When the Game Stands Tall

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Zu dick aufgetragen

Billy Wilder wäre von diesem Film gewiss nicht begeistert gewesen. Wenn jemand eine Botschaft habe, meinte der Komödienspezialist, solle er zur Post gehen und ein Telegramm versenden. Aus When The Game Stands Tall springt den Zuschauer in fast jeder Szene eine Lebensweisheit an. Die Sportlerbiografie, in der es nicht allein um Footballtrainer Bob Ladouceur, sondern gleichfalls um sein Team und seine Familie geht, gehört zur Offensive christlicher Filme, die in den letzten Jahren verstärkt ins US-Mainstreamkino hinüber schwappt. Dagegen ist per se nichts einzuwenden, doch allzu aufdringlich sollte man die Forderung für Nächstenliebe und selbstloses Verhalten nicht aufziehen.
Da verwundert es nicht, dass die Trainerlegende von Jim „Jesus“ Caviezel (Die Passion Christi) gespielt wird. Sein Team führte der Coach an der De La Salle-Highschool zu einer zwölfjährigen Siegesserie. Doch angesichts seiner Erfolge mit den „Spartans“ muss er sich bald eingestehen, zunehmend seine Familie vernachlässigt zu haben. Sein eigener Sohn, Teil der Mannschaft, wünscht sich dennoch lieber einen guten Trainer als einen lahmen Vater. Trotzdem sucht der nach 151 Spielen immer noch ungeschlagene Ladouceur weiterhin nach dem Sinn von Herausforderungen. Vor einer neuen steht er, als zahlreiche seiner Spieler ans College wechseln und die Mannschaft zunehmend auseinanderfällt.

Wenn man den „Man of Faith“ in einem Moment mit Zigarette sieht, mag man sich über sein schlechtes Vorbild für die Jugend wundern, doch die Strafe folgt auf der Stelle. Bob Ladouceur erleidet einen Herzinfarkt und landet im Krankenhaus. Dadurch fällt er für längere Zeit aus, was sich negativ auf den Zusammenhalt der Mannschaft und ihre Siegesserie auswirkt. Zwischen urbaner Gewalt und den Egos der jungen Spieler droht der Teamgeist auf der Strecke zu bleiben. Dabei machte Ladouceur unmissverständlich klar, dass es ihm nicht allein auf das Gewinnen ankommt, sondern auf Glauben, Respekt, Vertrauen und Verantwortung.

Regisseur Thomas Carter setzt genau dort an, wo er neun Jahr zuvor mit Coach Carter aufhörte. Selbst wenn When The Game Stands Tall dieses Mal mit keinem knallharten Spielleiter aufwartet und auf die Teenagerromanzen verzichtet (dafür steht das Familienleben im Vordergrund), folgt die aktuelle Biografie doch im Wesentlichen den gleichen Plotpunkten wie dem Tod eines schwarzen Jugendlichen oder den Generationskonflikten. Nur fiel der Vorläufer zwar ähnlich vorhersehbar, doch wesentlich packender aus. Lange muss man warten, bis es zu mitreißenden Football-Einlagen kommt.

Gegen Ende kann Carter endlich sein Talent für intensiv inszenierte Mannschaftskämpfe beweisen, wenn er auf einen Wechsel aus Zeitlupe und Beschleunigung, auf eine Kombination aus Totalen und Detailaufnahmen von Spielfeld, Trainerbank oder Zuschauerreaktionen sowie auf ein überhöhtes Sounddesign baut. Doch selbst hier wird die Story von aufdringlichen Stereotypen wie dem von Clancy Brown (Starship Troopers) verkörperten arroganten Vater geprägt, der von seinem Sohn nur Rekorde fordert und ihn als eine Art Trophäe ansieht. Damit wird er zum Antagonisten für die um Zusammenhalt bemühten Methoden von Trainer Ladouceur aufgebaut.

Am Ende des von Archivbildern angereicherten Nachspanns folgt der Appell: „Be Moved“. Man wäre es von Thomas Carters neuer Sportlerbiografie ebenfalls, würde sie weniger auf dick aufgetragene Botschaften bauen.

When the Game Stands Tall

Billy Wilder wäre von diesem Film gewiss nicht begeistert gewesen. Wenn jemand eine Botschaft habe, meinte der Komödienspezialist, solle er zur Post gehen und ein Telegramm versenden. Aus „When The Game Stands Tall“ springt den Zuschauer in fast jeder Szene eine Lebensweisheit an.
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