigenen Haushalt, den sie sich nicht mehr leisten können, notgedrungen zurück in den elterlichen. Der Regisseur Éric Lavaine erzählt in der Komödie Willkommen im Hotel Mama von diesem Phänomen, das unter dem Begriff Generation Bumerang vor allem in südeuropäischen Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit bekannt ist. Auch in Frankreich sollen mittlerweile Schätzungen zufolge 410.000 Menschen davon betroffen sein.
Stéphanie (Alexandra Lamy), eine 40-jährige, bis vor kurzem erfolgreiche Architektin, hat alles verloren. Ihrem kleinen Sohn, der beim Ex-Mann wohnt, kann sie kein eigenes Zimmer mehr bieten. Bei der Mutter Jacqueline (Josiane Balasko) in dem verschlafenen Städtchen in der Provence empfängt Stéphanie die vertraute Geborgenheit aus Kindertagen. Aber die Heizung ist zu stark aufgedreht, die Mutter hört die falsche Musik und sagt Dinge wie, dass eine Frau über 40 ja wohl weder einen Mann, noch Arbeit kriegen könne. Stéphanie lässt nichts unversucht, um schnell wieder in Lohn und Brot zu kommen, aber das Jobangebot, Prospekte mit Inlineskates an den Füßen zu verteilen, macht sie fassungslos.

So nimmt eine Komödie ihren Lauf, in der sich Mutter und Tochter mit dem Unterschied zwischen Gegenwart und ihren Vorstellungen voneinander auseinandersetzen müssen. Darf beispielsweise eine Mutter nach dem Tod des Vaters mit einem neuen Mann daherkommen? Jacquelines Lover wohnt im gleichen Haus, aber sie versteckt ihn vor ihren drei erwachsenen Kindern. Diese argwöhnen jedoch schon wegen ihrer seltsamen Ausreden, dass sie Alzheimer hat.

Das deutsche Kinopublikum liebt französische Komödien, und hat in der Regel auch allen Grund dazu. Denn sie verfügen meistens über großartige Darsteller und ihre Figuren setzen sich mit der Realität spielerisch auseinander. Deutsche Komödien tendieren hingegen zu dicken Pinselstrichen und haben daher oft ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Allerdings können auch französische Komödien gelegentlich die Balance zwischen Kommerz und Aussagekraft nicht halten und stranden dann schon mal in seichter Beliebigkeit. Willkommen im Hotel Mama verfügt über interessante DarstellerInnen, vor allem wecken Josiane Balasko und Alexandra Lamy hohe Erwartungen an den Unterhaltungswert der Mutter-Tochter-Beziehung. Aber diese werden nicht eingelöst, weil sich die Charaktere kaum vertiefen oder entwickeln können. Die Geschichte nippt an zu vielen Themen wie Liebe im Alter, geschwisterliche Eifersucht, Alzheimer, Arbeitslosigkeit, und kann sich dabei nicht so recht für ein Zentrum entscheiden. Also wird darauf verzichtet, und was ebenso schwer wiegt, die Inszenierung gestattet sich ungeduldiges Zusammenraffen, um ihr Problem mit dem Verzetteln zu lösen. Darunter leidet die Glaubwürdigkeit der Handlung, etwa wenn die Mutter ein Gespräch ihrer beiden Töchter heimlich belauscht und dann abrupt verschwindet, um Stéphanies Angelegenheiten gleich selbst zu regeln. Oder wenn Stéphanie ihrer Schwester den lieblosen Umgang mit ihrem Gatten anhand der Textnachrichten auf dem Handy demonstriert und nach wenigen Sekunden behauptet, sie habe schon einen Jahreszeitraum durchforstet.

Auch die Witze wirken leider sehr betulich und ihr Timing amateurhaft. Ihr Eindruck, irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein, passt jedoch wiederum zur gediegen-verträumten Silhouette des Provinzstädtchens und vor allem zur Inneneinrichtung von Mutters Wohnung. Hier, mit den hellen Holzstühlen, den vielen Rot- und Ockerfarben und den Vorhängen mit den großen Blumen, strahlt die Komödie pures Wohlgefühl aus. An diesen wunderbaren Aufnahmen des Interieurs kann man sich kaum sattsehen. Aber das alles ergibt nicht genug Relevanz für eine dringliche Kino-Empfehlung.

Willkommen im Hotel Mama

Erwachsene Kinder, die bei den Eltern wohnen müssen, können einem leidtun. Entweder sind sie unselbstständig geblieben und klammern auch noch bei scharfem Gegenwind, wie in der köstlichen französischen Komödie „Tanguy — Der Nesthocker“ aus dem Jahr 2001, am Zuhause ihrer Kindheit. Oder sie kehren aus einem eigenen Haushalt, den sie sich nicht mehr leisten können, notgedrungen zurück in den elterlichen.
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Meinungen

lara · 28.08.2016

Der Film ist leider ziemlich flach. Schade für französisches kino

Ziegler Helga · 18.08.2016

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