Wir sagen Du! Schatz

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine besondere Form der weihnachtlichen Familienzusammenführung

Alle Jahre wieder kommt es in der Zeit rund um das Fest der Feste zu Familienstreitigkeiten, die nicht selten tragisch enden. Und Einsame, Singles oder nicht familiär eingebundene Menschen beklagen just in diesen Tagen vermehrt ihr Los. Single-Gesellschaft hin, Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung her: Weihnachten ist nach wie vor ein Fest der Familie – und zwar im Guten wie im Bösen.
Oliver Eckstein (Samuel Finzi) aus Berlin ist zweifellos einer der Einsamen, denen das bevorstehende Fest schwer zu schaffen macht. Doch statt sich resignierend seinem Schicksal zu ergeben, geht er aktiv gegen das drohende Ungemach vor und kidnappt sich kurzerhand das zusammen, was ihm für ein gelungenes Weihnachten am meisten fehlt – eine Familie. Eine „Mutti“ und damit treue Weggefährtin für die Familie hat Oliver bereits ins Auge gefasst, es ist Sofia (Nina Kronjäger), die frustrierte und trinkfreudige, aber nicht minder attraktive Frau seines Chefs. Der Rest der Familienbande wird auf der Straße oder anderswo zusammengeraubt: Das Baby wird direkt von der Babyklappe rekrutiert, dazu kommt der 9-jährige Ennio (Ennio Incannnova), den Oliver auf einem Spielplatz auftreibt – auch ihn vermisst offensichtlich niemand. Die Großmutter der Familie (Margot Nagel) wird flugs aus dem Altersheim geholt – nebst einer Dogge namens Cleo; und dann taucht auch noch die Streunerin Maya (Anna Maria Mühe) in dem leer stehenden Plattenbau auf, um ein warmes Plätzchen zum Schlafen zu finden. Sie wird kurzerhand zur Tochter ernannt. Komplettiert wird die Gruppe schließlich noch durch den Alt-Kommunisten Horst (Harald Warmbrunn), der in der Wohnung nebenan als letzter verbliebener Mieter ein einsames Dasein fristet und das Appartement gegen die Wessi-Spekulanten verteidigt. Doch das erzwungene harmonische Beisammensein, das unter anderem darauf beruht, dass der Fahrstuhl defekt und das Treppenhaus zugemauert ist, erweist sich als schwieriges Unterfangen. Denn neben Oliver haben auch alle anderen Familienmitglieder ihr Päckchen zu tragen; hier in dieser Versuchsanordnung sollen sie – so Olivers Wunsch – auch Gelegenheit haben, zu sich selbst zu finden – eine Mischung aus Big-Brother-Container und Gruppentherapie also. Natürlich dauert es nicht lange, bis die schwelenden Konflikte offen ausbrechen, trotz Olivers strengem Verhaltenskodex – ein harmonisches Weihnachtsfest jedenfalls sieht anders aus…

Marc Meyers Debüt Wir sagen Du! Schatz ist ein Film mit einigem Licht und viel Schatten. Basierend auf einer schlichten Grundidee erzählt der Filmemacher einiges über die Single-Gesellschaft und die verbreitete Sehnsucht nach Gemeinsamkeit, Geborgenheit und familiärem Zusammenhalt, ohne dabei kitschig und rührselig zu werden. Leider vernachlässigt Meyer bei allem Eifer jegliche Erklärung für Olivers absonderliches Verhalten und setzt dem noch durch eine merkwürdige Schlusspointe noch eins oben drauf, was zwar für einige Lacher sorgen wird, jedoch nach dem Verlassen des Kinos schnell dafür sorgen dürfte, dass die richtigen und wichtigen Aussagen des Films dann doch im Geschmunzel über einen teilweise heiteren Kinobesuch untergehen werden. Innerlich abgehakt ist der Film dann doch recht schnell. Und das ist schon ein wenig schade.

Wir sagen Du! Schatz

Alle Jahre wieder kommt es in der Zeit rund um das Fest der Feste zu Familienstreitigkeiten, die nicht selten tragisch enden. Und Einsame, Singles oder nicht familiär eingebundene Menschen beklagen just in diesen Tagen vermehrt ihr Los.
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Meinungen

Klaus aus Wilmersdorf · 06.12.2007

Ein Lichtblick im herbstlich trüben Kinoprogramm.

@Gast · 01.12.2007

Das war IRONIE

· 30.11.2007

Linnemann, bist Du Dir da vollkommen sicher? Kenn auch gute Filme, die nicht bei Zorro waren / sind ...

Linnemann · 20.11.2007

Die haben echt die geilsten Filme!

Klaus · 16.11.2007

6 x Top-Wertung

Hey, ist das etwa ein Zorro-Film?

Sven · 15.11.2007

Der Film ist eine tolle Überraschung: witzig, sehr gute Dialoge, und phasenweise spannend. Die nachdenklichen Momente gelingen ohne Rührseligkeit. Meyer gelingt es, eine gute, simple Idee in einen abendfüllenden Film zu packen. Das Schauspieler-Ensemble spielt klasse - nach "Shoppen" eine weitere gelungene Komödie, die ohne Klamauk daher kommt. Sehenswert.