Viel Lärm um nichts (2012)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Wie es Whedon gefällt

Freunde treffen sich im Haus eines Filmemacherehepaars und spielen Shakespeares Komödie Viel Lärm um nichts. Damit ist die Entstehungsgeschichte des gleichnamigen Films von Joss Whedon gleichermaßen umrissen wie seine Hauptvorzüge und -nachteile. In einer Pause zwischen den Dreharbeiten und dem Beginn des Schnitts von Marvel’s The Avengers luden Joss Whedon und seine Frau, die Produzentin Kai Cole, einige ihrer besten Freunde in ihr Haus ein und widmeten sich Shakespeares Viel Lärm um nichts. Die Dreharbeiten dauerten nur knapp 12 Tage, geschnitten hat Joss Whedon den Film mit seinem Assistenten Daniel Kaminsky in den Mittagspausen und am Wochenende. Zusammen mit dem Music Supervisor Clint Bennett entwickelte er ein System, mit dem er Melodien und Klangstrukturen erschaffen konnte, so dass er mit der Unterstützung seines Bruders Jed Whedon erstmals auch als Komponist tätig war. Dann kümmerte sich Victor Ennis mit Dave Cole noch um den visuellen Stil – und fertig war Whedons Adaption von Shakespeares Komödie.

Erzählt wird die klassische Geschichte: Nach einem siegreichen Feldzug besucht Don Pedro (Reed Diamond) mit seinen Offizieren Benedikt (Alexis Denisof) und Claudio (Fran Kranz) den Gouverneur von Messina, Lenato (Clark Gregg). Auf den ersten Blick verliebt sich Claudio in Lenatos Tochter Hero (Jillian Morgese) und eine Hochzeit wird anberaumt. Während sich Benedikt mit Lenatos Nichte Beatrice (Amy Acker) spritzige Wortgefechte liefert, intrigiert Don Pedros Bruder Don Juan (Sean Maher) gegen das glückliche Paar, um seinen Bruder bloßzustellen, und bringt dadurch die Hochzeit in Gefahr.

Die Handlung vollzieht sich vor moderner Kulisse – Whedons Haus –, sprachlich wird aber an Shakespeares Originaltext festgehalten. Dadurch nehmen sich die Dialoge zusammen mit Spiel der Darsteller fremd aus – ohne Verfremdungseffekte entstehen zu lassen. Stattdessen wirken Monologe über die eigene Gefühlswelt, die beim morgendlichen Auf- und Ablaufen der Treppen zu Trainingszwecken aufgesagt werden, ebenso albern und glaubwürdig wie Beatrices Verlangen nach einem Duell, ein Heiratsantrag am ersten Abend des Kennenlernens, stellvertretendes Werben, die Intrige um die vermeintliche Unkeuschheit von Hero und ein vorgetäuschter Selbstmord. Dagegen hilft auch die Umdeutung nur wenig, die Whedon beispielsweise bei dem Verhältnis von Beatrice und Benedict vorgenommen hat. Sie kennen sich im Film aus einer früheren Beziehung. Ihr Verhältnis gewinnt dadurch an Tiefe, auch sind ihre starken Gefühle füreinander weitaus glaubwürdiger als Heros und Claudios Liebe auf den ersten Blick. Jedoch bleibt das Spannungsverhältnis aus Sprache und Ausstattung bestehen, aus dem weder ein neuer Ansatz noch ein Widerspruch, sondern allenfalls Irritation gewonnen werden kann. Deshalb gehen die Ironie und Doppelbödigkeit des Originals verloren, nur gelegentlich blitzten die klugen Dialogzeilen auf, die sich Beatrice und Benedikt zuwerfen, wird hier der Charme versprüht, den dieses Stück auch auszeichnet.

Whedons Film fehlt Dynamik und Struktur, auch gibt es keinen Grund oder gar visuellen Mehrwert, den Film in schwarzweiß zu drehen – abgesehen von der Betonung des „independent“ und „arthouse“. Immerhin verleiht die Einfachheit in der Entstehung dem Film durchaus Charme. Gerade die Musik ist dank einfacher Melodien und einiger netter Songs mit Shakespeare-Originaltexten sehr eingängig und indie-gefällig. Den Darstellern – insbesondere Amy Acker und Alexis Denisof – ist die Freude beim Spielen regelrecht anzusehen. Whedons Film hätte daher wie Shakespeares Stück einfach von einer Gesellschaft erzählen können, in der Gerüchte schnell entstehen und Leben zerstören können. Stattdessen ist Viel Lärm um nichts allenfalls die Fingerübung eines Regisseurs, der gerne mal einen Schwarz-Weiß-Film über Shakespeare drehen wollte.
 

Viel Lärm um nichts (2012)

Freunde treffen sich im Haus eines Filmemacherehepaars und spielen Shakespeares Komödie „Viel Lärm um nichts“. Damit ist die Entstehungsgeschichte des gleichnamigen Films von Joss Whedon gleichermaßen umrissen wie seine Hauptvorzüge und -nachteile. In einer Pause zwischen den Dreharbeiten und dem Beginn des Schnitts von „Marvel’s The Avengers“ luden Joss Whedon und seine Frau, die Produzentin Kai Cole, einige ihrer besten Freunde in ihr Haus ein und widmeten sich Shakespeares „Viel Lärm um nichts“.

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Meinungen

Apolike · 17.07.2014

Ich liebe diese Geschichte, würde ich mir auf jedenfall im Kino angucken, ist nur die Frage ob es bei uns in unseren kleinen Gemeinde auch gesendet wird, das ist leider oft der Fall das dort nur die großen Blockbuster gespielt werden und die guten Filme durchs Raster fallen.

stljo · 27.05.2013

"Sonst eher bekannt für Großprojekte" ????????????? Wer hat denn das geschrieben?
Joss Whedon erdachte Buffy, Angel, Firefly und Dollhouse, und wer diese Serien gesehen hat, weiß, dass eine Shakespeare - Adaption nur eine Frage der Zeit war.
Könnten die beiden sich treffen, sie würden bestimmt gute Freunde. Ich kann nur hoffen, dass der Film möglichst bald auch in Deutschland gezeigt wird.