Vivan las Antipodas

Eine Filmkritik von Festivalkritik Venedig 2011 von Patrick Wellinski

Auf der anderen Seite

Die Schönheit der Erde einfangen, das will – wie schon so viele andere Dokumentarfilme vor ihm – auch das neue Werk von Victor Kossakovsky ¡Vivan las Antipodas!. Der Ansatz, den der Film hierfür verfolgt, ist folgender: Er sucht sich zwei Länderpaare, die sich exakt auf der gegenüberliegenden Seite der Erde befinden. Diese Orte sind die titelgebenden Antipoden. Aus dieser geographischen Gegebenheit erhofft sich Kossakovsky genug erzählerische und visuelle Sprengkraft, um seinem Dokumentarfilm eine universelle Aussage über die Entstehung der Welt abzugewinnen.
Um diesen ambitionierten Plan zu realisieren, hat sich der russische Regisseur nicht nur reichlich an den Pools der deutschen Filmförderung bedient, sondern verfügt auch über genug überraschende Ideen, um die ersten 10 Minuten zu füllen. So inszeniert der Film beispielsweise die Ortswechsel innerhalb der einzelnen Antipoden-Episoden (z.B. Spanien – Neuseeland; Argentinien – China; Hawaii – Botswana) durch ansehnliche Kameradrehungen und Spiegelungen. So sieht man in einer Szene, eine ärmliche Hütte in Argentinien an einem stillen Bergsee und in ihm spiegelt sich die smogdurchsetzte Skyline Shanghais. Auch akustisch wird das Konzept teilweise umgesetzt. So ertönen in der Botswana-Episode traditionelle Hawaii-Klänge und umgekehrt hört man die Musik aus Botswana, während man die Vulkanlandschaft Hawaiis zu sehen bekommt.

Und genau in diesen zwei, drei Ideen erschöpft sich der komplette künstlerische Ansatz dieses Dokumentarfilms, der sich mit zunehmender Laufzeit, in eine äußerst nervige und nicht mehr enden wollende Dauerschleife aus Naturbildern, Kameradrehungen und einer fürchterlich übersteuerten Tonspur hineinsteigert. Selbstverständlich wäre es angebracht zu fragen, wieso sich gerade für ein solches, konzeptuell totes Filmprojekt die deutschen Fördertöpfe öffnen. Aber das eigentliche Ärgernis ist nicht das verlorene Steuergeld (auf Papier klang das Projekt sicherlich vielversprechend). Die wahre Enttäuschung ist dieser Film, der es erstaunlicherweise fertig bringt, jeder möglichen Erzählung aus dem Weg zu gehen, und sich aus unerfindlichen Gründen einbildet, im bloßen Zeigen geographischer Parallelen wertvolle Gedanken über die größten Themen unseres Daseins zu evozieren. Selbst Terrence Malick ist bei diesem Versuch in The Tree of Life gescheitert, allerdings hat er wenigstens seine Naturaufnahmen á la National Geographic nur auf ein Mindestmaß beschränkt.

Dabei hätte der Film in den Händen eines konsequenteren Regisseurs, wie beispielsweise James Benning, durchaus eine schöne alternative Reflexion zu unseren fest eingefahrenen Ordnungsweisen der Welt sein können. Durch das Zeigen der Parallelen hätten geo-politische Kategorisierungen wie Erste Welt und Dritte Welt oder Schwellenland und Entwicklungsland, aufgehoben werden können. Doch so verkommt das Ganze zu einer erstaunlich langweiligen Inszenierung von audiovisuellen Taschenspielertricks.

(Festivalkritik Venedig 2011 von Patrick Wellinski)

Vivan las Antipodas

Die Schönheit der Erde einfangen, das will – wie schon so viele andere Dokumentarfilme vor ihm – auch das neue Werk von Victor Kossakovsky „¡Vivan las Antipodas!“. Der Ansatz, den der Film hierfür verfolgt, ist folgender: Er sucht sich zwei Länderpaare, die sich exakt auf der gegenüberliegenden Seite der Erde befinden. Diese Orte sind die titelgebenden Antipoden.
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Meinungen

nachgebloggt · 22.09.2012

Die Bilder waren echt schön, ich fand es auch sehr spannend zu sehen was genau auf den entgegengesetzten Punkten auf der Erde so passiert, da denkt man ja öfters mal drüber nach, zumindest ich. Leider gab es hier keinen Sprecher, das hat mir gefehlt, mir hat gefehlt, dass mir jemand sagt, wo man gerade ist, was die Besonderheit ist und was überhaupt gerade passiert, stattdessen haben sich manchmal Menschen unterhalten, die man nicht verstanden hat, Weils zu leise war.

Hermine Speer · 05.03.2012

Der hinterletzte Mist!

Claudia D · 05.03.2012

Derganze Film war eine Zumutung! Wie kann man ein solches Thema nur so langweilig und einseitig gestalten! Schmalspurkino, ist das Geld nicht wert!

Dorothea Stolle · 23.02.2012

Ärgerlich, dass so ein spannendes Thema verschenkt und das Geld förmlich in den Nebel gesteckt wurde!