War Dogs (2016)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Gewitzt und ohne Skrupel

Unglaublich, aber wahr ist das, was Hangover-Regisseur Todd Phillips in seinem neuen Spielfilm auf die Leinwand bringt. In einer Mischung aus Lord of War und The Big Short erzählt War Dogs die dramatisch ausgeschmückte Geschichte der Waffenhändler David (Miles Teller) und Efraim (Jonah Hill), zweier Jungspunde, die vor einigen Jahren lukrative Deals mit der US-Regierung abschließen konnten, darunter auch einen knapp 300 Millionen Dollar schweren Rüstungsauftrag für eine Lieferung nach Afghanistan. Wenig überraschend inszeniert Phillips die Geniestreiche des Duos in erster Linie als knackige Buddy-Komödie mit Abstechern in den Bereich des Wirtschaftskrimis. Ausgegoren wirkt das Endergebnis sicher nicht. Erinnerungswürdig ist aber auf jeden Fall die Performance von Jonah Hill, der hier, ähnlich wie in Martin Scorseses The Wolf of Wall Street, fulminant aufspielt.

Als Massagetherapeut versucht der in Miami beheimatete David, so gut es eben geht für sich und seine Freundin Iz (Ana de Armas) zu sorgen. Um ihr Leben auf sichere Füße zu stellen, will der junge Mann zudem im großen Stil hochwertige Bettlaken an Altersheime vertreiben, legt mit diesem Vorhaben aber eine ordentliche Bauchlandung hin. Nur gut, dass er auf einer Trauerfeier seinen alten Kumpel Efraim wiedertrifft, der inzwischen Waffen über das Internet verkauft und sich dabei eine wenig bekannte Praxis zunutze macht. Seit kurzem schreibt die Bush-Regierung Rüstungsaufträge online aus, sodass auch kleine Fische Chancen auf saftige Häppchen haben. Als Efraim seinen alten Schulfreund mit ins Boot holen will, ist David zunächst hin- und hergerissen. Die Aussicht auf schnelle Gewinne und der Umstand, dass seine Freundin schwanger ist, lassen seine moralischen Zweifel jedoch schnell verfliegen.

Erstaunlich ist es allemal, dass zwei Jungunternehmer plötzlich im internationalen Waffenbusiness mitmischen und sich auf diese Weise ihren amerikanischen Traum erfüllen. Das sehen auch der Regisseur und seine Koautoren so, die Efraims und Davids Verwunderung über die Regelung der US-Administration wiederholt zum Ausdruck bringen. Aufrüttelnde Qualitäten besitzt War Dogs allerdings nur in Ansätzen, da die Begebenheit trotz durchscheinender Systemkritik vor allem als lustiges Kuriosum beschrieben wird. Phillips grenzt sich damit von der bissig-komplexen Börsensatire The Big Short ab, die ebenso wie The Wolf of Wall Street bei der formalen Gestaltung Pate stand. Schnelle Schnitte, Texteinblendungen, Standbilder, Zwischentitel und eine ironische Musikuntermalung sollen dem auf einem Rolling-Stone-Artikel basierenden Buddy-Film Verve und Komik verleihen, was anfangs aber nicht recht funktionieren will. Allzu deutlich wird David als sympathischer Loser und Durchschnittsbürger mit Existenzsorgen vorgestellt, der den Zuschauer langsam in ein abenteuerliches Universum geleiten soll. Selbstredend, dass seine Voice-Over-Kommentare das Geschehen immer wieder einordnen.

Ins Rollen kommt War Dogs erst, als die beiden Protagonisten für eine Lieferung an die US-Armee in den Nahen Osten reisen und eine Odyssee durch gefährliches Gelände antreten. Von diesem Zeitpunkt an sitzen die Pointen besser, wenngleich das Drehbuch auch weiterhin Klischees bemüht und Subtilität zu einem raren Gut erklärt. Die Gegensätzlichkeit der Hauptfiguren befeuert nun merklich den Komödienmotor und gibt Jonah Hill ausreichend Gelegenheit, voll aufzudrehen. Als energiegeladener, vom Gangsterfilmklassiker Scarface geradezu besessener Verwandlungskünstler reißt er viele Szenen an sich und sorgt für einige der witzigsten Momente – etwa wenn er aufgebracht über die Bedeutung seines Firmennamens AEY diskutiert. Überraschende Akzente setzt auch Mitproduzent Bradley Cooper, der einen schmierig-skrupellosen Waffenhändler mit dicken Brillengläsern verkörpert.

Dass die Rechnung trotz amüsanter Eskapaden nur bedingt aufgehen will, liegt hauptsächlich am Drehbuch, das komödiantische Aspekte, Kriminalfilmelemente und Davids aus den Fugen geratendes Familienleben etwas ungelenk verbindet. Kriegsgegnerin Iz, die von ihrem Freund anfangs über seinen plötzlichen Geschäftserfolg belogen wird, nimmt lediglich die Rolle einer hübschen Randfigur ein und wechselt ihre Haltung recht beliebig. Als sie erfährt, womit ihr Partner gutes Geld verdient, arrangiert sie sich ohne weiteres mit seinem Handeln und dem neuen luxuriösen Lebensstil, nur um etwas später doch das Weite zu suchen. Ein Entschluss, der den Zuschauer kaltlässt, da er nach einiger billigen Erzählkonvention riecht. Verschenktes Potenzial offenbart sich auch beim Umkippen der Handlung ins Dramatische und Düstere. Gegen Ende gerät mit einem Mal die Freundschaft der Protagonisten in eine große Krise. Doch Phillips und seine Koautoren handeln diese Entwicklung viel zu hastig ab, als dass sie den Betrachter nachhaltig erschüttern könnte. Mängel, die man mit etwas Feinschliff leicht hätte beheben können.
 

War Dogs (2016)

Unglaublich, aber wahr ist das, was „Hangover“-Regisseur Todd Phillips in seinem neuen Spielfilm auf die Leinwand bringt. In einer Mischung aus „Lord of War“ und „The Big Short“ erzählt „War Dogs“ die dramatisch ausgeschmückte Geschichte der Waffenhändler David(Miles Teller) und Efraim(Jonah Hill), zweier Jungspunde, die vor einigen Jahren lukrative Deals mit der US-Regierung abschließen konnten, darunter auch einen knapp 300 Millionen Dollar schweren Rüstungsauftrag für eine Lieferung nach Afghanistan.

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Meinungen

Kathy · 07.10.2016

kann ma schon mal machen