Voll auf die Nuss

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Der coole Frankie und das Knabberzeug

Hinter diesem amerikanischen Animationsfilm für Kinder, der sich laut Verleih „ganz in der Tradition von Ocean’s Eleven“ begreift, steht der Produzent der vier Shrek-Filme, John H. Williams. Dennoch setzt sich das turbulente Heist-Movie, dessen Helden tierische Waldbewohner sind, zwischen alle Stühle. Die Kombination aus Coolness und Bilderbuchnaivität erweist sich als sperrig und auseinanderstrebend. Zwar ist Voll auf die Nuss, das Langfilmdebüt des Regisseurs Ross Venokur, für das seine Frau Lenore ihr erstes Drehbuch schrieb, erkennbar liebevoll gemacht, aber weil er sich so wenig darum kümmert, zielgruppengerecht zu unterhalten, stellt er sich quasi selbstbewusst auf eine Außenseiterposition.
Frankie hat seiner Freundin Lola fast das Herz gebrochen: Anstatt zum abendlichen Rendezvous zu kommen, blieb er über zwei Monate weg. Allerdings geschah das nicht freiwillig, denn er landete in einer Wildtierauffangstation, aus der er nun ausbricht. Aber wird die fesche Lola, die in einem Nachtclub singt, ihn wieder zurückhaben wollen? Die Liebe lässt einen Mann nie los, aber sie muss warten, denn es gibt noch einige Dinge zu erledigen. Bei einem Spaziergang durch den Wald entdeckt Frankie nämlich, dass es keine Eicheln mehr an den Bäumen gibt! Sollen die Tiere des Waldes im Winter verhungern? Frankie muss einschreiten, denn er ist ein Eichhörnchen. Die Menschen einer Kosmetikfirma haben alle Eicheln mitgenommen, um daraus eine straffende Körpercreme herzustellen. Frankie rekrutiert also eine Mannschaft gewiefter Spezialisten, um den Einbruch in die streng gesicherte Fabrik zu planen und die Eicheln zurückzuholen.

Sämtliche Tiere, die Frankie in sein Team holt, repräsentieren menschliche Typen und sind entsprechend gekleidet. Frankie, der lässige, coole Mann trägt einen blauen Anzug mit Hut und Krawatte. Bellwood, der reiche Dachs, bevorzugt einen gemütlichen Morgenmantel in seinem stilvoll kühlen Penthouse hoch oben auf einem Baum. Die junge Schlange und Brillenträgerin Raitch, „die Hackerin“, versucht schon mal, den älteren Frosch und Teamkollegen Edsy, „das Eis am Stiel“, mitsamt Schirmmütze zu verschlingen. Zu Frankies Elf gehört auch die Ratte Liam, „der Parkourläufer“. Sie spricht mit französischem Akzent und legt während des Einbruchs einen schön animierten, veritablen Action-Stunt hin. Das kleine Stachelschwein Cody, „der Fez“, hingegen fällt durch tollpatschigen Slapstick auf, der in seiner plumpen Einfachheit so überhaupt nicht zu den temporeichen, smarten Dialogen und Einbruchsvorbereitungen passt. Um den Planungen halbwegs folgen zu können – von der Ausschaltung der Ultraschall-Lautsprecher am Fabrikgebäude, die zur Abwehr dienen, bis zum Einsatz eines als Kammerjäger verkleideten Roboters –, muss man nämlich bereits ein größeres Kind oder besser noch erwachsen sein.

Wirkt der Einfallsreichtum des Films auf inhaltlicher Ebene ziemlich unsortiert, so kommt er bei der visuellen Gestaltung besser zur Geltung. Frankies amüsierter, vergnügter Gesichtsausdruck wirkt wunderbar lebendig, wobei die feine Animation ihre Geheimnisse nicht auf den ersten Blick preisgibt. Greller sticht da schon die allgemeine Farbgebung ins Auge, mit ihrer Vorliebe fürs kräftig Bunte. Die Baumstämme sind alle rosa oder im Dämmerlicht lila getönt, und auf dem Waldboden liegt rotes Laub. Das wirkt auf durchaus spannende Weise so schräg wie überhaupt der Einfall, den Cabrio fahrenden Frankie und seine Crew in die Natur zu setzen. Das Las Vegas für Tiere, in dem Lola ihre tollen Songs vorträgt, ist da schon die passendere Umgebung. Irgendwie sind die Tiere aber in beiden Welten zu Hause und die merkwürdigen Menschen, die Eicheln stehlen, auch. Das wird nicht näher erklärt, die Beziehungen und Schnittmengen bleiben unklar. Als Talentprobe ist dieser eigenwillige Animationsfilm sicherlich nicht ganz verkehrt, aber für eine lustige Kinounterhaltung wirkt er doch reichlich unausgegoren.

Voll auf die Nuss

Hinter diesem amerikanischen Animationsfilm für Kinder, der sich laut Verleih „ganz in der Tradition von Ocean’s Eleven“ begreift, steht der Produzent der vier „Shrek“-Filme, John H. Williams. Dennoch setzt sich das turbulente Heist-Movie, dessen Helden tierische Waldbewohner sind, zwischen alle Stühle. Die Kombination aus Coolness und Bilderbuchnaivität erweist sich als sperrig und auseinanderstrebend.
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